Boshaft. „Ich sag' Dir. Olga: Alle Männer sind Egoisten — sie
denken nur immer an sich." — „Dein Mann doch nicht. Trudl. der
denkt immer an eine andere."
MekDneik.
iOer Jranz is a faubrcr, a luftiger Bua.
Huf den spitzen d’ Madeln und geb’n gar koa’ Ruab’.
Die Resl bet’t oft zu ibr’m Damenspatron,
6r (oll ’n ibr do’ Icbcnka, ihrer Lugend zum Lohn.
Die Mir! an Sott Data glei' selber sl' wend't,
0b er ihr den Jranzl net ausliefern könnt'.
0’rad’ neugieri’ bin i’, wer ’n kriagt, untern Jranz —
JTm 6nd’ g’winnf doch d' Mirl mit der bö b ern Instanz.
O. Jegerl.
Literaturgl 0 sse.
Dichter »erhalten sich ihren Musenkindern gegenüber
genau so wie andere Väter: Sie lieben oft gerade
die mißratenen am meisten? ©. §. w.
Uneige» n ü tz i g.
Erbtante (auf dem Krankenlager): „Es geht mit
mir zu Ende — ich gratuliere Euch, Kinder!"
G e d ä ch t n i s k n n st l e r.
„Ich kenne alle Telcphonnummern." — „Fabel-
haft!" — „Ja — nur weiß ich nicht, wem sie gehören."
Orn MUle den kleinen.
J)ie Schwalbe, die mit regenfeuchten Schwingen
Die Brust ins (Detter wirft, sich durchzuringen —
Der Käfer, freventlich vom Halm geschmettert,
Der gleich von neuem unablässig klettert —
Dnd am zerrissenen Hetz die flinke Spinne:
(Deift jedes gleich, wie man dem Leid entrinne I
Bernhard $d)äfer.
Der Geelenzopf.
eut’ ist Markttag. Da kommen viele Leute vom Land
herein in die Stadt.
Beim lserrn Amtmann klopft es bescheiden an der Tür’.
Line wohlgekleidete Frau aus einem der benachbarten Flecken
ist es.
„lserr Amtmann!" sagt sie, ein wenig verlegen. „Sie haben
mir voriges Jahr in der Sach’ wegen unserm Mündel so einen
guten Rat 'geben, lherr vergelt's Gott heut' noch tausendmal I
Alleweil schon hätt' ich mich gern ein kleines Bißl dankbar 'zeigt.
Jetzt steht Allerheiligen vor der Tür'. Und wir haben eine Leb-
zelterei. Und da haben wir so schöne Seelenzöps' 'backen, wie's
halt der Brauch ist zu dem Fest. Und da macht' ich mir erlauben . . ."
Sie macht einen unbeholfenen Unix, legt ein großes weißes
Papierpaket auf den Tisch und ist schon wieder draußen auch.
Bis der lserr Amtmann aus denr dicken Akt aufgeschaut hat,
mit dem er g'rad' beschäftigt war, bis er das Augenglas auf die
Nas' geschoben hat und aufgestanden ist, war sie fort.
„Frau!" ruft er und geht auf die Tür'zu. „Liebe, gute Frau!
Das gibt's nicht — das ist wie eine Art nachträgliche Bestechung —
ein Beamter darf nichts annehmen. ..."
Lr schaut auf den Gang hinaus und eilt bis zur Treppe —
von ihr ist nichts mehr zu sehen.
Beunruhigt und ratlos geht er in sein Zimmer zurück und
öffnet das saubere weiße Papier.
wunderschön liegt da ein riesengroßer Seelenzopf: Aus feinen:
Biskuitteig gebacken, schlingen sich die verschiedenen Zöpfe kunst-
voll zu einem länglichen, doppeltdicken Backwerk ineinander, das in
der Mitte breit ist und oben und unten spitz zugeht. Drüber ist
ein appetitlicher Guß aus Schaumzucker und auf diesem wieder
sind allerlei Verzierungen aus verzuckerten Früchten. An beiden
Enden und in der Mitte steckt je eine rote Papierrose.
Kurz und gut, ein prächtiger „Seelenzopf", der jedem anderen
eine Mordsfreude gemacht hätte. Nur dem guten kjerrn Amtmann
in seiner Gewissenhaftigkeit bereitet er Zweifel und Unbehagen.
„was soll ich denn damit anfangen?" murmelt er. „Ich kenn'
die Frau gar nicht. ..."
Lr geht in ernsten Gedanken an die Nebentür' und öffnet
diese: „Da schauen S' einmal herein, lserr Sekretär!"
„Ah!" sagt der Sekretär bewundernd. „Der schöne Seelen-
Zvpfl"
„was soll ich denn damit anfangen? Line unbekannte Frau,
die einmal einen Rat von mir bekommen hat, ist damit dagewesen
— aus Dankbarkeit — aber das geht ja nicht — man muß ihr
nachforschen. . . ."
