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Reklame.

Die Staatsbetriebe sind eifrig dabei, die Löcher in ihren Kassen mit Einnahmen
aus großzügiger Reklame zu verstopfen. In vorbildlicher Weife ging die Eisenbahn
voraus, indem sie die Lahrplan- und Streckentafeln durch Schokolade-Annoncen ersetzte,
(Wünchner „Schokoladebahnhof"). Auch die Postgäule wurden mit Ankündigungen von
Zahnputzmitteln usw. bemalt. Warum lassen sich die Staatstheater so reiche Einnahme-
quellen entgehen?

Auf der Bühne müßten nicht zu aufdringlich, im geeigneten Augenblick aufleuch-
tcnde Reklamen, Bemalungen von Kulissen, geschickt in den Dialog eingeflochtene Emp-
fehlungen besonders wirksam sein und würden daher sicher glänzend bezahlt.

Wenn z. B. „der Fliegende Dolländer" seinen Pretiosenkoffer auspackt, so ist die An-
wendung eines so plumpen Ködermittels prosaisch genug, daß auch ein Koffergeschäft sein
Schild auf deni Deckel anbringen dürfte. Gleichzeitig könnte seitwärts ein Transparent
erscheinen: „Für alte Gold- und Silberwaren zahlt die höchsten Preise Rathan Silbertau,
Kaiserstraße." Wenn nach den, Spinnerlied Senta sich zum erstenmal räuspert, um die
große Arie loszulassen, könnte für die abseits fleißig sein müssende Annne Warp eine ver-
nickelte Nähmaschine geräuschlos hereingeschoben werden: „Pfiffs Nähmaschinen sind die
besten!" Wenn dann im letzten Akt der Sturm heult, wäre eine Ankündigung von Zephir-
hemden und -Höschen vollkommen „im Bilde"; und während Senta den schauerlichen
Sprung ins Meer tut (oder so tut, als ob sie ihn täte), würde die Empfehlung einer
Unfall- und Lebensversicherung nur stilvoll wirken. Am Brünhildenfelsen wäre die Emp-
fehlung eines Reitinstituts durchaus am Platze, während die Grotte, aus welcher Erda
emporsteigt, wie geschaffen ist zur empfehlenden Aufschrift des Wittels „(Erbat".

Das Schiff in „Tristan und Isolde" bleibt entschieden etwas zu lange aus. £)ier könnte
eilte Überseedampferlinie einsetzen mit der Versicherung, daß ihre Schiffe die schnellsten sind.
Die Zigarettenfabrik in „Larmen" fordert geradezu heraus zur Empfehlung einer renom-
mierten Fabrik und ihrer Marken. In Fausts Studierzimmer könnten die Antiquare, in
„Dänfel und Gretel" die Nürnberger Lebkuchenfabriken ihre Schilder anbringen. Wem:
„Fidelis" die Rechnungen über seine Einkäufe vorlegt, könnte er verschiedene Eisenhand-
lungen lobend erwähnen, während am Bügeltisch der Warzelline oder am Waschkorb des
dicken Falstaff die Wasch- und Plättanstalten ihre Empfehlung stilgemäß anbringen könnten.
Die Neugier Elsas nach Lohengrins perkunft könnte durch eine Lichtreklame „Auskünfte
jeder Art erteilt rasch und zuverlässig das Büro „Aliviffa", Warienplatz", sofort befriedigt
werden. Die Schrecken des Brandes in den Dugenotten würden gemildert durch die be-
ruhigende Versicherung: „Feuer breitet sich nicht aus, hast du Winintar im paus".

Die Grenze des feinen Geschmacks dürfte natürlich nicht überschritten werden. Wenn
z. B. Brünhilde in einer Wessingbettstelle erwachen würde mit der Aufschrift „Reform-
beit — Schlafe patent", so würde das entschieden zu weit gehen.

Vor drin

»er tag verstummt, die Campe summt,
Die Uhr schlug eben acht,

Süf? duftet es nach Kuchenteig,

Den Mutter angemacht.

Zur Probe spielt der Vater mild
Das Jeftlied am Spinett,

Mariechen lagt den Meibespiuch
Noch einmal der im Bett. "

Und Brüderlein, sonst wenig fein,

Sibt beute mäuschenstill

F r ft t fl g.

Tn einer Gelte. — Mutter nickt:

„€r kann schon, wenn er will!"

Und frobgeftimmt die Gute nimmt
Das Kuchenblech zur band,

€s einzufüllen — aber halt! ..

Ihr fluge starrt gebannt.

Da flüstert weich der Bub und bleich
Mit üblem Mienenspiel:

„Mama, ich glaub' — der ganze Ccig
Mar doch für Mich ZUVt'el! ." Krampus.

Kleine Geschenke

„Was sagst Du dazu: Meine Fra» Hut mir Zwillinge geschenkt!"

„Na ja, kleine Geschenke erhalten die Freuudschast."

Boshaft.

„Ein gemeiner Kerl ist er schon, der Bärmeier! Tagt, er wüsit' eine p'--' »ete
Wohnung für mich, weil er weiß, daß ich schon lang eine solche suche, Baaderslraßt >
sagt er. — Gut, ich geh' hin, was meinst, was das ist? 's Gefängnis."

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Ohne Titel
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Kirchner, Eugen
Entstehungsdatum
um 1923
Entstehungsdatum (normiert)
1918 - 1928
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mädchen <Motiv>
Karikatur
Hund <Motiv>
Schaukel <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 158.1923, Nr. 4041, S. 10

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