Winterspuk.
lsand g’Ioffcn, und wia der Gnaden lscrr Landrichter in d' Tasch'n
einag'langt bat, is er glci' wieder außig'fahr'n. „Sar'n". bat er
g'sagt, „jetz' Hammer") scho' die Bescherung.
Auf der Station hat bloß a kloans Lamperl brennt. Der Bürger-
moastcr, der Zist und der Darcr, der ITtoritjen, der Schwciberer und
der vogtcnauer san mit 'n Assessor bcinand g'standcn und Ham
dischkuricrt. Oer Landrichter hat sie ganz hoamli'zum kloana Wartsaal
nüber'pirscht; da is 's dunkel und koa Mensch drinna g'wesen und in
der Tek'n beim eisan' Vscrl, da hat der Gnaden kserr Landrichter
sei' Aktentasch'n umkihrt") und voller Zürn den malefizischen Kuh-
fladen auf'n Boden fallen lassen, 's Papier hat er oben d'rauf
g'legt, nacha is er schö stad wieder davo' und hat si' zu die andern
g'macht; aber der vogtcnauer mit seine Luraug'n is eahm do' g'wahr
morn.") Bach a Weil' is as Zügei kcmma. der Landrichter und
der Assessor san ci'g'sticg'n, die Bauern Ham no'an'Kratzfuaß g'macht
und 's Züge! is davo'dampft. — Die Bleamistöck' vom Gnaden
ljcrrn Landrichter Ham koan' Oung net kriagt. Aber so ganz ohne
Wirkung is dem Laß! Blasi sei' Kuhfladen desweg'n do' net blicb'n.
Oer erscht' war der Assessor. Oer is schö' bescheiden in sein Tckerl
g'seffcn und hat si' g'wundcrt, warum sei' kserr vürstand gar a so
zuaknopst is. Sic san no' net weit g'fahrcn g'wesen. hat der Assessor
zum schnuppern o'g'fangt. Und er is fürchti' in Verlegenheit kcmma.
„Baa", hat er si' denkt, „wia mir dös z'widcr") is! Oa muaß i'
hcili' in was nein'tret'n sei'!" Und er hat seine lange Boaner unter
d' Sitzbank hintcr'zog'n und hat sein' bjerrgod 'dankt, daß der Gnaden
lscrr Landrichter nir g'mirkt hat.
Am andern Tag in dcrFruah hat der Stationsdicncr vo'Brimsting
as Rahnhöfl auskihrt'°). lviar er in den kloan Wartsaal zua dem
eisan' Öferl in der Lck'n kemma is. hat er an' gickelrotcn Kopf
kriagt. Tr hat bloß oa Wörtl g'sagt: „Gemeinheit!" hat er g'sagt;
aber aus dem Ton, mit dem er 's g'sagt hat, hast cs deutli' hör'n
kinna. wiar er dem Stationsdiencr ci'wendi'") g'raucht hat. Oer
vogtcnauer hat g'rad zum Fruahzug Milliküwi") verladen und is
dazuakemma. wia der Stationsdiencr dös kjausei zammakehrt hat.
Oa hat er dös oa Aug zuazwickt und hat g'lacht wiar an alter
lholzfuchs.
Aber am Abend, wia der Burgcrmoastcr, der Zist und der
Schwciberer, der Moritzen und der Oarer bei'n obern Wirt beinand
g'sessen san, da hat der vogtcnauer was vozählt"), daß die andern
si' an der Tischplatt'n Ham ei'halten müssen vor lauter Gaudi. Lr
hat bloß so halblaut g'rcd't, der vogtcnauer, aber zmischendrei' hat
ma' do' dös oa oder ander' wörtl verstanden, wia „Gnaden der
kjcrr Landrichter", oder „da schimpft ma allawcil über ins Bauern",
oder „mit'n guat'n Beispiel voran geh'" und so ähnli'. Oie andern
aber Ham g'meckcrt vor vcrgnüag'n wia die Goaßböck!
Oa hat si' 's zoagt, was für a kreuzbrave Frau die ober' Wirtin
g'wesen is. Die hat net g'lacht wia die andern, sondern hat g'sagt:
„Schama") sollts cnk", hat f g'sagt, „in Trdsgrundsboden nci’!
5o was kann anial an jeden paffier'n. warum net an Gnaden
6crr Landrichter! Und jetzt geht mir a Liachtl auf, warum daß er
sclbig'smal so a ganz a stader g'wesen is. y Hab' mir ’s ja do'
glci' denkt, daß eahm net recht guat mar!"
So hat die ober' Wirtin g'sagt und die Bauern Ham anand'
o'g'schaugt und verleg'n an ihre Pfcifln g'suzclt.
wia aber der Gnaden lscrr Landrichter dös nächst'mal wieder
auf Tagfahrt nach Brimstiug kcnima is, hat die ober' Wirtin als
Mehlspeis' an' Schokoladianflauf g'macht und hat a Stamperl Kcrsch-
wasser daneb'n hi'g'stellt. „So fette Küachcl", hat s' g'sagt, „san
net taugsam für an' jeden; die muaß oans vertrag'» kinna". Und
sie hat a ganz a kloan's bisse! spitzbüabisch g'lacht dazua und den
Gnaden bserrn Landrichter zuatrauli aus d' Schulter tätschelt; denn
dös hat si' die ober' Wirtin bei eahm scho' verlaub'n kinna. —
Hermann Franz.
") haben wir, umgedreht, ist ihn doch gewahr worden, hat ihn bemerkt. ") zuwider, unangenehm, 15) ausgekehrt, lc) inwendig, ,7) Milchkübel,
w) erzählt, “) schämen.
