Der J92Jer.
wo mag, wo mag Der Herrgott sein
3n Diesen schweren Zeiten?
Wan sich ihn jüngst am sonn'gen Rhein
Vas stebenlanD Durchschreiten:
kr nahm Der Sonne Slut unD Kraft,
Des laues 61anj unD leben,
Der kllume Duft, Des Honigs Saft
UnD segnete Die Reben.
UnD sprach: ,,Die Traube bleibe rein
von Krankheit unD SeschwerDen,
Dem Uoike sott ein wnnDermein
von öötterschönheit werben!“
Dort) stillvergnügt Der Winzer tartjt
UnD schmnnjeit froh im Sinne:
„was press' ich ans Der Rebenpracht
für kösttiche — Sewinne!"
g. Schregel.
Abwecl)sl»»g. Sauberkeit ist das halbe Leben," sagt Herr Schmutzler. „Eine Woche wasche ich
den Hals und die andere Woche den Gummikragen."
Postalisrt)e Teuerung. Mißverständnis.
Chef: „Ja zu was wollen denn Sie jetzt drei Tage Urlaub ?“ — Schic berstochter: „Papachen, ich muß ein paar ' neue
Angestellter: „Erlauben S', Herr Vorstand, bei dem teuren Porto Klavierstücke haben!" — „Klavierstücke? Wat redste nur, 'u janzes
muß ich meine Neujahrsglückwnnschkarten selbst zustellen." Klavier kriegstc!"
fernblilk. £> diese Abkürzungen!
Rur ans Der weite, von Der Hohe 8m Anzeigenteil einer großen Zeitung las mau
Schau nach Des Lebens Dingen ans. unlängst folgendes vielversprechendes Inserat:
was Sras nnD Unkraut in Der Rühe,
krjcheint Der fern' ein öiurnenstrauh.
R. £ncroif.
ff Zigarren.
Milde Qual.
ßloffe.
Die sanfte Rrt ist sehr zu schähen,
Rur übertreibet nicht Dus Drav-sein.
Mn kann gan> gut einrnat ein Lamm,
Doch niemals sollte man ein Schaf fein.
D. Döring.
M
der-
selkigen
unangenehmen
G'schicht' im
Paradies mit
demApfibaam
is's mit dem
schön', ewigen
Frühling z'
Lud' g'wesen. Aus oamal is's barbarisch kalt wor'n und a schneid!'
schars's Winderl hat blasen. Die kloan' Lngerl san blau wor'n wia
die Zwetschgen und Ham grad g'schnadert vor Käli'n. „puh huh",
Ham s' g'macht und san g'schwind ins paus g'stog'n und Ham im
großen Kachelofen a lusti's Leuerl o'zunden. Nacha san s' aufs
Fensterbrett! kraxelt, Hain die Stumpfnaser! an d' Giasscheib'n druckt
und abag'schaugt auf d' Lrd'u, was die Ralt'n ebber da drunt'
alles anrichten werd.
„Ah, die arma BleamerlI" Ham s' g'ruafen, „die genga ja
allsamt kapul bei dera Käit'nl"
und sie san voll Lrbarmnis
g'wesen mit die arma Pascherl,
mit dene' s' im Summa allweil
so gern g spielt und oo' dene'
s' Aranzeln g'macht und auf
ihre g'schneckelten Lngelsköpferl
g'setzt Ham. — Aber der wind
is unbarmherzi' über d' wies'n
daherg'fahr'n, daß die zarten
Dinger an alle Blatt'ln zidat*)
Ham. Da Ham si' die kloan' Ln-
gerl auf der Gfabank zamma-
' g'setzt und oans hat dem andern
die feina weißen Leder! aus die Llügerl zupft, und wia der wind
ainal a bißl Nachlassen hat, Ham f as Lenster! a wen'g aufto' und
hani die Lederl abafliag'n lassen auf d' Lrd'n. Die Ham si' schö'
weich und warm auf die Bleamln g'legt. Die Lngerl aber Ham
so lang g'rupft und Lederl fliag'n lassen, bis alle Bleamln zuadcckt
g'wesen san und die ganz' Lrd'n unter a weißen Liaumdcck'n
g'legen is.
