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A npas s n n g.

.Der Huber scheint ein hochmütiger Mensch zu sein, immer hat er den
Blirk nach oben gerichtet.' .Der kann nicht mehr ander?, er verehrt seit
drei Jahren die TurmwächterStochter."

Sic Mm>cn meiner Frau erholten sich rasch und wir sahen
ordentlich braun aus. Dann aber trat plötzlich ei» Rückschlag
ein. Line innere Nnruhe lastete quälend auf dein Gemüt meiner
kcbensgefährtin und eines Morgens fragte sie mich, ob ich a»
Ahnungen glaube.

„kache nicht so kindisch!" protestierte sie. „Damals, als
Vnkel Alfred starb, habe ich auch einen Schreck bekommen und
die Meissner Ranne fallen lassen."

„Ja, und dabei konnte» wir ihn nicht einmal haftpflichtig
machen!"

„spotte nicht! Ich habe vergangene Macht von einer Mtotte
geträumt — Du wirst sehe»: Der Merzpelz ist in Gefahr!"

Im Grunde genommen war ich nicht böse, dass unsere
Badereise um drei Wochen verkürzt wurde. Mir packten unsere
Aachen zusammen und fuhren mit dem Ȋchsteti D-Zug heim.

Seit jenem Tage glaube ich auch au die Ahnungen meiner
Frau. ITtie kamen sogar selber welche, als ich die Tür zu nu-
ferer Mahnung offen stehen sah und von innen ein Geräusch
vernahm, von dem ich nicht recht wusste, ob es ei» lllotiv aus
dem Tannhäuser oder aus einer Glasschleiferei sei. Die dicke
Portiersfrau kam uns entgegen und war sehr ungehalten, dass
wir so vorzeitig und unangemeldet hereinfchneite». Die selbst-
losen keute hatten während unserer Abwesenheit ihre» Wigwam
in unfern vier pfählen aufgeschlagen, um den übernommenen
Derpflichtungen besser nachkommeit und gewissenhafter der
Mottenjagd obliegen zu können. Auf dem Divan lag der perr
Portier, las seine Zeitung und rauchte ei» Rraut, demgegen-
über Rampfer und Petroleum freilich als Gesellschastsparfüm
gelten konnten. Die Badewanne war mit Rohle» gestillt, in
den Perser Teppich ein koch gebrannt, das (Ölgemälde hing
in Fetzen von der Wand, die japanische» Vasen lagen in
Scherben am Loden, in meiner Bibliothek fehlten mehrere
privatdrucke, die ich später an einem andern Orte wiederfand,
und auch sonst spürte man allenthalben das liebevolle lvalle»
treuer pände. die unser peim vor Zerstörung geschützt hatte».

„Und was macht mein Merzpelz?" fragte meine Frau
tonlos und beschämt von so viel Tdelmut.

..Ach. da sein Sie man janz unbesorcht!" beruhigte sie
die pflichtgetreue liausverwalterin und warf sich stolz in die
Brust. ..Mach den hack jeden Taach dreimal »achjeseh'n. Da
is keene Motte »ich' ranjekommen — iewazcichen Ire Ihnen
jefälligst selb»! Die Schlüssel zu't Spinde stecke» noch."

Mir wollten diesen Bat befolge». Aber die Ereignisse
kamen uns zuvor. Die Tür zu meinem Arbeitszimmer flog aus
und die fünf Iöhren von Portiers kamen heulend hereingepurzelt.

Riek man. vadda , rief der fünfjährige Paul, „der Mare
Hai mir det fcheene Meffa zabrochenl" Und dabei fuchtelte er
mit dem Stumpf meines Rasiermessers vor seines Bruders Nase
herum, während die kleine kuise die mit Seifenschaum gefüllte
Waschschüssel mit lautem Rrach zur Erde falle» liess. Sie ging
in tausend Scherben, die Waschschüssel — nicht die kuise.

„Na. wat habt a denn da wieda jemacht?" erkundigte sich
der rauchende Vater teilnehmend. .

„Acb. jar nischt — man bloss ’n biske» Barbier jespirlt."

Mehr hörte icb nicht von dem Zwiegespräch zwischen Titern
und Rindern. Tin markerschütternder Entsetzensschrei von de»
kippen meiner Frau rief mich nach meinem Arbeitszimmer. Da
stand sie. einer Salzsäule gleich, vor dem geöffneten Tresor und
deutete stumm auf eine graue Masse, die den Bode» bedcckte.
Ich gewahrte ein zusammengeflickte» Stück keder und daneben
grosse Rlectse von Seifenschaum und paaren.

Mas soll denn Sa» bedeuten?"

„Mein pelz, mein schöner Merzpelz l" jammerte meine Fra».
Die Rinder baben ihn eingeseift und glattrasiert!"

Sie brach in Tränen aus. Pinter ihr aber tauchte die Por
rierssrau auf. klopfte ihr u>ohlwollend auf die Schulter und sagte
tröstend! „Na. wat wollen Se denn mehr' M»' können Se ja»;
unbesorcht sind In de» Pelz seht Sie keene Motte mehr rin!"

lM
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Anpassung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stockmann, Hermann
Entstehungsdatum
um 1923
Entstehungsdatum (normiert)
1918 - 1928
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 158.1923, Nr. 4063, S. 188

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