Die gewonnene Wette.
Die berühmte Filmdarstellerin,
schlank, zierlich und sehr hübsch,
hatte eine schlimme Gewohnheit.
Sie raucht nämlich — Zigarren.
Kleine, allerliebste Zigarren aller-
dings, aber es waren doch eben
— horribile dictu — Zigarren.
Ihre Leidenschaft dafür war so
groß, daß sie sogar, als sie ein-
mal eine Erholungsreise ins Land
Tirol unternahm, gleich fünf-
hundert Stück ihrer Lieblingssorte
mit sich führte. „Wetten wir,"
hatte sie zu ihrer Freundin ge-
sagt, als sie diese ans die Zoll-
bestimmungen wegen der Zigarren
aufmerksain machte, „ich bringe
die Zigarren unverzollt über die
Grenze!"
Und sie gewann die Wette
auch. Als in Kufstein der öster-
reichische Zollbeamte im Zuge zur
Zollrevision erschien, stellte er
auch an die schlanke, zierliche und
sehr hübsche Filmdiva die übliche
Frage, ob sie etwas Verzollbares
habe. Mit liebenswürdigem
Lächeln, als gälte es einen guten
Scherz, sagte sie: „Ja, fünfhundert
Zigarren!"
„Glänzender Witz," erwiderte
der galante Zollbeamte, stach an
seine Mütze und verließ den
Wagen.
Unter Schauspielern.
„Wie habe ich den schwach-
sinnigen Bauern in den: neuen
Bolksstück gespielt?" — „Ent-
zückend ! Der geborene Idiot!"
Vor dem Affenkäfig.
Dame (zum Wärter): „Wirk-
lich, kluge Tiere haben Sie. da,
aber der abscheuliche Geruch!" —
„Ja, die Affen haben natürlich
viel — Instinkt."
lemporL inutantur.
Linst liebte ich dar Sretchcn,
(fetzt ist sie kaltgeftellt;
llun liebe ich das Xätchen,
Das ist der Laut der kielt!
Linst liebte ich das Xätchen,
(fetzt ist sie kaltgestel»;
(fetzt liebe ich das Skätchcn,
Das ist der Laut der kielt!
rngch.
Der Gchweineprinz.
Ls war einmal eine Prinzessin, die war so schön, daß alle Leute, die sie sahen die Hände über
dem Aopfe zusammenschlugen und wenn sie die Hände nicht frei hatten, so schnalzten sie mit der
Zunge, wahrhaftig, so schön war die Prinzessin. Die beiden Trabanten, die ihr stets die Schleppe
trugen, reckten darum auch die
Nase so hoch in die Luft, daß
sie fast um ein Haar Hinsielen.
Doch das hat mit der Geschichte
nichts zu tun.
Die Prinzessin hatte aber
einen Fehler. Sie lebte in einer
ganz anderen Welt als andere
Leute, nämlich in der Märchen-
welt. Da sie nämlich keine
Mutter mehr hatte, betreute sie
eine alte Amme, die ihr von
morgens bis abends Märchen
erzählte und ihr Lieblingsmär-
chen hieß: Der Schweinehirt.
Dies Märchen handelte nämlich
davon, daß ein Prinz, um sich
seiner erwählten Prinzessin un-
erkannt nahen zu können, als
Schweinehirt verkleidet, an deren
Hof kam und sich, nachdem er
sie auf die Probe gestellt hatte,
als schöner Prinz entpuppte und
sie heimfiihrte.
Da wollte es nun das böse
Schicksal, daß die Prinzessin, als
sie einst auf dem Söller saß und
aus den Burgwall hinabblicktc,
einen schmierigen Schweinehirten
erblickte, der lächelnd zu ihr
hinaufsah und seine Schalmei
blies. Lr war zwar schmutzig
aber schönen Angesichtes und
von schönster Gestalt.
Da durchzuckte es die Prin-
zessin und sie rief: „FlinkAmme!
Eile zu deni Manne hinunter
und frage ihn, wer er ist!"
Die Amme eilte, so schnell
sie konnte, daß ihre Pantoffel
nur so klapperten, und kam zu
dem Schweinehirten, der gerade
spuckte.
„Die Prinzessin läßt Dich
fragen, wer Du bist", sagte die
Amme.
„wer ich bin? Auch ein
Prinz," sagte lustig der Hirt, „ich
bin der Schweineprinz!"
So nannte man ihn näm-
lich, weil er ein so schöner, wohl-
gebauter Bursche war. Das
konnte aber die Prinzessin nicht
wissen.
Sie dachte an das Märchen
und als der Hirt jeden Tag
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Die berühmte Filmdarstellerin,
schlank, zierlich und sehr hübsch,
hatte eine schlimme Gewohnheit.