Da Ham die Lngerl a wordsfreud' g'habt, daß ihre Spiel-
kameraden nimmer frier'n Ham braucha; sic selm aber Ham koa
oanzigs Lederl mehr g'habt und Ham z' paus blcib'n müaffen und
nimmer ausfliag'n kinna, bis 's wieder Lruahjahr wor'n is und d'
Lederl wieder g'wachsen san.
So is's vo' da an jeden 'Winter gangen. Bis dös kloa Christ-
kindl kemmen is. „Lngerl," hat dös kloa Christkindl g'sagt, „daß
ihr euch, wann's kalt werd, alle Lederl ausreißts, dös niuaß fei'
vo' jetzt an aufhör'n. Pakts mi' vostand'n? I' Hab' im Sinn, daß
i' alle Jahr auf Weihnacht' auf d' Lrd'n abastiag und den Alen-
schen allerhand Sach' bring'. Aber wann ihr alle dahoambleib'n
müaßts mit eure g'rupften Liü-
gerl, nacha dürfet i' die ganz'
Arbet alloa macha l Da kimm i'
net z' toa damit. Also laßts es
euch g'sagt sei' und laßts eure
Lederl schö' wachsen, denn ihr
müaßt alle miinander mit mir
fliag'n."
A so hat's Christkindl g'sagt.
Die kloan' Lngerl Ham si' sreili'
hinter sein' Ruck'n ang'stoßcn und
Ham si' zuag'wischpert: „was
fanga nacha die Bleamln o'?"
wia's aber auf Weihnachten zua-
*) gezittert.
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wo mag, wo mag Der Herrgott sein
3n Diesen schweren Zeiten?
Wan sich ihn jüngst am sonn'gen Rhein
Vas stebenlanD Durchschreiten:
kr nahm Der Sonne Slut unD Kraft,
Des laues 61anj unD leben,
Der kllume Duft, Des Honigs Saft
UnD segnete Die Reben.
UnD sprach: ,,Die Traube bleibe rein
von Krankheit unD SeschwerDen,
Dem Uoike sott ein wnnDermein
von öötterschönheit werben!“
Dort) stillvergnügt Der Winzer tartjt
UnD schmnnjeit froh im Sinne:
„was press' ich ans Der Rebenpracht
für kösttiche — Sewinne!"
g. Schregel.
Abwecl)sl»»g. Sauberkeit ist das halbe Leben," sagt Herr Schmutzler. „Eine Woche wasche ich
den Hals und die andere Woche den Gummikragen."
Postalisrt)e Teuerung. Mißverständnis.
Chef: „Ja zu was wollen denn Sie jetzt drei Tage Urlaub ?“ — Schic berstochter: „Papachen, ich muß ein paar ' neue
Angestellter: „Erlauben S', Herr Vorstand, bei dem teuren Porto Klavierstücke haben!" — „Klavierstücke? Wat redste nur, 'u janzes
muß ich meine Neujahrsglückwnnschkarten selbst zustellen." Klavier kriegstc!"
fernblilk. £> diese Abkürzungen!
Rur ans Der weite, von Der Hohe 8m Anzeigenteil einer großen Zeitung las mau
Schau nach Des Lebens Dingen ans. unlängst folgendes vielversprechendes Inserat:
was Sras nnD Unkraut in Der Rühe,
krjcheint Der fern' ein öiurnenstrauh.
R. £ncroif.
ff Zigarren.
Milde Qual.
ßloffe.
Die sanfte Rrt ist sehr zu schähen,
Rur übertreibet nicht Dus Drav-sein.
