Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Pterrots Herz.

pierrot steht traurig in einer engen Ballsaalnische und starrt
in eine blinde Fensterscheibe. Das Lcllo streicht tief und voll -
zuweilen blitzt die Geige grell auf und verebbt.... pierrot seufzt,
pinter ihm tänzelt und kichert es. Gr bleibt regungslos.
„Du! — Du! — Du! —"

©anj spitz, ganz fein klingt das Sümmchen, er glaubt zu sehen,
wie sich rote Lippen kokett spitzen und bleibt dennoch still in seiner Ecke.

*£in weiches warmes Frauenhändchen krallt sich temperamentvoll
in seiner Schulter fest. Durch die dünne glatte Seide seines Kostüms
fühlt er die pitze dieser wollüstigen kleinen pand.

Er weist, das; es die rote pierrette ist, die ihn während des
ganzen Balls schon verfolgte und nun, da der Morgen kam, begehr-
lüü seine Nähe sucht. Die blaue Pfauenfeder auf pierrots weißer
-eidenkappe wippt nervös.

»Was will die schöne pierrette?" fragt er in seiner galanten
weise.

5ie zwingt ihn mit den kleinen energischen pändchen, den
'l0Pt nach ihr zu umzuwenden.

-Wein perz will ich!"

»'ot lachen die Lippen unter dem schwarzen Rand der Larve,
pierrot schüttelt langsam den Kopf. „Ich habe kein perz."
»wo hast Du es?"

»Es ist am vorigen Aschermittwoch fortgeflogen — weit fort —"
„Wohin?"

»Nach dem Süden —"

„And kannst Du Dein perz nicht wiedererlangen?"

„Nein."

„weshalb?"

»Eine übermütige pierrette hat es mir fortgeküßt und dann
>»it ihren schönen kalten pänden in das weite Meer hinausge-
schleudert —"

„wie dumm I"

. „Nicht dumm, meine Schöne, nur — grausam!"

»And kannst Du nicht mehr — lieben, pierrot?"

Traurig verneint er es und wendet sich wieder der blinden
Fensterscheibe zu.

Die pierrette kichert ganz plötzlich — ganz grundlos; dann
macht sie jäh auf den hohen Stöckelschuhen kehrt und wendet sich
einem schönen auffallenden Tänzer zu, an dessen kräftige Brust sie
sich lachend wirst — —

pierrot steht wieder allein und sehnt sich nach seinem ver-
bannten perzen. Wilhelm Baltinester.

Jflatrtrliis Trost.

JJflan nennt uns ißotgelö, weil in deutschen Lunden

Die harte Kot uns schuf an hartem Geld.

jstls Gold und Silber, lErj und Kupfer schwanden,

Kam das papier'ne Aufgebot zur Welt.

Doch ziert uns schlichte Llätter manch Gebilde
Von Kiinstlerhand, das Ang' und lherz entzückt,

And mit dem Zauber heimischer Gtfilde
that uns manch wackrrr Meistetstift geschmückt.

Sa zeugen wir nicht bläh non Mt und Mhrüen,

Wir trösten auch: Ifaht Mut! Der Götter Gunst
Lieh euch ja doch das köstlichste auf Erden —

Die deutsche Bjeimat und die deutsche Kunst.

, 0. Kern stock.

Die stolze Zentaurin.

Medon, ein Zentaurenjüngling,
Lebte unweit jener Stadt,

Wo einst Cäsar den Pompejus
Mörderisch geschlagen hat.

Medon war ein Mediziner.

Tier- und Menschenarzenei-
kunst betrieb er. Beim Zentauren
Braucht man nämlich alle zwei.

Als er einst zur Stadt hinausging
Und an des Peneios Rand
Friedevoll lustwandelte.

Kam er bis zum Meercsstrand.

Ende Maien war's. Die Schwüle
Lockte in das Wasser ihn.

Wo er mit Vergnügen wahrnahm
Eine holde Schwimmerin.

Chrysophile, die Zentaurin,

Aus Pharsalus' Nachbarschaft.

Welch ein Bild von frischer Anmut
Und von jugendschöner Kraft!

Keinen Ehering gewahrte
Medon an des Mädchens Land.

Ei, da ist sie ja noch ledig —

Schloß er draus mit viel Verstand.

Langgewund'ne Vorbereitung
Kannten jene- Zeiten kaum.

Und so bat er um ihr Ländchen
Mitten in der Brandung Schaum.

Chrysophile, hold errötend.

Sprach: „Gehörst du, junger Mann,
Zu den oberen Zehntausend?

Sonst wird nichts aus deinem Plan."

„Nicht an Geld, an Geist nur gelt' ich
Als ein oberer Zentaur'."

Chrysophile, kühl wie Erdbeer-
eis, erklärte: „Ich bedaur ."

27


Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die stolze Zentaurin"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Kirchner, Eugen
Entstehungsdatum
um 1921
Entstehungsdatum (normiert)
1916 - 1926
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 154.1921, Nr. 3939, S. 27
 
Annotationen