Sie raucht nämlich — Zigarren.
Kleine, allerliebste Zigarren aller-
dings, aber es waren doch eben
— horribile dictu — Zigarren.
Ihre Leidenschaft dafür war so
groß, daß sie sogar, als sie ein-
mal eine Erholungsreise ins Land
Tirol unternahm, gleich fünf-
hundert Stück ihrer Lieblingssorte
mit sich führte. „Wetten wir,"
hatte sie zu ihrer Freundin ge-
sagt, als sie diese ans die Zoll-
bestimmungen wegen der Zigarren
aufmerksain machte, „ich bringe
die Zigarren unverzollt über die
Grenze!"
Und sie gewann die Wette
auch. Als in Kufstein der öster-
reichische Zollbeamte im Zuge zur
Zollrevision erschien, stellte er
auch an die schlanke, zierliche und
sehr hübsche Filmdiva die übliche
Frage, ob sie etwas Verzollbares
habe. Mit liebenswürdigem
Lächeln, als gälte es einen guten
Scherz, sagte sie: „Ja, fünfhundert
Zigarren!"
„Glänzender Witz," erwiderte
der galante Zollbeamte, stach an
seine Mütze und verließ den
Wagen.
Unter Schauspielern.
„Wie habe ich den schwach-
sinnigen Bauern in den: neuen
Bolksstück gespielt?" — „Ent-
zückend ! Der geborene Idiot!"
Vor dem Affenkäfig.
Dame (zum Wärter): „Wirk-
lich, kluge Tiere haben Sie. da,
aber der abscheuliche Geruch!" —
„Ja, die Affen haben natürlich
viel — Instinkt."
lemporL inutantur.
Linst liebte ich dar Sretchcn,
(fetzt ist sie kaltgeftellt;
llun liebe ich das Xätchen,
Das ist der Laut der kielt!
Linst liebte ich das Xätchen,
(fetzt ist sie kaltgestel»;
(fetzt liebe ich das Skätchcn,
Das ist der Laut der kielt!
rngch.
Der Gchweineprinz.
Ls war einmal eine Prinzessin, die war so schön, daß alle Leute, die sie sahen die Hände über
dem Aopfe zusammenschlugen und wenn sie die Hände nicht frei hatten, so schnalzten sie mit der
Zunge, wahrhaftig, so schön war die Prinzessin. Die beiden Trabanten, die ihr stets die Schleppe
trugen, reckten darum auch die
Nase so hoch in die Luft, daß
sie fast um ein Haar Hinsielen.
Doch das hat mit der Geschichte
nichts zu tun.
Die Prinzessin hatte aber
einen Fehler. Sie lebte in einer
ganz anderen Welt als andere
Leute, nämlich in der Märchen-
welt. Da sie nämlich keine
Mutter mehr hatte, betreute sie
eine alte Amme, die ihr von
morgens bis abends Märchen
erzählte und ihr Lieblingsmär-
chen hieß: Der Schweinehirt.
Dies Märchen handelte nämlich
davon, daß ein Prinz, um sich
seiner erwählten Prinzessin un-
erkannt nahen zu können, als
Schweinehirt verkleidet, an deren
Hof kam und sich, nachdem er
sie auf die Probe gestellt hatte,
als schöner Prinz entpuppte und
sie heimfiihrte.
Da wollte es nun das böse
Schicksal, daß die Prinzessin, als
sie einst auf dem Söller saß und
aus den Burgwall hinabblicktc,
einen schmierigen Schweinehirten
erblickte, der lächelnd zu ihr
hinaufsah und seine Schalmei
blies. Lr war zwar schmutzig
aber schönen Angesichtes und
von schönster Gestalt.
Da durchzuckte es die Prin-
zessin und sie rief: „FlinkAmme!
Eile zu deni Manne hinunter
und frage ihn, wer er ist!"
Die Amme eilte, so schnell
sie konnte, daß ihre Pantoffel
nur so klapperten, und kam zu
dem Schweinehirten, der gerade
spuckte.
„Die Prinzessin läßt Dich
fragen, wer Du bist", sagte die
Amme.
„wer ich bin? Auch ein
Prinz," sagte lustig der Hirt, „ich
bin der Schweineprinz!"
So nannte man ihn näm-
lich, weil er ein so schöner, wohl-
gebauter Bursche war. Das
konnte aber die Prinzessin nicht
wissen.
Sie dachte an das Märchen
und als der Hirt jeden Tag
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Schweineprinz"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1921
Entstehungsdatum (normiert)
1916 - 1926
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 155.1921, Nr. 3977, S. 129
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg