Sache hervorgehen und den Triumph auf seine Seite bringen. —
Aber wie?
Den ganzen Tag lief er int fjaus herum und dachte darüber
nach. Als es dunkel wurde, dämmerte ihm ein Gedanke und, bis
es völlig Nacht war, hatte sich der plan in feinem Kopf ausgereift.
Ja, so ging's! Auf ganz einfache und doch großartige Weife.
Tr legte sich in feinem Schlafzinimer auf die Lauer und lauschte.
Lang rührte sich nichts. Schon schlug es Mitternacht — da hörte er
plötzlich leise Schritte in der Nähe. Sie bogen an der Seite des
lfauses in den Garten ein und näherten sich dem Kellerfenster.
Nun hörte er, wie sie es vorsichtig aushoben und hineinkrochen.
Ls waren ihrer mehrere.
Mit überlegenem Lächeln zündete er seine Lahrradlaterne an
und schlich sich leise in den Keller.
Dort ließ er plötzlich das Licht auf die überraschte Gruppe
fallen, die eben beim Linstecken der Sektflaschen war.
„Ah, guten Abend, liebe Lreunde!" sagte er lächelnd. „Bittei
Bitte! Laßt Luch nicht stören! Ich bin durchaus nicht der, für den
Ihr mich anscheinend haltet. Wenn erst ein paar Wochen von der
Trauerzeit verstrichen wären, würde ich Luch schon eingeladen haben.
Da Ihr aber nicht so lang warten wollt, bitte, greift nur zu!
Nehmt Luch nur ruhig! Lin volles Dutzend Llaschen über-
lasse ich Luch. Also los! Sackt ein! Ihr seid doch sonst nicht
so bescheiden. Ich sehe schon, ich muß Luch tatsächlich allein lassen,
sonst geniert Ihr Luch zu sehr!"
Mit lautem fröhlichem Lachen ging er aus dem Keller und
freute sich darüber, weil sein plötzliches Erscheinen und seine un-
vermutete Großmut die Lreunde so verblüfft hatten, daß sie offenbar
ganz perplex gewesen waren.
Nach einiger Zeit, als er ihr Geschäft für geendet hielt, guckte
er neugierig zuni Lenster hinaus, um sie abzichen zu sehen.
Aber die Straße war leer und ruhig . . .
Nein, nicht doch!
Da kamen etliche den weg herauf gegen sein lfaus zu.
Der Zorn stieg ihm zu Kopf. Was war denn das? Ah, das
ging denn doch zu weit! Die Kerle wollten noch ein zweites
Mal . . . Nein, nein, nein! Alles was recht war.
Spornstreichs rannte er auf die Straße hinaus und der kleinen
Schar entgegen.
„Ich meine doch" — rief er — „Ihr habt an einem Dutzend
Llaschcn genug. Wollt Ihr Luch am Lnde noch niehr
holen?"
Seine Lreunde schauten erst sich, dann ihn verwundert an.
„Wie? Lin Dutzend Llaschen?! Du spinnst wohl. Wir hätten
allerdings jetzt eine gewisse Absicht ausgeführt . . . ."
Lr blickte sie einen Moment verblüfft an. Dann stieß er einen
Schrei aus und stürzte davon. Sie eilten ihm nach und fanden ihn
erst im Keller wieder, wütend, verzweifelt stand er dort und leuchtete
im Keller herum: „Die elenden Schufte!" schrie er. „Ls waren echte
Gauner und nicht mit einem Dutzend Llaschen haben sie sich
begnügt — alle, alle fünfzig sind sie fort!"
„Was?" sagte der Lörster. „Lchte Gauner?! Alle fünf-
zig Llaschen fort?! Was für ein Teufel ist denn da int Spiel?!"
Wenn sie gewußt hätten, daß der Teufel ihr armer, guter,
gewissenhafter Lrcund Schulze war, der mit seinem Brief das ganze
Unheil angerichtet hatte! Aber der hütete sich, wie er von der
Sache erfuhr, auch nur ein Wort zu schnaufen. Sie hätten ihm
bei lebendigem Leib die thaut abgezogen.
Sonst nichts in ehr.
„Ich möchte jetzt ein
wenig schlafen, Edgar
verhalte Dich ruhig,
daß Du mich ja nicht
weckst!"
„Ich werde mich
hüten!"
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Aber wie?
