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Fliegende Blätter — 153.1920 (Nr. 3910-3935)

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Nr. 3920
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https://doi.org/10.11588/diglit.4132#0087
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Am Münchener Zoologischen
Garten sind die Zeitereignisse
leider nicht spurlos vorüberge-
gangen. Viele Tiere haben er-
klärt, daß sie einen ehrenvollen
Tod einem elenden Leben vor-
ziehen wollen. Im Gegensatz zu
dieser charaktervollen Gesinnung
haben einige große Raubtiere
den Vorschlag gemacht, die Be-
wohner des Zoo sollten sich gegen-
seitig auffressen dürfen, wie es
die Menschen auch täten. Andre
meinten, es solle allgemeine
Freiheit für jedermann prokla-
miert werden, alle Schranken soll-
ten fallen. Sie wollten dann
schon jedes für sich sorgen. Auch
meinten sie, es liefen außerhalb
des Gartens viele merkwürdige
Viecher als Menschen verkleidet
herum, daß ein Zoo ganz über-
flüssigsei. Man beschloß aber doch,
den Zoo aufrechtzuerhaltcn, als
Bildungsmittel zum Studium der
menschlichen Schwächen, und uni
den Restaurateur, die Musikkapelle,
die kohlensauren Jungfrauen und
die Aufseher nicht brotlos zu
machen. Ein gewisser Bestand
an Tieren erscheint überdies auf
alle Fälle gesichert: das gemeine
Eichhörnchen und der noch ge-
meinere Grasfrosch, die ganz ge-
meine Eidechse u. a. genügen
immerhin, um Großstadtkinder
zu belustigen und ihren Sinn für
die Wunder der Natur zu wecken.
Es ist übrigens nicht gar so
schlimm. Machen wir mal einen
kleinen Rundgang und greifen
wir einige Tiere heraus, soweit
sie nicht beißen, um sie im Spiegel
der Zeitereignisse zu betrachten.

Münchens Zoo.

Das Münchener UrViech ist niedergestimmt und krank, da
sein einziges Nahrungsniittel so schlecht ist („naß und kalt is's, aber
kein Bier").

Das Kriegsschwein war so dick und fett geworden, daß man
es schlachten mußte. Aus dem Fett will der moderne Staat Seise
machen, um Leute, die in exponierter Stellung sich mit zweifel-
haften Geschäften etwas bekleckert haben, reinzuwaschen.

Im Raubtierhaus sind
verschiedene Wohnungen freige-
worden. In Anbetracht der herr-
schenden Wohnungsnot hat man
beschlossen, verschiedene lästige
Ausländer (hohe Tiere), die kosten-
los versorgt werden müssen, hier
unterzubringen. Sie verlangten
freien Verkehr; sie verlangten
nicht nur, daß den übrigen Be-
wohnern des Zoo alle gefähr-
lichen Waffen abgesägt, ausge-
rissen oder abgeschlissen würden,
es sollten vielmehr auch alle
Tiere entfernt werden, die durch
Namen oder verdächtige Attribute
an den verhaßten Militarismus
erinnerten, z. B. der Soldatcn-
ara, der Helmkasuar; letzterer
durfte bleiben, nachdem sein
Kopfschmuck als Jakobinermütze
bemalt war.

Der Malaienbär spürt
deutlich, daß das Leben der
Gegenwart kein Honiglecken ist
und schimpft aus die hohen
Obstprcise.

Dem Eisbären war schon
im Frühjahr 1919 der Boden be-
denklich heiß geworden. Er droht
nun einzugehen, da er nur mit
papiernen Versprechungen gefüt-
tert wird, eine Nahrung, bei
welcher höchstens ein Staats-
beamter auf die Dauer gedeihen
kann.

Der Amtsschimmel ist
wohl und munter, mehr denn je,
und crsreut die Behörden —
weniger das Publikum — durch
seine tollen Kapriolen. Sein Zopf
wird täglich amtsstilvoll neu ge-
flochten und hat schon eine an-
sehnliche Länge erreicht.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Münchener Zoo"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum
um 1920
Entstehungsdatum (normiert)
1910 - 1930
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

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Digitales Bild
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Fliegende Blätter, 153.1920, Nr. 3920, S. 86

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