187
24*
lsand g’Ioffcn, und wia der Gnaden lscrr Landrichter in d' Tasch'n
einag'langt bat, is er glci' wieder außig'fahr'n. „Sar'n". bat er
g'sagt, „jetz' Hammer") scho' die Bescherung.
Auf der Station hat bloß a kloans Lamperl brennt. Der Bürger-
moastcr, der Zist und der Darcr, der ITtoritjen, der Schwciberer und
der vogtcnauer san mit 'n Assessor bcinand g'standcn und Ham
dischkuricrt. Oer Landrichter hat sie ganz hoamli'zum kloana Wartsaal
nüber'pirscht; da is 's dunkel und koa Mensch drinna g'wesen und in
der Tek'n beim eisan' Vscrl, da hat der Gnaden kserr Landrichter
sei' Aktentasch'n umkihrt") und voller Zürn den malefizischen Kuh-
fladen auf'n Boden fallen lassen, 's Papier hat er oben d'rauf
g'legt, nacha is er schö stad wieder davo' und hat si' zu die andern
g'macht; aber der vogtcnauer mit seine Luraug'n is eahm do' g'wahr
morn.") Bach a Weil' is as Zügei kcmma. der Landrichter und
der Assessor san ci'g'sticg'n, die Bauern Ham no'an'Kratzfuaß g'macht
und 's Züge! is davo'dampft. — Die Bleamistöck' vom Gnaden
ljcrrn Landrichter Ham koan' Oung net kriagt. Aber so ganz ohne
Wirkung is dem Laß! Blasi sei' Kuhfladen desweg'n do' net blicb'n.
Oer erscht' war der Assessor. Oer is schö' bescheiden in sein Tckerl
g'seffcn und hat si' g'wundcrt, warum sei' kserr vürstand gar a so
zuaknopst is. Sic san no' net weit g'fahrcn g'wesen. hat der Assessor
zum schnuppern o'g'fangt. Und er is fürchti' in Verlegenheit kcmma.
„Baa", hat er si' denkt, „wia mir dös z'widcr") is! Oa muaß i'
hcili' in was nein'tret'n sei'!" Und er hat seine lange Boaner unter
d' Sitzbank hintcr'zog'n und hat sein' bjerrgod 'dankt, daß der Gnaden
lscrr Landrichter nir g'mirkt hat.
Am andern Tag in dcrFruah hat der Stationsdicncr vo'Brimsting
as Rahnhöfl auskihrt'°). lviar er in den kloan Wartsaal zua dem
eisan' Öferl in der Lck'n kemma is. hat er an' gickelrotcn Kopf
kriagt. Tr hat bloß oa Wörtl g'sagt: „Gemeinheit!" hat er g'sagt;
aber aus dem Ton, mit dem er 's g'sagt hat, hast cs deutli' hör'n
kinna. wiar er dem Stationsdiencr ci'wendi'") g'raucht hat. Oer
vogtcnauer hat g'rad zum Fruahzug Milliküwi") verladen und is
dazuakemma. wia der Stationsdiencr dös kjausei zammakehrt hat.
Oa hat er dös oa Aug zuazwickt und hat g'lacht wiar an alter
lholzfuchs.
Aber am Abend, wia der Burgcrmoastcr, der Zist und der
Schwciberer, der Moritzen und der Oarer bei'n obern Wirt beinand
g'sessen san, da hat der vogtcnauer was vozählt"), daß die andern
si' an der Tischplatt'n Ham ei'halten müssen vor lauter Gaudi. Lr
hat bloß so halblaut g'rcd't, der vogtcnauer, aber zmischendrei' hat
ma' do' dös oa oder ander' wörtl verstanden, wia „Gnaden der
kjcrr Landrichter", oder „da schimpft ma allawcil über ins Bauern",
oder „mit'n guat'n Beispiel voran geh'" und so ähnli'. Oie andern
aber Ham g'meckcrt vor vcrgnüag'n wia die Goaßböck!
Oa hat si' 's zoagt, was für a kreuzbrave Frau die ober' Wirtin
g'wesen is. Die hat net g'lacht wia die andern, sondern hat g'sagt:
„Schama") sollts cnk", hat f g'sagt, „in Trdsgrundsboden nci’!
5o was kann anial an jeden paffier'n. warum net an Gnaden
6crr Landrichter! Und jetzt geht mir a Liachtl auf, warum daß er
sclbig'smal so a ganz a stader g'wesen is. y Hab' mir ’s ja do'
glci' denkt, daß eahm net recht guat mar!"
So hat die ober' Wirtin g'sagt und die Bauern Ham anand'
o'g'schaugt und verleg'n an ihre Pfcifln g'suzclt.
wia aber der Gnaden lscrr Landrichter dös nächst'mal wieder
auf Tagfahrt nach Brimstiug kcnima is, hat die ober' Wirtin als
Mehlspeis' an' Schokoladianflauf g'macht und hat a Stamperl Kcrsch-
wasser daneb'n hi'g'stellt. „So fette Küachcl", hat s' g'sagt, „san
net taugsam für an' jeden; die muaß oans vertrag'» kinna". Und
sie hat a ganz a kloan's bisse! spitzbüabisch g'lacht dazua und den
Gnaden bserrn Landrichter zuatrauli aus d' Schulter tätschelt; denn
dös hat si' die ober' Wirtin bei eahm scho' verlaub'n kinna. —
Hermann Franz.
") haben wir, umgedreht, ist ihn doch gewahr worden, hat ihn bemerkt. ") zuwider, unangenehm, 15) ausgekehrt, lc) inwendig, ,7) Milchkübel,
w) erzählt, “) schämen.
187
24*
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Winterspuk"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1923
Entstehungsdatum (normiert)
1918 - 1928
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 159.1923, Nr. 4089, S. 187
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg