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Tugenden besitzt, und den guten Aussichten ini Amt, die c r bei
seinem gleiße hat. Weinberl wird bereits blau vor Anstrengung;
denn der tückische Pfropfen drängt immer mehr ins Freie, sein
Arm ist vor Anstrengung fast erlahnit; aber den andern kann
und darf er nicht zu Hilfe nehmen; denn das würde unfehlbar
die Aufmerksamkeit des Herrn Rat erregen.

„Was haben Sie denn heute noch vor, Herr Weinberl?"
sagt der Rat. „Meine Frau und Tochter würden sich sicher freuen,
wenn Sie heut' zum Abendessen mitkommen wollten."

„Tut mir außerordentlich leid, Herr Rat, daß ich keinen Ge-
brauch davon machen kann" — lispelt Weinberl in höchster Hot —
„aber ich Hab' meinem Bruder, dem Pfarrer, den heutigen Abend
versprochen . . ."

pums, da war's geschehen. Der Pfropfen sauste mit Wucht
durch die Gegend direkt ans den steifen Hut des Herrn Rat los,
wo er mit kräftigem Aufprall landete. — Das war zu viel.

„Was soll denn das heißen?!" brüllte der Gestrenge. „Mein
Herr, was erlauben Sie sich — ich glaube gar, Sic tragen hier
Sekt spazieren, bei den teuren Zeiten und noch.dazu am Abend,
und in der Aktentasche? Sie wollen heute zu Ihrem Bruder, dem
Pfarrer, gehen, da trägt man keinen Sekt spazieren; ich kann mir
schon denken, mit wem Sie sich einen vergnügten Abend machen
wollen. . . Ha, leben Sie wohl, mein Herr Weinberl, ich werde
nicht verfehlen, andere Leute über diese merkwürdigen Vorgänge
zu unterrichten."

„Aber ich bitte Sic, Herr Rat!" stammelt Weinberl. „Das

war ja nur . . ." Aber er redet nur in das Leere hinein; denn
der Gekränkte ist bereits mit Riesenschritten verschwunden.

Gänzlich geknickt, den Rest des schäumenden Weines sorgsam
hütend, zieht Weinberl heimwärts, den Zigarren-Müller, das Schick-
sal, den Sekt und den Herrn Rat verfluchend.

Ein kleiner Trost steigt in ihm auf: Jetzt den Sekt gemütlich
daheim allein zu vertilgen und sich für die kommenden Liebens-
würdigkeiten im Büro tüchtig mit Alkohol zu wappnen.

Zu Hause angekommen, teilt er seiner Haushälterin, der Ana-
stasia Ferdlhuber, seinen Vorsatz mit und zugleich den Wunsch, ihm
ein tüchtiges Abendessen zu kochen und ihm den Sekt kalt zu stellen.

Aber da . . .

„Ja freili', was glaub'n S' denn eigentlich, Herr Weinberl,
meinen S', ein armes Frauenzimmer ist aus Eisen; den ganzen
Hachmittag Hab' i' die Aüch' g'stöbert; jetzt a Abendessen auch noch
und an Sekt woll'n S' dazu trinken, wo der jetzt so teuer ist. Wenn
S' so viel Geld übrighab'n, könnten S' leicht mi' a bisserl ans-
bessern; dös waar g'fcheiter; also daß Sie's nur wissen: Zum Essen
gibt's nur a Brennsuppen von heut' mittag und den Sekt, den heb'
i' Ihnen auf bis Heujahr, da können wir ihn dann zusammen
trinken — ach, wie schön dös werd'n kunnt, Herr Weinberl!"

Weinberl protestiert heftig, aber vergebens; die dicke Brenn-
suppen kommt ohne Sekt und dazu am nächsten Tag eine Riesen-
nas'n vom Herrn Rat und die stille Verachtung der Damen —
bleibt nur der Trost auf Heujahr, wo er den Sekt mit seiner lieben
Haushälterin teilen kann, wenn er noch da sein sollte.

Aloisius Fleckerl.

Schicksal.

„Der Kaufmann Zeiserl wurde im Elend
geboren und ist im Elend gestorben. In
der Zwischenzeit war er Millionär."

H ans i in G l ü ck.

Kaufmannsgattin: „Um Gottes
willen, schmeiß' den Kommis 'raus, Moritz

— dem hat heut' seine Braut das Jawort
gegeben, der verkauft alles um die
Hälft'."

D i e R u m m c r.

Gelehrter: „Ob ich allerdings zu dem
von Ihnen arrangierten Gesellschaftsabend
erscheinen werde..." — Empvrkömm-
ling (dringend): „Kommen Sie nur, Herr
Professor, kein Wort brauchen Sic zu reden,
nix zu essen, nix zu trinken — die Haupt-
fach' ist, daß Sic da sind."

Boshaft.

„Haben Sie schon gelesen" — meint
ein Kasfeegast — „für das nächste Jahr
werden gesalzene Rosenblätter als
Tabakcrsatz zugelassen." — „Was?"
ruft sein Nachbar. „Eine gesalzene Rose

— das gibt's doch gar nicht." — „O doch!"
seufzt der Dritte, ein schwer verheirateter
Mann. „Wenn ich zum Beispiel an meine
Amalie denke."


„Verzeihung. . . (sitzen bleibend) an der nächsten Haltestelle steig' ich so aus!"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Schlaukel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Storch, Carl
Entstehungsdatum
um 1919
Entstehungsdatum (normiert)
1914 - 1924
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 151.1919, Nr. 3882, S. 297

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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