Mn kann gan> gut einrnat ein Lamm,
Doch niemals sollte man ein Schaf fein.
D. Döring.
M
der-
selkigen
unangenehmen
G'schicht' im
Paradies mit
demApfibaam
is's mit dem
schön', ewigen
Frühling z'
Lud' g'wesen. Aus oamal is's barbarisch kalt wor'n und a schneid!'
schars's Winderl hat blasen. Die kloan' Lngerl san blau wor'n wia
die Zwetschgen und Ham grad g'schnadert vor Käli'n. „puh huh",
Ham s' g'macht und san g'schwind ins paus g'stog'n und Ham im
großen Kachelofen a lusti's Leuerl o'zunden. Nacha san s' aufs
Fensterbrett! kraxelt, Hain die Stumpfnaser! an d' Giasscheib'n druckt
und abag'schaugt auf d' Lrd'u, was die Ralt'n ebber da drunt'
alles anrichten werd.
„Ah, die arma BleamerlI" Ham s' g'ruafen, „die genga ja
allsamt kapul bei dera Käit'nl"
und sie san voll Lrbarmnis
g'wesen mit die arma Pascherl,
mit dene' s' im Summa allweil
so gern g spielt und oo' dene'
s' Aranzeln g'macht und auf
ihre g'schneckelten Lngelsköpferl
g'setzt Ham. — Aber der wind
is unbarmherzi' über d' wies'n
daherg'fahr'n, daß die zarten
Dinger an alle Blatt'ln zidat*)
Ham. Da Ham si' die kloan' Ln-
gerl auf der Gfabank zamma-
' g'setzt und oans hat dem andern
die feina weißen Leder! aus die Llügerl zupft, und wia der wind
ainal a bißl Nachlassen hat, Ham f as Lenster! a wen'g aufto' und
hani die Lederl abafliag'n lassen auf d' Lrd'n. Die Ham si' schö'
weich und warm auf die Bleamln g'legt. Die Lngerl aber Ham
so lang g'rupft und Lederl fliag'n lassen, bis alle Bleamln zuadcckt
g'wesen san und die ganz' Lrd'n unter a weißen Liaumdcck'n
g'legen is.
Da Ham die Lngerl a wordsfreud' g'habt, daß ihre Spiel-
kameraden nimmer frier'n Ham braucha; sic selm aber Ham koa
oanzigs Lederl mehr g'habt und Ham z' paus blcib'n müaffen und
nimmer ausfliag'n kinna, bis 's wieder Lruahjahr wor'n is und d'
Lederl wieder g'wachsen san.
So is's vo' da an jeden 'Winter gangen. Bis dös kloa Christ-
kindl kemmen is. „Lngerl," hat dös kloa Christkindl g'sagt, „daß
ihr euch, wann's kalt werd, alle Lederl ausreißts, dös niuaß fei'
vo' jetzt an aufhör'n. Pakts mi' vostand'n? I' Hab' im Sinn, daß
i' alle Jahr auf Weihnacht' auf d' Lrd'n abastiag und den Alen-
schen allerhand Sach' bring'. Aber wann ihr alle dahoambleib'n
müaßts mit eure g'rupften Liü-
gerl, nacha dürfet i' die ganz'
Arbet alloa macha l Da kimm i'
net z' toa damit. Also laßts es
euch g'sagt sei' und laßts eure
Lederl schö' wachsen, denn ihr
müaßt alle miinander mit mir
fliag'n."
A so hat's Christkindl g'sagt.
Die kloan' Lngerl Ham si' sreili'
hinter sein' Ruck'n ang'stoßcn und
Ham si' zuag'wischpert: „was
fanga nacha die Bleamln o'?"
wia's aber auf Weihnachten zua-
*) gezittert.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Schnee"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1921
Entstehungsdatum (normiert)
1916 - 1926
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 155.1921, Nr. 3986, S. 198
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg