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Geistesgegenwart.

l.

zeichnet, die nur die Kleinbahn anssucht, oder nach besser
kein Schicuenstrang. Die Städte, in denen Spitzweg und
Richter gearbeitet haben konnten oder Meister Schönleber,
in deren Gärten und Wiesen Ludwig Hölty seine Frühlings-
stropheu dichtete, und durch deren Gassen der Waudsbecker
Bote wandelt, wenn der Mond scheint. Ludwig Bäte.

Ein ii b c r s l ii s s i g c s V it ch.

Albert Klotzte, der alles kaust, stöberte ein bißchen bei
einem Antiquariatsbuchhändler herum. Da fiel ihm ein
schlichter Band in die Hände: „Kritik der Urteilskraft."
Klotzte wunderte sich, „lind darüber 'n ganzes Buch?
Tie Sache ist doch ganz einfach: Wenn ich den Offen-
barungseid hinter mir habe, und alles meiner Frau ge-
hört — da kann mir kein Urteil was machen."

Falsch a »f g c f a ß t.

„Heute war ich mit meinem kleinen Mündel beim
Bormundschaftsgericht, bin aber zurückgeschickt worden,
weil ich erst gewisse Unterlagen beschaffen muß." — „Der
Junge ist >vohl noch nicht stubenrein?"

Kleine Stadt.

Die paar Neiscndc», die dem Bummelzug entstiegen,
sind bald verschwunden. Ich bin, von den Schulkindern,
die nach Hause trollen, abgesehen, allein. Dennoch hätte
ich hier unter den häßlichen Mietswohnungen mit ange-
klebten Erkern und Jugendstilreminiszenzen lieber einen
Begleiter gehabt, im Gespräch läßt sich manches Unschöne
übersehen. Doch nur noch einige Straßen, dann verblaßt
die gipserne Kultur vor solider Altbürgerlichkeit. Ich
steige gemächlich - unwillkürlich verlangsamt man in der
Kleinstadt den Gang - zum Kern des Ortes. Tort
springt ein Laden lustig aus der Fluchtlinie, dann klettern
die Giebel hoch in feierlichen Treppen, in spitz zusammen
laufenden Schrägen, ein Stcinsims spaziert dem Bürger-
steige parallel, ein engbrüstiges Hänschen drückt sich bc
scheiden zwischen Ratshcrrcnhaus und Adelshof mit Wap-
pen und Freitreppe. Schnee liegt ans allen Dächern und
steigert manche Linie ins Starre und manchmal auch ins
Barock-Groteske. Blau lacht der Himmel über den Häusern
und legt samtene Flächen über das Weiß, seine gefrorene
Kälte in duftige Pastclltöne auflöscnd. Unter den Linden
am Marktplatz lärmen die Spatzen und füllen die mittäg-
liche Stunde mit Leben und Bewegung. Steil steigt
gegenüber beim Bäcker der Ranch in die Luft: die Augen
gehen mit und ruhen einen Augenblick aus dem alten
Schieferdach der Kirche. Dann singen die Glocken, voll,
tiestönend, und durch die Gassen wandern die Schall
wellen. Ich schreite von Straße zu Straße, freue mich
der Hänschen und versteckten Gärten, der Dielen und
rumpeligen Höfe, des Klanges und der Farbe, und wenn
auch nicht der Goldglanz der Geschichte aus dem Städtchen
ruht, so strömt ans Stein und Balken, au» Jnschrist
und Straßennamen eine Fülle vergangener Zeit. Wenn
uns doch noch länger Rom und Venedig, Paris und Riviera
verschlossen blieben, wenn wir die schöne Reiselust in
heimisches Land lenken möchten, nicht nur nach Weimar
und Nürnberg, Rothenburg und Mergentheim, sondern
auch in die ganz kleinen Orte, die kein Bädeckerstcr» bc

D an ii li n r h r i t.

mit manchem Scherz und 0ei[tcshlifi
hat er viel Caiileiide entzückt,
mit seinem Humor und seinem UJits
Die Menschen [tets aufs neu' be-
glückt;

Und als er dann gestorben war
Und als man (land an seiner ßabr'-
UJas hat man fiir ein Urteil gefällt?
„€in Spaßmacher weniger auf der
UJelt!“ o. e. tu.

Der !)! ii ckfnll.

Willy Sickel ist niemals krank gewesen sei» Bruder Emil war cs, der
ncitlich die Grippe gehabt hat. Aber Hamplcr verwechselt das, ltnb als er
Willi) Sickel bei miserablem Wetter aus dem Viehmarkt trifft, sagt er mah-
nend: „Ei, ei, schon wieder hier? Sie sollten sich vor einem Rückfall in
ack)t nehmen." Willy Sickel ist etwas unangenehm berührt. „Ja, das hat

das Gericht auch gesagt. Aber was geht das Sie an?"
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Geistesgegenwart"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Strauss, M.
Entstehungsdatum
um 1924
Entstehungsdatum (normiert)
1919 - 1929
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 160.1924, Nr. 4093, S. 15

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