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■V

überwältigte mich, die Schauer einer tiefgründigen Symbolik liefen
mir den Rücken hinab und hinauf. —

Als ich zurückkam, faß Waldemar regungslos im Sessel. Nichts
deutete darauf hin, daß er irgend etwas unternommen hatte. Ich
begann aufs neue zu schwitzen.

Der große Waldemar goß sich einen Kognak ein und fuhr fort
zu schweigen. Ich hielt eine Rede.

Tr winkte kurz. „Abwarten! Schreiben! Irgend etwas."

Ich gehorchte und begann meinen Aufsatz über „Das Gesetz-
mäßige in der Kunst." Der große Mann rauchte.

211s die Dämmerung hereinbrach, drehte ich die Schrcibtisch-
lampe an und wollte auch den Kronleuchter einschaltcn.

Waldemar unterbrach seine Unterhaltung mit der Flasche.

„Sein lassen ! Weitermachen!"

Oerzweifclt schrieb ich. Merkwürdigerweise keinen größeren
Blödsinn als sonst. Die Gegenwart des großen Mannes wirkte,
der schweigend unsichtbar im Dunkeln saß.

Ich wurde allmählich ganz ruhig. Satz reihte sich an Satz.
Aus der Ferne klang das Läuten der Straßenbahnen, ein Auto
brunimte, die Kognakflasche gluckerte.

Da fühlte ich, wie die Tür sich leise öffnete. Ich wußte, daß
es Gertruds war und spürte zugleich den starken Willen des großen
Waldemar, der mich unbekümmert weiter schreiben hieß.

Ls kam näher und näher. Maiglöckchen rangen siegreich
Waldemars Pfeifendüfte nieder.

Sturmes not oder die schlauen Buben.

l.

Waschfrau: „O Jegerl, jetzt ist's g'fehlt! So ein Sturm hat

sich erhoben und ich Hab' keine Waschklammerln da-" —

„Aber, Mutter, da brauchst Du doch nicht zu lamentieren, das . . .

Die gehorsame Patientin.

„Wie kamen Sic dazu, der
Ärztin das Tuch zu entwenden?"
— „Sie hatte ausdrücklich gesagt:
Nehmen Sie ein wollenes Tuch!"

Klassische Übersetzung en.

Spes alunt hominem
Spesen nähren den Mann.

Opera kurtiva
Eine gestohlene Oper.

5eltsam.

ks ist bekannt, bas Irottfl gerne essen,
Sei gröhern Üllantiläten fjeifit mnn's
fressen,

Dorf) ohne jemals satt,u fein,
jrfj finde Dieses abfalut nicht fein,
stein, stenilich tierisch und gemein.
2war esse ich Den ganjen lieben lag,
UnD werbe Doch nie satt! woran Das
liegen mag?
Vskar laüflatlcr.

„Was schreibst du denn so eifrig", flötete es.

Fremde Gedanken zwangen meine Zunge.

„Deine Todesanzeige, Geliebte" sprach ein Gewaltiger durch
meinen Mund.

„Da zischte es: „Du gemeiner Rohling, du ganz infamer
Schurke, du ..."

pfeifenknaster triumphierte über Maiglöckchen und eine tiefe
Stinimc sprach: „Salem aleikum.“

Der große Waldemar hatte sich erhoben, trat auf meine Frau
zu, bot ihr in ritterlicher Weise den Arm und führte sie zum
Spiegel.

Sein Auge zwang mich, den Kronleuchter eiuzuschalten. Licht
umflutete uns.

Da zog er aus seiner Brusttasche ein zusammengefaltetes Lösch-
blatt, breitete cs aus und hielt cs schweigend vor den Spiegel.

Sehr zart, zittrig, fahrig waren da einige Worte zu lesen.
„Brutalitäten . . . geht Dir . , . Griechisch . . . höheren Richter."

Darüber aber, die armen Worte zum großen Teil überdeckend,
schrie es förmlich in der festen Baudschrift Gertrudcns:

„wertes Fräulein, . . . paßt, werde ich mor . , . zur Anprobe
kommen. Erwarten Sic mich gegen . . . Frau Gertrude..."

Meine Frau errötete tief - sehr lief. Ich war wieder ganz
der überlegene Mann und triumphierte in der Niedertracht meines
perzens.

Da lachte sic plötzlich hell auf, klatschte in die kjände und rief:
„Nu habt ihr euch wohl gar tragische Gedanken gemacht von
wegen dem höheren Richter? Na, stimmts denn nicht mit dem
Wiedersehen? Ist ein Landgerichtsrat vielleicht kein höherer
Richter?!"

Mit diesen Worten fiel sie dem fassungslosen Waldemar um
den Bals und streckte mir ini Spiegel die Zunge heraus.

Seitdem halte ich meine Frau nicht mehr für dumm.

Dr. Hans Luxenbnrger.

Abwechslung.

„Das erstemal hat meine
Frau aus Liebe geheiratet und
ich aus Vernunft. Nun soll's
meine Frau einmal mit der Ver-
nunft versuchen und ich ivcrd'
aus Liebe heiraten."

ßcfuttöcn.

3m eisigen Zimmer sucht' ich gereist
Einen Reim - einen Reim aus .stlensch-
heit',

Doch endlich hat weine stau gehetzt -
3ch Dank' für Den Wink wlt Dem
.örennscheit'!

Nr.

u.

haben wir gleich!!

SO
Image description

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Sturmesnot oder die schlauen Buben"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Storch, Carl
Entstehungsdatum
um 1923
Entstehungsdatum (normiert)
1918 - 1928
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 158.1923, Nr. 4042, S. 20

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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