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denken nur immer an sich." — „Dein Mann doch nicht. Trudl. der
denkt immer an eine andere."
MekDneik.
iOer Jranz is a faubrcr, a luftiger Bua.
Huf den spitzen d’ Madeln und geb’n gar koa’ Ruab’.
Die Resl bet’t oft zu ibr’m Damenspatron,
6r (oll ’n ibr do’ Icbcnka, ihrer Lugend zum Lohn.
Die Mir! an Sott Data glei' selber sl' wend't,
0b er ihr den Jranzl net ausliefern könnt'.
0’rad’ neugieri’ bin i’, wer ’n kriagt, untern Jranz —
JTm 6nd’ g’winnf doch d' Mirl mit der bö b ern Instanz.
O. Jegerl.
Literaturgl 0 sse.
Dichter »erhalten sich ihren Musenkindern gegenüber
genau so wie andere Väter: Sie lieben oft gerade
die mißratenen am meisten? ©. §. w.
Uneige» n ü tz i g.
Erbtante (auf dem Krankenlager): „Es geht mit
mir zu Ende — ich gratuliere Euch, Kinder!"
G e d ä ch t n i s k n n st l e r.
„Ich kenne alle Telcphonnummern." — „Fabel-
haft!" — „Ja — nur weiß ich nicht, wem sie gehören."
Orn MUle den kleinen.
J)ie Schwalbe, die mit regenfeuchten Schwingen
Die Brust ins (Detter wirft, sich durchzuringen —
Der Käfer, freventlich vom Halm geschmettert,
Der gleich von neuem unablässig klettert —
Dnd am zerrissenen Hetz die flinke Spinne:
(Deift jedes gleich, wie man dem Leid entrinne I
Bernhard $d)äfer.
Der Geelenzopf.
eut’ ist Markttag. Da kommen viele Leute vom Land
herein in die Stadt.
Beim lserrn Amtmann klopft es bescheiden an der Tür’.
Line wohlgekleidete Frau aus einem der benachbarten Flecken
ist es.
„lserr Amtmann!" sagt sie, ein wenig verlegen. „Sie haben
mir voriges Jahr in der Sach’ wegen unserm Mündel so einen
guten Rat 'geben, lherr vergelt's Gott heut' noch tausendmal I
Alleweil schon hätt' ich mich gern ein kleines Bißl dankbar 'zeigt.
Jetzt steht Allerheiligen vor der Tür'. Und wir haben eine Leb-
zelterei. Und da haben wir so schöne Seelenzöps' 'backen, wie's
halt der Brauch ist zu dem Fest. Und da macht' ich mir erlauben . . ."
Sie macht einen unbeholfenen Unix, legt ein großes weißes
Papierpaket auf den Tisch und ist schon wieder draußen auch.
Bis der lserr Amtmann aus denr dicken Akt aufgeschaut hat,
mit dem er g'rad' beschäftigt war, bis er das Augenglas auf die
Nas' geschoben hat und aufgestanden ist, war sie fort.
„Frau!" ruft er und geht auf die Tür'zu. „Liebe, gute Frau!
Das gibt's nicht — das ist wie eine Art nachträgliche Bestechung —
ein Beamter darf nichts annehmen. ..."
Lr schaut auf den Gang hinaus und eilt bis zur Treppe —
von ihr ist nichts mehr zu sehen.
Beunruhigt und ratlos geht er in sein Zimmer zurück und
öffnet das saubere weiße Papier.
wunderschön liegt da ein riesengroßer Seelenzopf: Aus feinen:
Biskuitteig gebacken, schlingen sich die verschiedenen Zöpfe kunst-
voll zu einem länglichen, doppeltdicken Backwerk ineinander, das in
der Mitte breit ist und oben und unten spitz zugeht. Drüber ist
ein appetitlicher Guß aus Schaumzucker und auf diesem wieder
sind allerlei Verzierungen aus verzuckerten Früchten. An beiden
Enden und in der Mitte steckt je eine rote Papierrose.
Kurz und gut, ein prächtiger „Seelenzopf", der jedem anderen
eine Mordsfreude gemacht hätte. Nur dem guten kjerrn Amtmann
in seiner Gewissenhaftigkeit bereitet er Zweifel und Unbehagen.
„was soll ich denn damit anfangen?" murmelt er. „Ich kenn'
die Frau gar nicht. ..."
Lr geht in ernsten Gedanken an die Nebentür' und öffnet
diese: „Da schauen S' einmal herein, lserr Sekretär!"
„Ah!" sagt der Sekretär bewundernd. „Der schöne Seelen-
Zvpfl"
„was soll ich denn damit anfangen? Line unbekannte Frau,
die einmal einen Rat von mir bekommen hat, ist damit dagewesen
— aus Dankbarkeit — aber das geht ja nicht — man muß ihr
nachforschen. . . ."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Boshaft"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1919
Entstehungsdatum (normiert)
1914 - 1924
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 151.1919, Nr. 3875, S. 216
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg