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Das Schulzeugnis.

Das Schuljahr war um. Dir Herren Pennäler strebten den häus-
lichen Penaten zu. Sie hatten es dabei mehr oder weniger eilig — je
nachdem. Der Xaver! von der zweiten Lateinklasse hatte es besonders
eilig. Nicht aus Sehnsucht nach seinen Eltern, sondern weil er zum
Zug mußte. Er war zwei Bahnstunden entfernt zu Sause. Am Bahn-
Hof wartete schon sein Bruder Alois, der eine Klasse höher das Ncal-
gymnasium schmückte. Man begrüßte sich mit fröhlichem Lachen
erging sich dann in Kraftsxrüchen. welche die Heldentat. ein Schul-
jahr hinter sich gebracht zu haben, ins rechte Licht rücken sollten.

Als der Zug sich in Bewegung setzte, regte sich die Neugier.
„No. Xavcrl, wie hast denn abg'schnitten? Mie schaugt denn 's
Zeugnis aus?" — fragte der ältere Bruder.

Xaver! zuckte die Achseln. „HI«', wie wird's denn ausschaug'n?
Necht viel schöner net wie a spanisch' Röhrl". Er ahnte nämlich
Schlimmes zu Hause. „U?as hast denn nachher Du. Alisi? Natürli'
prima Ware. Streber, windiger — sag' doch?"

„Mei', könnt' schlechter sei'. der Gco Hab' i' gar an'
Zweier!"

„Darfst Dir scho' was d'rauf ci'bild'n," höhnte der Kleinere

„bei so am guten Professer — aber der unser' — — der treibt dir
d' Sitzen aus! Und so gemein, wie der zensiert!"

Nun entstand eine Pause. Zeder holte einen Keil Brot heraus
und man guckte zum Fenster hinaus.

Nach einiger Zeit tat Xaver! einen Seufzer, schaute ganz ernst-
haft und sorgenvoll d'rcin und begann: „Hast g'hört, Alisi, wenn wir
jct;' hoamkenima, na' geh' z'crscht i' mit 'm Zeugnis nci' zum Vater.
Und dann zoagst glei' Du das Dcinige her. Damit daß die U?uat
über das mcinigc a wcn'g abg'schwächt werd. moan' i'."

„Za. moanst wirkli', das bedeut'!, was?" zweifelte der ältere,

„Aber um'kchrt waar's doch schlechter; schaug'. wenn Du z'crscht
gehst und nachher i'. nacha trifft ihn der Schlag auf die Freud'
naus viel ärger, und d'Schläg' fall'» aa' danach aus. verstehst? Na
sag', Alisi, das mußt do' zugeb'n, daß g'schcider i' z'crscht nci'gch?"

„Za mei', Xaver!, is denn das Deine gar a so schlecht?" forschte
der Alisi.

Und Xaver! lispelte bedeutungsvoll: „Durchg'fall'n bin i'".

Da siel ihm der ältere Bruder gerührt um den Hals. ,,Z' aa',
Xaver!". hauchte er. ®. 3.

In Gedanke».

„Mit meinem Magen wird's immer schlim
mcr; gestern konnte ich wieder den ganzen Tag
nichts essen." — „Ja, müssen Sic denn den
ganzen Tag essen?"

Ach so!

„Acht Tage lang war jetzt das Amt
des Ernährungsministers unbesetzt." —
„Ah, deshalb Hab' ick so 'n Hunger je-
habt!"

Aufklärung.

„Sic, lassen Sic sich sagen, das Angora-
katzenfell, welches Sic mir verkauft haben, war
nicht echt!" — „Ja ja, die Katzen sind halt
falsche Geschöpfe."

E r m a h 111111 ß.

.. Fritzcl, leck' die Briefmarke mit Verstand ab, sic kostet hundert Mark.
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ermahnung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Reinicke, Emil
Entstehungsdatum (normiert)
1923 - 1923
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 158.1923, Nr. 4049, S. 77

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Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
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