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Oie Oackelpyramide.

Zpruch.

6e> jeder freu de auri, {jeifjt am Rosenstrauch

Oie Dornen jüfjlett.

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5irf) mit Zmeifetn quälen,

Immer bleibt etwas hängen.

j ei dem reichen Kunsthistoriker Dr. pituefe sind ein Dutzend freunde ge-
laden. Die Unterhaltung ist sehr lebhaft und bewegt sich über aller-
hand entgegengesetzte Gebiete hin. Liner der Gäste bringt das Ge-
spräch aus das bekannte lateinische Sprichwort: „Semper aliquicl baeret — Immer
bleibt etwas hängen!" und belegt diesen Satz mit einigen Beispielen. Ulan redet
für und wider.

Besonders Artur, der Jurist, bestreitet die Richtigkeit des Gemeinplatzes. Lr
spricht sich immer mehr in die lfitze hinein. Ls beschwert sein Rechtsbewußtsein,
daß jede-üble Nachrede, jeder verdacht, jedes Mißverständnis, jede Verleumdung so
bösartige Folgen haben müßte, daß an dem davon Betroffenen etwas haften bleibe.

vor lauter Lifer entgleitet ihm das außerordentlich zierliche, aus feinstem
Silber gearbeitete Eislöffelchen und fällt auf den Teppich. Lr greift darnach,
macht aber gleichzeitig eine ungeschickte Bewegung mit dem Fuß und zertritt
dadurch den Löffel in zwei Teile. 'Siedehitze steigt in seine Stirne. Denn er
weiß, daß gerade diese Löffel Kunstwerke sind, auf welche die bfausfrau ganz
besonders stolz ist. Line Minute sitzt er wie gelähmt und wirft verstohlene Blicke
unter den Tisch auf die Trümmer der von ihm zerstörten Kostbarkeit.

Kein anderer Ausweg eröffnet sich ihm: Er muß sehen, den Löffel heimlich
einzustecken, bei dem ersten Goldschmied der Stadt wieder Herstellen zu lassen und
dann auf irgend eine weise — wie, das kommt nachher — in den Besitz der
Bausfrau zurückzuschaffen.

In Todesängsten bückt er sich. Line halbe Minute Böllenqual verrinnt,
bis cs ihm gelungen ist, die beiden Löffelteile zu fassen und heinilich in feine
Tasche zu praktizieren.

Die angeregte Unterhaltung, der gelungene Löffelschmuggel, die Angst, daß
er nicht doch noch entdeckt wird — kurz und gut, alles zusammen verleitet ihn,
den guten weinen und dem vorzüglichen Sekt mehr zuzusprechen, als für ihn
heilsam ist.

Die Folge davon — wie sich solche Dinge schon immer folgen, wenn es sein
soll! — ist die, daß er zu später Nachtstunde in einer benachbarten Straße mit
überlauter Stimme ein Loblied auf den Mond anhebt. Lin Schutzmann kommt
dazu und nimmt ihn fest, weil er in seiner hartnäckigen Verbohrtheit, seinen
Namen nicht nennen will. Lr wird auf die polizei geführt.

Dort unterwirft ihn ein besonders gewissenhafter Beamter einer Leibes-
untersuchung, bei der man den wertvollen Fund entdeckt.

„wie kommen Sie denn dazu?" sagt der Beanite, in dessen Birn sich sofort
eine Reihe von Kombinationen aneinanderspinnen.

Artur starrt mit entsetzten Blicken — ein Bild des schlechten Gewissens —
die beiden Löffelteile an.

„Ich" — meint er — „ich. . . ."

Ls ist ihm klar, daß er sich eher Daumenschrauben anlegen lassen muß,
che er das Geheimnis verraten darf. Denn das würde unzweifelhaft eine Nach-
frage bei piwekes und damit die Entdeckung des ganzen, äußerst peinlichen Vor-
falles Hervorrufen. Also verweigert er die Antwort.

„Dann muß ich Sie hierbehalten," sagt der Beamte.

Man bringt ihn in eine Arrestzelle, in der er eine sehr unangenehnie Nacht
hat. Denn es ist weder warm noch ruhig genug, um schlafen zu können. Auch
glaubt er auf der Matratze allerhand kleine Beweglichkeiten zu bemerken, die
ihin sehr unangenehm sind.

Jedenfalls hat er Zeit, feine Lage gründlich zu überdenken. Dabei kommt
er zu dem Entschluß, wenn alle Stricke reißen sollten, morgen seinen Freund
piweke eben doch herzubitten und ihn unter dem Siegel der strengsten Ver-
schwiegenheit in die Sache einzuweihen, weil er nicht weiß, wie auf andere
Art loszukommen, falls die polizei ihn nicht ohne Aufklärung freigeben will.

Das will sie aber nicht.

Der neue Beamte beim Frühverhör sagt ihn, rundweg, daß er entweder die
Sache nnt dem Löffel genau erläutern oder bis auf weiteres dableiben müsse.

Ls bleibt ihm also nichts anderes übrig, als piweke Herbitten zu lassen.

piweke erscheint etwas verdrießlich und übernächtig, hört die vertrauliche

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Dackelpyramide"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Roeseler, August
Entstehungsdatum
um 1919
Entstehungsdatum (normiert)
1914 - 1924
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 151.1919, Nr. 3877, S. 235

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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