Den ganzen Tag lief er int fjaus herum und dachte darüber
nach. Als es dunkel wurde, dämmerte ihm ein Gedanke und, bis
es völlig Nacht war, hatte sich der plan in feinem Kopf ausgereift.
Ja, so ging's! Auf ganz einfache und doch großartige Weife.
Tr legte sich in feinem Schlafzinimer auf die Lauer und lauschte.
Lang rührte sich nichts. Schon schlug es Mitternacht — da hörte er
plötzlich leise Schritte in der Nähe. Sie bogen an der Seite des
lfauses in den Garten ein und näherten sich dem Kellerfenster.
Nun hörte er, wie sie es vorsichtig aushoben und hineinkrochen.
Ls waren ihrer mehrere.
Mit überlegenem Lächeln zündete er seine Lahrradlaterne an
und schlich sich leise in den Keller.
Dort ließ er plötzlich das Licht auf die überraschte Gruppe
fallen, die eben beim Linstecken der Sektflaschen war.
„Ah, guten Abend, liebe Lreunde!" sagte er lächelnd. „Bittei
Bitte! Laßt Luch nicht stören! Ich bin durchaus nicht der, für den
Ihr mich anscheinend haltet. Wenn erst ein paar Wochen von der
Trauerzeit verstrichen wären, würde ich Luch schon eingeladen haben.
Da Ihr aber nicht so lang warten wollt, bitte, greift nur zu!
Nehmt Luch nur ruhig! Lin volles Dutzend Llaschen über-
lasse ich Luch. Also los! Sackt ein! Ihr seid doch sonst nicht
so bescheiden. Ich sehe schon, ich muß Luch tatsächlich allein lassen,
sonst geniert Ihr Luch zu sehr!"
Mit lautem fröhlichem Lachen ging er aus dem Keller und
freute sich darüber, weil sein plötzliches Erscheinen und seine un-
vermutete Großmut die Lreunde so verblüfft hatten, daß sie offenbar
ganz perplex gewesen waren.
Nach einiger Zeit, als er ihr Geschäft für geendet hielt, guckte
er neugierig zuni Lenster hinaus, um sie abzichen zu sehen.
Aber die Straße war leer und ruhig . . .
Nein, nicht doch!
Da kamen etliche den weg herauf gegen sein lfaus zu.
Der Zorn stieg ihm zu Kopf. Was war denn das? Ah, das
ging denn doch zu weit! Die Kerle wollten noch ein zweites
Mal . . . Nein, nein, nein! Alles was recht war.
Spornstreichs rannte er auf die Straße hinaus und der kleinen
Schar entgegen.
„Ich meine doch" — rief er — „Ihr habt an einem Dutzend
Llaschcn genug. Wollt Ihr Luch am Lnde noch niehr
holen?"
Seine Lreunde schauten erst sich, dann ihn verwundert an.
„Wie? Lin Dutzend Llaschen?! Du spinnst wohl. Wir hätten
allerdings jetzt eine gewisse Absicht ausgeführt . . . ."
Lr blickte sie einen Moment verblüfft an. Dann stieß er einen
Schrei aus und stürzte davon. Sie eilten ihm nach und fanden ihn
erst im Keller wieder, wütend, verzweifelt stand er dort und leuchtete
im Keller herum: „Die elenden Schufte!" schrie er. „Ls waren echte
Gauner und nicht mit einem Dutzend Llaschen haben sie sich
begnügt — alle, alle fünfzig sind sie fort!"
„Was?" sagte der Lörster. „Lchte Gauner?! Alle fünf-
zig Llaschen fort?! Was für ein Teufel ist denn da int Spiel?!"
Wenn sie gewußt hätten, daß der Teufel ihr armer, guter,
gewissenhafter Lrcund Schulze war, der mit seinem Brief das ganze
Unheil angerichtet hatte! Aber der hütete sich, wie er von der
Sache erfuhr, auch nur ein Wort zu schnaufen. Sie hätten ihm
bei lebendigem Leib die thaut abgezogen.
Sonst nichts in ehr.
„Ich möchte jetzt ein
wenig schlafen, Edgar
verhalte Dich ruhig,
daß Du mich ja nicht
weckst!"
„Ich werde mich
hüten!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Sonst nichts mehr"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1919
Entstehungsdatum (normiert)
1914 - 1924
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 151.1919, Nr. 3880, S. 277
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg