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Mein Randwerk und Amt i[t richten nadr Art.
Ich falle den [churki[chen Richter beim Barl;
Ich la([e zur Ader dem diebi[d)en ]ud’;

Zu rechten und fechten, das liegt mir im Blut.
Und wo ich kampiere, alldort weit und breit
Die Herberge i(t der Gerechtigkeit.

Da greif’ ich mit eiserner Rand in den Pfuhl
Und ford’re die Schelme zum richtenden Stuhl.
Dem ich (odann urtel, der gibt mir Gebühr;

Ob ungern, ob willig; ich tu’ ihm dafür.

Ich lache der Schabbäl(e 3ammerge(töhn
Und hol’ aus dem Beutel mir [elb[ten die Pön'.

Abbau.

Und hetzen mich Schergen auf flüchtigen weg,
Dann gibt’s ein Gejaide im grünen Geheg’.

Rei Inrita, mein Rapp! Bergauf und feldein,
Au! heimlichen Pfaden, durch funkend Gestein.
Doch endet mein Randwerk in peinlicher Rot —
Die Raut dann dem Ceufel, die Seele zu Gott.

.Hnton Holtmann.

Man denkt bisweilen darüber nach, welch tiefgründige Unter-
schiede das Kultur- und Menschenleben des Abendlandes gegenüber
der Ungebundenheit und Unge-
regeltheit sogenannter wilder Erd-
teile aufweist. So zum Beispiel
kam: man auf den Südseeinseln
oder auf Neuguinea zu jeder
Tages- und Nachtzeit Teppiche
ausklopfen — während in dem
Kulturzentrum sagen wir einmal,
sagen wir kjarlstadt, nicht nur
Geburt, kseirat und Tod, sondern
auch das Teppichausklopfen ge-
setzlich genau geregelt ist, van
to bis |2 Uhr vormittags —
von 5 bis 5 Uhr nachmittags. —

Das hat uns groß gemacht und
unsere Nerven gegenüber denen
der wilden Volker stark für Gram-
mophon, Jazzband und Futu-
ristenbilder erhalten. Gewiß:

Diese an sich kleine Erscheinung
des geregelten Teppichklopfens
ist ein Stück Beitrag zur Raffen-
Hygiene, gibt für den Denkenden
historische, kulturpolitische und
staatsphilosaphische Perspektiven.

Für den Denkenden, nicht aber
für eine Person — ich wallte
sagen für eine Frau wie Frau
Rat Zeislmeier, der natürlich
die letzten Zusammenhänge ihrer
Teppiche mit dem Aufstieg oder
Untergang des Abendlandes ver-
borgen sind.

Diese Frau klopfte — noch
dazu an verbotener Stelle — auf
ihrem Küchenbalkon (statt an der
Teppichstange im 6of) um halb
6 Uhr ihren persernen Teppich un-
bekümmert um Gesetz und ver-
ordnung, daß es nur so patschte.

Ohre Nachbarin, die Frau
verwitwete Vberstabsapotheker
Fieselig nahm an dem ungesetz-
lichen Teppichklopfen Ärgernis. — Nicht aus staat-philosophischen
oder rassenhygienischen Erwägungen, sondern weil im sozusagen
Busen dieser Dame nach die Erregung über einen durch die Frau
Rat Zeislmeier niederträchtig usurpierten HPafdrhaustag nachzitterte.
Überhaupts diese Zei-lmeiers!! —

Frau Vberstabsapotheker Fieselig nahm einen schönen Kanzlei-
bogen, machte ihn halbbrüchig und berichtete den Vorfall unbefugten

Teppichklapfens an unzulässigem Vrt dem zuständigen polizeibezirks-
kommiffär; objektiv den Vorfall — subjektiv die Beschwerde, daß es

eine Rücksichtslosigkeit sei, so
wenig Rücksicht auf die Nerven
der pausinwahner zu nehmen.

Der Kommissär las, falten
seinerseits einen Bogen halb-
brüchig, drückte den Stempel
oben hinauf, schrieb Datum und
Betreff und einen Tatbestand,
Bisher waren ander Sühnung
der Ungesetzmäßigkeit nur wenige
Personen beteiligt: Frau Fieselig,
der Postabhaler, der Pastassisteut,
der Briefträger und der Kom-
missär, An Unkosten waren er-
wachsen zwei Kanzleibögen, ein
Briefumschlag und Porta im
Betrag van fünf Ukitliarden.
Dach der Stein rollte.

Der Kommissär schickte die
zwei diensthabenden Schutzleute
Kapfinger und Schlotterbeck zu
einem Augenschein nach der
Bonisaziusstraße |<>.

Darüber reichte der Schutz-
mann Schlotterbeck einen Bericht
zu den Akten ein.

Diese gingen, in einen blauen
Deckel gefaßt, an die Polizei-
direktion, Abteilung D, Über-
tretung von Verordnungen. Der
Polizeiassistent kvieser registrierte
den Akt im Einlauf, der Diener
tvarmüller trug ihn zum Vber-
sekreiär Schindlbeck nach Abtei-
lung I).

lfier vertiefte sich der Vber-
sekretär in den Fall, nahm einen
Kanzleibogen (das Stück zu zehn
Milliarden) und schrieb eine
Strafverfügung darauf. Dann
kam der Akt ins Strafgrund-
buchami, ivo der Sekretär Feistl
ein Konto Zeislmeier eröffuete
und den Fall eintrug. Hierauf kam der Akt in die Registratur, die
Strafverfügung aber in die Expedition, wo sie Fräulein Säuert in
einen Umschlag steckte und adressierte. Postabholer — Postassistent —
Briefträger. —

Frau Rat Zeislmeier las die Strafverfügung. Man hatte sie zu
einer Milliarde verknurrt. Das war der Betrag für ein Zündholz. —
Frau Rat Zeislmeier, eine Frau von Temperament und Schwung,

Der hilfreiche Dackel.

(Fortsetzung l5eite 5.)

2
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Hilfreiche Dackel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Abeking, Hermann
Entstehungsdatum (normiert)
1923 - 1923
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 160.1924, Nr. 4092, S. 2
 
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