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nützlich schien, bei dieser unheimlichen Sache einige kräftige Zeugen
zur khand zu haben, so weihte ich meine Ehefrau Berta sowie
meinen Nachbar und langjährigen Freund Emil Wasserkopf in die
Geschichte ein. Berta war gleich Feuer und Flamme dafür, nach-
dem ich ihr versprochen hatte, daß, wenn die Sache gut ausgehe und
ich die Dollarerbschaft wirklich ausfindig mache, sie auch einen neuen
falschen Zopf und ein dito Gebiß haben solle. Dem Emil aber,
der zunächst etwas ängstlich tat und mit Geistcrgeschichten nichts zu
tun haben wollte, versprach ich eine lebenslängliche Rente von zehn
Dollars jährlich, bei unserer miserablichten Valuta sicherlich ein nettes
Taschengeld.

In der fraglichen Vollmondnacht machten wir uns dann alle
drei auf den kveg zu Fräulein Eulalia Sternenschimmer. Unter-
wegs stießen wir auf Zacharias Luftmayer aus Köln-Nippes, meinen
alten Kriegskameraden von der Gstfront.

„Anton, wo wollt Ihr noch so spät hin?" fragte erneugierig.

„In die Geisterwelt", gab ich geheimnisvoll zurück.

„Du bist wohl meschuggc oder am Ende gar mondsüchtig?"
schrie Zacharias.

„Schon möglich", erwiderte ich trocken, „bei Vollmond sind
uns die Geister nämlich näher."

Zacharias machte ein dummes Gesicht und ließ nicht eher
locker, bis mir ihm den ganzen Salat auscinandcrklabastcrt hatten.
Das Ende vom Liede war, daß er sich entschloß, mitzugehen. Und
da ich ihn als gerissenen Jungen kenne, der uns bei dieser zweifel-

haften Sache eventuell gute Dienste leisten konnte, so hatte ich nichts
dagegen. Unser Medium, das in einer entlegenen Mansarde in
Nippes hauste, machte freilich ein erstauntes und, wie mir schien,
mißtrauisches Gesicht, als wir zu vieren die wacklige lsolztreppe
hinaufgepoltert kamen. Lin männliches Individuum mit einer
wahren Galgenphysiognomie löste sich aus dem mystischen lsalb-
dunkel der ärmlichen Bude.

„Mein Hypnotiseur", stellte Eulalia vor.

„Sehr angenchni", erwiderte ich höflich, während Zacharias
mir ins Bhr flüsterte: „Mensch, den habe ich schon nial auf 'ncr
Nippeser Kirmes gesehen!"

„Pssstl" machte ich, „halte die Augen offen!"

Nachdem Eulalia uns im Halbkreis gesetzt hatte, setzte sie
sich auf einen Stuhl und bat ui» Ruhe. „Meine Herrschaften",
sagte sie feierlich, „die Sitzung wird sofort beginnen. Zuvor aber
bitte ich den Restbetrag von zo ooo Mark an meinen Hypnotiseur,
Herrn Jeremias Scelensteppcr, zu entrichten."

„Nanu", sagte ich verwundert, „die Sache sollte doch bloß
25 000 Emmchen im ganzen kosten."

„Die Valuta hat sich inzwischen leider verschlechtert, so daß wir
zu unserem Bedauern zu dieser bescheidenen Nachforderung genötigt
sind", erklärte Herr Seelcnstepper scheinheilig und hielt die Band auf.

„Seelennepper müßte der Kerl heißen!" zischelte Zacharias
wütend, ich aber erwiderte laut: „Sie haben ja die reinen Schau-
fensterxreise, die sich auch über Nacht zu ändern pflegen, aber im

Fremdenverkehr.
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"Fremdenverkehr"
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G 5442-2 Folio RES

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Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Dombrowski, Katharina von
Entstehungsdatum
um 1923
Entstehungsdatum (normiert)
1918 - 1928
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

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Restaurierung

Sammlung Eingang

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Thema/Bildinhalt (GND)
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Satirische Zeitschrift

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Fliegende Blätter, 159.1923, Nr. 4068, S. 19

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