Der lange Tag.
„Wann haben Sie eigentlich Geburtstag, Fräulein EmilieV — „Am einund-
zwanzigsten Juni!" — „Schau'n S', das Hab' i' mir.gleich denkt, weil S' gar so lang san!"
Wißbegierig. Lehrer: „Die alten Germanen nährten sich von der Jagd und vom
Fischfang." — Schülerin: „Und die jungen, Herr Lehrer?"
Das Airchlein am Gcc.
Mondnacht hüllt in Silberblüte
See und Ufer fern und nah;
Droben steht das altersmüde
Rirchlein wie verzaubert da.
„Rirchlein", sprach der Mond, „nun
schmücke
Dich! Du bist so alt und grau!
Drunt' im See die Silberbrücke
Trägt die wunderschönste Smt.
Sieh nur, wie die wellen wiegen
Sie im schleppenden Gewand!
Nun kommt sie zu dir gestiegen —
Hast du sie noch nicht erkannt?
Am Altar im goldnen Schreine
Stand auf meiner Sichel sie.
weihrauchduft umfloß die Reine,
Rirchlein, das vergißt du nie!
Vorhin schlüpften meine Strahlen
Heimlich durch dein Schlüsselloch.
Ach, was fah'n sie in dem kahlen
Raume für Gerümpel doch!
Dein Altar ist längst zertrümmert,
Ausgelöfcht dein ewig Licht.
Sieh nur, wie um dich bekümmert
Blickt Marias Angesicht!
Und dort vom Rastanienhaine,
Der die Nacht mit Düften würzt,
weißt du, wer in meinem Scheine
Niederspringt so leicht geschürzt?
Spürt dein Turm nicht leises Mahnen
Grauer Steine, die geweiht
Einst dem Neptun und Dianen
Lange vor Marias Zeit?
Sichst du weiße Glieder leuchten?
Diana fliegt herab vom Wald,
will mit ihren Tränen feuchten
Deine Steine grau und alt."
Sprach'« der Mond. — Die scheue, eilige
Göttin schaut verlegen drein.
Aber lächeln- naht die heilige
Zrau ihr mit dem güldncn Schein.
Und sie wandeln alle beide
Um das Rirchlein still herum.
Schwesterngleich im selben Leide,
Trauernd um ihr Heiligtum.
Resa Soleredcr.
Ein O P t i m i st.
„Na, mein Lieber, ich fürchte, diese ge-
legentliche Schriftstellerei macht Sic auch
nicht satt!"— „Das will ich grad nicht sagen:
wird was ang'nommen, kann man sich schon
was kaufen; wird aber gar nichts g'nommen,
dann vergeht einem so der Appetit!"
165
„Wann haben Sie eigentlich Geburtstag, Fräulein EmilieV — „Am einund-
zwanzigsten Juni!" — „Schau'n S', das Hab' i' mir.gleich denkt, weil S' gar so lang san!"
Wißbegierig. Lehrer: „Die alten Germanen nährten sich von der Jagd und vom
Fischfang." — Schülerin: „Und die jungen, Herr Lehrer?"
Das Airchlein am Gcc.
Mondnacht hüllt in Silberblüte
See und Ufer fern und nah;
Droben steht das altersmüde
Rirchlein wie verzaubert da.
„Rirchlein", sprach der Mond, „nun
schmücke
Dich! Du bist so alt und grau!
Drunt' im See die Silberbrücke
Trägt die wunderschönste Smt.
Sieh nur, wie die wellen wiegen
Sie im schleppenden Gewand!
Nun kommt sie zu dir gestiegen —
Hast du sie noch nicht erkannt?
Am Altar im goldnen Schreine
Stand auf meiner Sichel sie.
weihrauchduft umfloß die Reine,
Rirchlein, das vergißt du nie!
Vorhin schlüpften meine Strahlen
Heimlich durch dein Schlüsselloch.
Ach, was fah'n sie in dem kahlen
Raume für Gerümpel doch!
Dein Altar ist längst zertrümmert,
Ausgelöfcht dein ewig Licht.
Sieh nur, wie um dich bekümmert
Blickt Marias Angesicht!
Und dort vom Rastanienhaine,
Der die Nacht mit Düften würzt,
weißt du, wer in meinem Scheine
Niederspringt so leicht geschürzt?
Spürt dein Turm nicht leises Mahnen
Grauer Steine, die geweiht
Einst dem Neptun und Dianen
Lange vor Marias Zeit?
Sichst du weiße Glieder leuchten?
Diana fliegt herab vom Wald,
will mit ihren Tränen feuchten
Deine Steine grau und alt."
Sprach'« der Mond. — Die scheue, eilige
Göttin schaut verlegen drein.
Aber lächeln- naht die heilige
Zrau ihr mit dem güldncn Schein.
Und sie wandeln alle beide
Um das Rirchlein still herum.
Schwesterngleich im selben Leide,
Trauernd um ihr Heiligtum.
Resa Soleredcr.
Ein O P t i m i st.
„Na, mein Lieber, ich fürchte, diese ge-
legentliche Schriftstellerei macht Sic auch
nicht satt!"— „Das will ich grad nicht sagen:
wird was ang'nommen, kann man sich schon
was kaufen; wird aber gar nichts g'nommen,
dann vergeht einem so der Appetit!"
165
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der lange Tag"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1921 - 1921
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 154.1921, Nr. 3956, S. 166
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg