Drr Schlaf.
Ulic i[t es lchön, den Sd)laf |lill zu erwarten.
Sein llab’n zu fühlen; doch er weilt noch fern,
vielleicht in einem Zauberrofengarten.
vielleicht auf einem leuchtend hellen Stern.
Dann fühlen wir das Zächein (einer Schwingen
JTuf unl’rer Stirne (chon; er ist bereit
Mit (einem weichen Arm uns zu umschlingen,
Sein Weibekuls, er heilst: üerge((enheit. —
— CUas für ein (elt(am Rattel ist das Leben I
Der offne Bilde grübt froh den Cages(d)ein,
Und dennoch ward es uns als Eliick gegeben
Zur einen teil des Daleins — nicht zu [ein.
M. HollHaujen
Netter Trost.
Fremder (der sich bei einem Dvrsbader einen Zahn ziehen
lassen muß): „Narkotisieren Sie denn Ihre Patienten nicht borher?"
— Dorsbader: „Ist nicht nötig, die verlieren schon so das Be-
wußtsein!"
A u s k u «f t.
Der Herr Aspirant ist am Bahnhof in B. angestellt. Eines
Tages ist er aus irgendeinem Grunde schon eine Stunde vor seinem
Dienstbeginn da. Interessiert schaitt er den arbeitenden Kollegen
zu. Da erscheint der Herr Oberinspektor. Ein spähender Blick und
die Frage: „Nun, Herr Aspirant, was haben Sie denn zu tun?" —
„Ich, Herr Inspektor? Ich bin noch gar nicht da, ich komme erst
um ein Uhr."
Kommt vor!
Wertlos ist der Gb’vertrag, vertraglich lind beisammen (ie,
Klar zeigt (ich das täglich, — Aber nicht verträglich.
Pauer.
Ber schnappt.
„Ach, Heinz-Egon, Du bist mein Alles!" — „Wa—as, weiter
besitzest Du nichts?"
Boshaft.
Schieber: „Ich bin im Begriff, meine Sommerreise anzu-
treten." — Herr: „lind welchen Kurort werden Sie — heimsnchen?"
Die goldene wage.
Der alte König beschied seine drei Söhne zu sich und sprach:
„LVie ihr wißt, wird nach einem alten Brauch dieses Landes nicht
der älteste von euch die Krone erben, sondern der würdigste. Um
diesen unter euch zu erkennen, schicke ich euch zur probe in die
Weit. Kleine lvandergabe wird euch die weise lvaldfrau aus-
händigen. bseut' über drei Jahre erwarte ich euch zurück." Er
küßte jeden auf die Stirn, sprach: „Nun geht mit Gott!" und
entließ sie.
Die drei Brüder machten sich ans, suchten im tiefen Tannen-
forst die bsütte der lvaldfrau und baten sie, ihnen zu geben, was
der König, ihr Vater, ihnen für die Reise bestimmt habe. Da
zeigte ihnen die lvaldfrau ein Lederbeutelchen, darin sich mehrere
Dukaten befanden, eine zierliche pfeife, um darauf zu blasen, und
eine kleine lvage mit goldenen Schalen an seidenen Schnüren.
„Der Beutel", sagte sie, „enthält so viel, als ein Ulensch an eineni
Tage bedarf, um sorglos zu leben; hat er es verbraucht, so wird
er andern Tags die gleiche Summe wieder im Beutel finden. In
der pfeife schlummern fröhliche Lieder; wer sie spielt, wird immer
leichten Sinn haben. Gleichgewicht der Seele ist Lebens höchste
Kunst; des sei die gold'ne lvage ein frohernstes Sinnbild. Nun
wählt, ihr Prinzen!"
Die besannen sich nicht lange. Der eine faßte ausleuchtenden
Auges nach dem Beutel, der andere nahm die Pfeife, der dritte
aber griff sinnend nach der lvage. Sie sagten der Alten Lebe-
wohl, schüttelten einander noch einmal die ksände und gingen nach
verschiedenen Richtungen auseinander, in die lvelt.
Der mit dem Lederbeutel fand mit Freuden bestätigt, was die
lvaldfrau gesagt hatte. Denn obwohl er sich nichts von allem
versagte, was einen INenfchen erfreut, auch andern gern mitteilte,
so fand er im Beutel, wenn er ihn auch des Abends leer in fein
70
Ulic i[t es lchön, den Sd)laf |lill zu erwarten.
Sein llab’n zu fühlen; doch er weilt noch fern,
vielleicht in einem Zauberrofengarten.
vielleicht auf einem leuchtend hellen Stern.
Dann fühlen wir das Zächein (einer Schwingen
JTuf unl’rer Stirne (chon; er ist bereit
Mit (einem weichen Arm uns zu umschlingen,
Sein Weibekuls, er heilst: üerge((enheit. —
— CUas für ein (elt(am Rattel ist das Leben I
Der offne Bilde grübt froh den Cages(d)ein,
Und dennoch ward es uns als Eliick gegeben
Zur einen teil des Daleins — nicht zu [ein.
M. HollHaujen
Netter Trost.
Fremder (der sich bei einem Dvrsbader einen Zahn ziehen
lassen muß): „Narkotisieren Sie denn Ihre Patienten nicht borher?"
— Dorsbader: „Ist nicht nötig, die verlieren schon so das Be-
wußtsein!"
A u s k u «f t.
Der Herr Aspirant ist am Bahnhof in B. angestellt. Eines
Tages ist er aus irgendeinem Grunde schon eine Stunde vor seinem
Dienstbeginn da. Interessiert schaitt er den arbeitenden Kollegen
zu. Da erscheint der Herr Oberinspektor. Ein spähender Blick und
die Frage: „Nun, Herr Aspirant, was haben Sie denn zu tun?" —
„Ich, Herr Inspektor? Ich bin noch gar nicht da, ich komme erst
um ein Uhr."
Kommt vor!
Wertlos ist der Gb’vertrag, vertraglich lind beisammen (ie,
Klar zeigt (ich das täglich, — Aber nicht verträglich.
Pauer.
Ber schnappt.
„Ach, Heinz-Egon, Du bist mein Alles!" — „Wa—as, weiter
besitzest Du nichts?"
Boshaft.
Schieber: „Ich bin im Begriff, meine Sommerreise anzu-
treten." — Herr: „lind welchen Kurort werden Sie — heimsnchen?"
Die goldene wage.
Der alte König beschied seine drei Söhne zu sich und sprach:
„LVie ihr wißt, wird nach einem alten Brauch dieses Landes nicht
der älteste von euch die Krone erben, sondern der würdigste. Um
diesen unter euch zu erkennen, schicke ich euch zur probe in die
Weit. Kleine lvandergabe wird euch die weise lvaldfrau aus-
händigen. bseut' über drei Jahre erwarte ich euch zurück." Er
küßte jeden auf die Stirn, sprach: „Nun geht mit Gott!" und
entließ sie.
Die drei Brüder machten sich ans, suchten im tiefen Tannen-
forst die bsütte der lvaldfrau und baten sie, ihnen zu geben, was
der König, ihr Vater, ihnen für die Reise bestimmt habe. Da
zeigte ihnen die lvaldfrau ein Lederbeutelchen, darin sich mehrere
Dukaten befanden, eine zierliche pfeife, um darauf zu blasen, und
eine kleine lvage mit goldenen Schalen an seidenen Schnüren.
„Der Beutel", sagte sie, „enthält so viel, als ein Ulensch an eineni
Tage bedarf, um sorglos zu leben; hat er es verbraucht, so wird
er andern Tags die gleiche Summe wieder im Beutel finden. In
der pfeife schlummern fröhliche Lieder; wer sie spielt, wird immer
leichten Sinn haben. Gleichgewicht der Seele ist Lebens höchste
Kunst; des sei die gold'ne lvage ein frohernstes Sinnbild. Nun
wählt, ihr Prinzen!"
Die besannen sich nicht lange. Der eine faßte ausleuchtenden
Auges nach dem Beutel, der andere nahm die Pfeife, der dritte
aber griff sinnend nach der lvage. Sie sagten der Alten Lebe-
wohl, schüttelten einander noch einmal die ksände und gingen nach
verschiedenen Richtungen auseinander, in die lvelt.
Der mit dem Lederbeutel fand mit Freuden bestätigt, was die
lvaldfrau gesagt hatte. Denn obwohl er sich nichts von allem
versagte, was einen INenfchen erfreut, auch andern gern mitteilte,
so fand er im Beutel, wenn er ihn auch des Abends leer in fein
70
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die goldene Wage"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1921
Entstehungsdatum (normiert)
1916 - 1926
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 155.1921, Nr. 3970, S. 70
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg