Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Oer Ruhfladen.

Schönere Bleamistöck''), als der Laßl Blasi vür sein'Bauernhof auf
die Fensterbrettln g'habt hat, hast nimmer sehgn kinna; z' Brimsting
amal g'wiß net, und ob anderstwo, dös möcht' i' erfcht no' drauf
ankemma lassen. Die fremden und Summafrischler wann beim
Laß! vorbcikemma san, san s' steh' blieb'n und san gar nimmer
firti warn vor lauter verwundernis über dem Blasi seine schöna
Bleamistöck'und sogar der Gna-
den kserr Landrichter, der sunst
so a letzer") g'wesen is, is gegen
den Blasi so g'moa und leutseli'
g'wesen. wia nur g'rad was.

Er hat die Bleamln selber
gern mög'n und wann er auf
Brimsting kemma is, hat eahm
der Laßl Blasi vo' seine schönsten
G'ranistöckl an' etli' Ableger
schenken müassen, die hat der
Gnaden fjerr Landrichter z'haus
ei'g'setzt und hat sei' Freud' da-
mit g'habt, wia s' g'wachsen san
und blüaht Ham.

So guat san f sreili net
g'raten wia dieBleamistöck' vom
Laßl Blasi, und dös hat den
Herrn Landrichter net wen!' ver-
drossen. Drum, wiar er wieder
amal auf Brimsting kemma is
auf Tagfahrt, hat er den Laßl
Blasi g'fragt. „Du", hat er
g'sagt, „Laßl Blasi, setz' sag'
mir amal, warum daß Deine
Bleamistöck' soviel schöner san
als die mein'!" — „Giaßt as
aa?" hat der Blasi g'sagt. —

„Allaweil",") hat der Land-
richter g'antwort; „alle Tag'
giaß'i's'." — „Düngst') asaa'?"
hat der Blasi weiter g'fragt. —

„Dunga?" hat der Landrichter
g'sagt; „naa, dunga tuar i' s
net. Tuast as Du dunga? Mit
was für an' Dung tuast as denn
Du dunga? Leicht mit Kunst-
dunga?" — „Naa", hat der
Laßl Blasi g'sagt, „mit koan'

Kunstdunga." — „Nacha") mit
Hennamist?" — „Aa mit koan
Hennamist". — „Ja bei ’n
Dunnaweda, mit was düngst
as denn nacha?" — „Mit was als i' f’ düng' ?" hat der Laßl Blasi
g'sagt; „halt mit Kuhfladen". Und er hat verzählt, wie ma auf a
Giaßkanna Wasser oan' Kuhfladen nimmt, mit an' Steckerl fleißi'
umrührt und mit dera Brüah die Bleamistöck' giaßt.

Der Gnaden Herr Landrichter hat g'sagt „aha" und „soso" und
„es lernt oaner halt net aus", nacha hat er dem Laßl Blast pfüagod")
g'wunschen und is furt zum obern Wirt. Da hat sei' Assessor a
Bauernoersammlung g'habt und der Herr Landrichter hat g'moant,
es war' net ganz, wann er net aa' sein' Sens dazua gibt.

Aber der Kuhfladen is dem Gnaden Herrn Landrichter den ganzen
Tag im Kopf umaganga. während der ganzen Versammlung hat
er sein' Spazierstecken zwischen die Füaß' hin und her drahdelt') und
in Gedanken im Giaßkanndl umanand g'rührt und die andern Ham
den Gnaden Herr Landrichter gar nimmer kennt, weil er si' gar net
drei'g'mischt und net wia sunst sein' Assessor trilschackelt und die

Bauern niederbögclt hat. So-
gar der ober'n Wirtin is dös
seltsam vürkemnia und nach der
Sitzung, beim Abendessen, wo 's
extra fette Schmalznudl geb'n
hat, hat s' dem Gnaden Herrn
Landrichterauf d'Schulter tupft,
(denn die ober' Wirtin hat si'
scho' so was vcrlaub'n kinna,)
und hat g'sagt: „Gnaden Herr
Landrichter", hat s' g'sagt, „wo
fcit’s8) denn, daß S' heut' gar
a so a stader") san?" Der Land-
richter aber hat g'sagt, es feit
eahm nix, und es geht eahm
bloß was wichti's im Kopf um-
anand.

Nach 'n Essen hat der Herr
Landrichter sei' Aktentasch'n
g'numma, hat sein' Assessor
o'g'schafft, er sollt' nur derweil
vorausgch' auf d' Station; er
selber hätt' no' g'schwind was
zum b'sorg'n. Beim Laßl Blasi
is im Stall a Lischt g'wesen
und der Blasi hat g'rad seine
Kirnt;’ ausg'mist'. Der Land-
richter is bei der Tür nei', hat
a Zeitung außerzog'n und hat
gsagt: „Blasi", hat er g'sagt,
„da tuast mir setz' an' Kuhfladen
cina I"10)

Der Blasi hat g'sagt: „Den
sollst Ham l" und hat mit der
Schaufel den größten Blatschari
vo' Kuhfladen auf d' Zeitung
naufpflastcrt, wo im Stall g'wc-
sen is. Der Landrichter hat 'n
guat ci'papierlt, hat die Schrift-
stück' aus der Aktentasch'n raus
und in sein' Rock nei tan und da-
für den Kuhfladen nei'g'stcckt.
„Schön' Dank, Blasi," hat er
g'sagt, und der Blasi hat g'sagt: „Nixzum danken, is gern g'schchgn",
und nacha is der Herr Landrichter zum Stall naus und auf -'Bahn-
station zuag'stiefelt. Unterwegs hat er an nix denkt als an seine
Bleamistöck', wia s' setz' macksten wern, und hat sei' packl andächti
trag'n als mär 's a Vogelhäusl mit an' Kanari und net an' Akten-
tasch'n nnt an' Kuhfladen.

Aber je näher als er an ü' Station lemma is, desto ung'müat-
licher is eahm worn. Es hat ganz vcrdächti' zum schwabbeln an
g'sangt in der Tasch'n, net lang' und a Tröpfcrl is eahm über d'

In der Verzweiflung.

„Wenn s' Bier jetzt nochmal teurer wird, dann — dann saus' ich
mich z' tot."

i) Blumenstöcke, 2) scharfer, gestrenger, *) alleweil, immer, 4) düngst du sie auch, ß) nachher, l aut, «) behüt' (Soft, *) gtdreh'. *) fehlt, ®) stiller, 10) hinein
Image description

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"In der Verzweiflung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum
um 1923
Entstehungsdatum (normiert)
1918 - 1928
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 159.1923, Nr. 4089, S. 186

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen