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Er trommelte auf dem Apparat herum: „Das is a schöner
Schwindel! — Ulet’ Zehnerl macht' i', sag' i'I"

Der Kellner lächelte belustigt: „Heute ist Mittwoch, Sie werden
warten müssen — bis Samstag, wenn der Zehnerlentleerer kommt."

Der Lutterersepp wurde rot vor Zorn: „y Hab' fei’ Zeit zuni
Marten — mei' Zehnerl möcht' i'I" Er schlug gegen die Türe.

„Menn Sie Skandal machen, werde ich den Direktor — ah,
da ist er." Er erzählte ihm den Lall.

„Lieber Mann," sagte der Splendid-Direktor weltmännisch, „da
ist weiter nichts zu machen."

Leute sammelten sich an. Splendid-Stammgäste gaben ihre
Meinung kund: „Zch hab's schon immer g'sagt: der Sauapparat —"

— „Das kommt davon, wenn man die erprobten Leut' fortjagt." —
„Za, fufzehn Zahr war die alte Urschel da —" — „Und es hat
nie a solche Gaudi geb'n." — „Jetzt ist alle Augenblick ein Krach."

— „Za, neulich hab'n zwei g'rauft Herrn'." — „G'rauft?" —
„Za, jeder hat behauptet, daß er das Zehnerl 'nein hält' g'schmiffen."

— ,,Z' hab's immer g'sagt, es
bringt kein' Segen, wenn der
lebendige Mensch von einer toten
Maschin' ersetzt —"

„ Mei' Zehnerl möcht' i'l"
tronimelte der Lutterersepp in
regelmäßigen Zwischenräumen
an die Türe, „mei' Zehnerl
möcht' i'I" Er war blau ge-
worden vor Zorn.

Der Direktor griff in die
Mestentasche: „Da!"

Der Lutterersepp hörte auf
zu tronimeln, nahm das Geldstück
und führte es gegen den Schlitz.

„Herr Direktor," mischte sich
der Kellner ein, „vorhin hat er
g'sagt, er müßte gar nicht."

„Zetzt muß i'", sagte der
Sepp pressiert.

Alle lachten und verzogen
sich. Der Sepp warf das Zehnerl
hinein. Als es schepperte, er-
schrak er, drückte geschwind auf
die Klinke und kraute sich den
Hinterkopf: „Zesses," brummte

er, „z'erst hält' i' 'nei'geh'n soll'n, glaub' und nacha nei'werfen
- an na, z'erst zumachen, nacha 'nei'werfen — na na na, z'erst
zumachen, nacha 'nei'geh'n, nacha 'nei'werfen — jesses, jetzt kenn'
i' mi' nimmer aus — ah was, i' geh' einfach 'nei'I"

Als er drinnen war, ging die Türe nicht zu. „Malefizg'lump,
elendig's! — Na' bleibst halt auf, du Luada!"

Zemand kam herein, sah die angelehnte Türe, warf sein
Zehnerl in den Apparat —

„Ejalt 1" schrie der Sepp, „halt!"

Der andre war empört: „Mensch, so niachen Sie doch zu!"

„'s geht netI"

„Aha, Sie wollten wohl umsonst —"

„Mein' Ruah möcht' i'I" Er langte aus, zog die Türe an —
jetzt schnappte sie ins Schloß.

Zn dem unteren Türausschnitt konnte der Sepp des anderen
Lüße tanzen sehen: „Unverschämtheit! Zetzt hat der Mensch für
mein Zehnerl — für mein Zehnerl — 'raus, sag' ich I Kommen
Sie sofort heraus I"

„Lallt mir gar net ei'I"

„Na, wenn Sie herauskommen! — Zch werde - "

Der Sepp überlegte. Der draußen war anderthalb Kopf größer
und hatte Riesenfäuste, lvenn er ein Preisboxer war. . .

Stille im Raum, heilige Stille.

Dann draußen: „lvenn Sie meinen, daß Sie — da täuschen
S' Zhnen — ich kann warten —"

,,Z' aa'," von drinnen, „mei' Zug geht erfcht um halbe sechse."

Der draußen mußte auf die Uhr gesehen haben: Halb drei.
Mit einem halbunterdrückten Lluch verließ er das Kampffeld,
vorsichtig spähte der Sepp hinaus. Die Luft war rein. Als Sieger
schritt er durch die Türe.

Aber da kam ihm eine Überlegung: Lin Zehnerl von ihm,
ein Zehnerl vom Direktor, ein Zehnerl von dem Preisboxer, drei
Zehnerl also gegen eine Benützung — des Lutterersepps Recht-
lichkeitssinn sträubte sich. Zn seine hint're Hosentasche griff er,
mit dem im Griff feststehenden Messer stocherte er ini Schlitz

herum: „Zwoa Zehnerln sind
! z'viel drin," brummte er, „zwei
Zehnerln müssen wieder außa I"
Zemand kam herein. „Mas
machen Sie denn da?"

„Die Malefizmaschin' —
Zwei Zehnerln sind jetzt z'viel
'neing'rutscht — die müssen wie-
der 'raus."

„Geben Sie sich keine Mühe,
so kriegen Sie die nicht heraus!"

„Nacha hol' mir f Du!"
fuhr der Sepp ihn an.

„Zch? Mas geht's m i ch
an — wären Sie nicht so dumm
gewesen —"

„Dumm I" schrie der Sepp
— denn der da war um einen
Kopf kleiner als er — „dumm?
Du g'felchter Aff' Du!"

Na, warte nur, dir komm'
ich, dachte der Kleine: geht's
nicht mit der Größe, geht es mit
dem Hirn. — „Lieber Mann,"
sagte er freundlich und sah sich
um, „es gäbe schon ein Mittel,
um sie wieder 'rauszukriegen — sogar mehr als Eure Zehnerln —
alle Zehnerln, die da drin sind, könnt' man kriegen —"

Der Lutterersepp war ganz Bhr.

Der Kleine schüttelte prüfend an dem Schloßbehälter: „Der
ist fast ganz voll — wenn man da noch höchstens zehn Zehnerln
'neinwirft — hab'n S' soviel, Herr Nachbar?"

Der Lutterersepp leerte seine Tasche. „Lins - zwei — drei . . .
siebzehn Zehnerln si'nd's", flüsterte er schlau.

„Reicht zweimal aus."

„Lür was?"

Der Kleine klopfte auf das Kästchen: „lvenn das voll ist,
springt's von selber auf — Zhr versteht mich?"

„Hm, und wieviel trifft auf Luch?"

„Zch verlange nichts — b'hüt Gott und laßt Luch nicht er-
wischen I"

Der Lutterersepp ließ sich nicht erwischen. Lr ging sachte in
den verschlag zurück und warf ein Zehnerl um das andre in den
Apparat. Beim zehnten wartete er. Der Apparat rührte sich nicht.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die alte Leier"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Krain, Willibald
Entstehungsdatum
um 1921
Entstehungsdatum (normiert)
1916 - 1926
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
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Fliegende Blätter, 155.1921, Nr. 3977, S. 127

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