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Die zwei Messerschmiede.

(Eine Laarspalter--Ballade.)

Es war ein Schmied zu Elmersheid,

Der machte scharfe Messer,

Ein andrer Schmied, zwei Läufer weit.
Der macht sie noch viel besser.

Der erste schliff ein Mcsserlein,

Man braucht es nur zu halten
And konnte dran ein Frau'nhaar fein
Der Länge nach zerspalten.

Der zweite schliff ein Messer gar,

Das konnte aus den beiden
Zwei Lälften von dem Frauenhaar
Zwei Büschel Fäden schneiden.

Der erste schliff ein Messer — ei.

Ließ in der Land man's spielen.

So schmtt's die Luft so scharf entzwei,
Daß rings die Spane fielen.

Der zweite schliff so zart wie Duft
Ein Mess.-r — nicht zum Lachen!

Das könnt' aus einem Spw chen Luft
Zwei Bulterbrötchen machen.

Der erste schliff mit vieler Müh'

Ein Messer fein wie Seiden,

Das könnt' aus einem Punkt vom i
Drei Liebesbriefe schneiden.

Der zweite drauf ein Meffer schliff,

Sehr praktisch für die Schneider,

Das schnitt aus einem Liebesbrief
Papierstoff für drei Kleider.

Der erste schliff nun diesesmal
Ein Messer gleich in Eile,

Das schnitt euch einen Sonnenstrahl
In sieben Farbenteile.

Der zweite schliff, hell wie Kristall,

Sein Meffer um die Wette,

Das schnitt euch aus dem Sonnenstrahl
Das Ultraviolette.

Der erste schliff nun exquisit
Ein Messer — ich kann schwören.

Man konnt's nicht sehen, wenn es schnitt,
Nur glitschen könnt' man's hören.

Der zweite drauf ein Messer schliff —

Es ist schier unerklärbar —

Das war so dünn wie ein Begriff,
Ansichtbar und unhörbar.

Äiermit entschwebt den Sinnen schon
Die Konkurrenz der Schmiede —

And in der vierten Dimension
Verklingt das End' vom Liede.

Edmund Wengraf.

LEGENDE.

Es waren einmal zwei Frauen. Frau Huber und Frau Müller. Die gingen so
über den Bürgersteig. Frau Huber links, Frau Müller rechts. Als sich nun die beiden
Frauen erblickten, verliessen sie den Bürgersteig und trafen sich auf dem Fahrdamm.
Da blieben sie stehen; denn sie hatten sich zwei Tage lang nicht gesehen und
hatten sich viel zu erzählen. Die Straßenbahn wollte fahren, das ging aber nicht;
denn Frau Huber und Frau Müller standen da und hatten sich viel zu erzählen.
Ein Bierwagen wollte vorbei. Das ging aber nicht; denn Frau Huber und Frau
Müller versperrten den Weg, sie hatten sich zwei Tage lang nicht gesehen. Ein
Automobil fauchte heran. Es musste halten; denn die Frauen hatten sich viel zu er-
zählen. Dann kam die städtische Müllabfuhr. Mußte halten. Ein Krankenwagen.
Mußte halten. Die Feuerwehr mit drei Dampfspritzen. Es brannte irgendwo. Die
Feuerwehr mußte halten; denn Frau Huber und Frau Müller hatten sich viel zu

erzählen. Nun kam ein Heuwagen. Halt! Eine Lokomobile mit Anhängern. Halt!
Ein Postwagen. Halt! Zehn Kinderwagen. Halt! Es kamen noch hundert Automobile,
Bierwagen, Müllabfuhrwagen, Kinderwagen, Heuwagen. Alles halt! Frau Müller
und Frau Huber hatten sich viel zu erzählen, sie hatten sich zwei Tage lang nicht
gesehen. Wagen stand hinter Wagen. Alle Straßen waren gedrängt voll. Die Wagen
stauten sich wie Wasser im Lenz. Da — bumms — ein Ruck nach vorn. Das
Wagenreptil, dessen Schwanz bis auf die Eisenbahngleise reichte, bekam einen Stoß
von einem sausenden D-Zug. Der Stoß pflanzte sich fort. Frau Huber und Frau

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

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Titel/Objekt
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Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Schendel, Otto
Entstehungsdatum
um 1921
Entstehungsdatum (normiert)
1916 - 1926
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 155.1921, Nr. 3984, S. 182

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