Fliegende Blätter (155.1921 (Nr. 3962-3987))

Die Bürgerfrcunde.

„Kari, dm schaug' an! Wann i' nur so an' siech mit an' Stehkrag'n, na' wird mir scho' schlecht!

Vorhänge flattern, Eimer spritzen,

Die große Räucherpfanne glimmt.

Der Vater tänzelt über Pfützen,
Wovon die ganze Wohnung schwimmt.

Palastrevolution.

Freund Karo heult, die Kinder nießen,
Nach Kampfer riecht's und Naphthalin,
Doch Mutter läßt fich's nicht verdrießen;
Denn eine Motte sah sie zieh'«.

Sie stürmt gleich einem Rachegotte
Durch alle Zimmer mordbeüacht.

Indes sich die verfolgte Motte
2n ihrem Zopf verkriecht — und lacht.

Krampus.

Im Zweifel. „Nun weiß i' net, is der Fünfzigmarkschein da einer, wo gilt, oder einer, wo bloß auf
der Bank noch gilt, oder einer von denen, die überhaupt nimmer gelten, oder cs is gar a falscher!"

V c r s ch n a p p t.

„Ich glaube, Du heiratest mich nur, weil ich
von meincni Onkel hunderttausend Mark geerbt
habe." — „Unsinn, hättest Du sie von einem an-
deren geerbt, würde ich Dich auch heiraten."

Auf der Sternwarte.

„Herr Professor, ich glaube,
ich habe gestern abend einen neuen
Stern entdeckt!" — „So! An
welchem Theater?"

Streng.

„Warum weinen Sie denn, Anna?" — „Weil
die Gnädige gesagt hat, ich sei unehrlich; dabei
habe ich nur meinem Bräutigam für seinen Laub-
frosch ’it paar Fliegen mitgegeben."

Vorbei.

Der Heide tiefer purpurton erblich,

Zn Duft und Dämmer hüllt die Ferne sich,

Lin düst'rer Himmel, regendrohend, spannt
Sich übers öde, winddurchfauste Land.

Tot liegt das Moor — stumm ward und leer der Wald
<D Gommertraum! Entschwandest du so bald? —

Aus grauer Luft tönt wandervogelschrei —
vorbei — vorbei!

Nur Sterben rings, Verhallen und verwehn —
Frierend und nackt der Birken Wipfel stehn.
Längst starb der letzten Blumen zarter Flor,
Herbstnebel geistern nächtens überm Moor.

— Natur gibt preis ihr buntes Rränzchen still
Gleich einem müden Lind, das schlafen will.
Fern schon verklingt der wandervdgel Schrei —
vorbei — vorbei!

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