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Relativer Schönheitsbegriff.

(Fabel.)

Don Al Hafid dem weifen.

Al Bafid, der weltberühmte Weife, faß vor feiner Hütte und
grübelte über die Nichtigkeit alles Bestehenden nach. Da nahten
an der Spitze einer aufgeregten Menge zwei streitende Männer,
um, wie schon so oft, den Weisen um die Entscheidung ihres Falles
anzuflehen.

„Allah sei mit Luch!" segnete sic Al Hafid. „Sprich, o Ibn
Ben Kali, was erregt Dich so?"

lind jener sprach: „G Al Hafid, Zinne der Weisheit, Wetter-
fahne der Klugheit, Turmhahn der Gelehrsanikcit, vernimni Deinen
Knecht! Dieser Mann dort, der mein Nachbar ist, besitzt einen
Storch. Gestern nun sprang ein Frosch aus meinem Garten in den
seinen und alsogleich fraß sein Storch meinen Frosch. Ich aber
liebe die Frösche und pflege sic, damit die Mücken in meinem Be-
sitztum nicht überhandnchmen. Und deshalb verlangte ich von jenem
einen neuen Frosch oder den Wert des Frosches in Dinaren, Wcs-
halb bindet er seinen Storch nicht an?"

Zürnend unterbrach ihn der andere: „D Al Hafid, Mammut
des Wissens, Plesiosaurus der Intelligenz, mit welchem Rechte kann
jener Schadenersatz von mir heischen? Konnte es ihm unbekannt
sein, daß die Störche Frösche fressen? Und hatte ich seinen Frosch
cingcladen, meinen Garten zu betreten? Weshalb bindet er seinen
Frosch nicht an?"

Erwartungsvoll stand das Volk da und in jeder Brust klopfte
die Gewißheit, daß nunmehr die erhabenste Weisheit von Al Hafids
Lippen träufeln werde. Denn der Fall war schwierig.

Und Al Hafid sprach: „Liebe Leute, mir kann doch nicht jeden
Tag etwas Weises cinfallcn! Wahrhaftig, ich weiß nicht, was ich
in: Augenblick Gescheites sagen könnte! Bin ich eine wcishcits-
fabrik? Kommt morgen wieder, vielleicht ist bis dahin etwas
Weises in mir aufgeblitzt!"

Und er versank wieder in tiefes Grübeln über die Nichtigkeit
alles Bestehenden. Das heißt: Eigentlich dachte er über das Mittag-
essen nach. Ilarlchen.

Allerdings.

Am alten Schloßteiche ragte aus überwucherndem Schilf und
Moos die marmorne Statue der Denus in ihrer Pracht empor.
Zwei Krötcnweiblein betrachteten sie kritischen Blickes vom Teich-
rande aus. „Das ist also das Frauenschönheitssymbol der Menschen!"
sprach die eine, „ich finde, sie ist auch nicht anders als wir
Krötenweiber. Sie hat vier Extremitäten und ist auch
nackt." — „Das schon", entgegnete die andere, ..aber einen
Fehler hat sie doch, einen viel kleineren Mund als wir."

Vorübergehender (zu dem in dem Sumpf Versinkenden)
.Sitzen Sic schon tief drin?" - „Das sehen Sie doch." — „Wie
Ich weiß doch nicht, >vie lang Ihre Beine sind."

Es w n r ein m n l.

(Aus einem Hofbericht.)

A « s m c i ii c m N o t i z b u ch.

Tic meisten Philosophen sind Wegweiser, die — zu
keinem Ziel führen. Aber auch ein schöner Weg ist was
wert.

Dem Reimer ist alles Reim.

Es gibt Witze, die sind so derb, daß man sic nur
heimlich erzählen kann; und es gibt Chansons, die sind
so schamlos, daß man sie nur öffentlich Vorträgen kann.

„Ich bin über jeden Applaus erhaben!" sagte — der
Souffleur.

Schon in den ersten Morgenstunden fing Seine Majestät eine Anzahl
prächtiger Fische . . .
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Relativer Schönheitsbegriff" "Es war einmal"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Hesse, Rudolf
Entstehungsdatum
um 1924
Entstehungsdatum (normiert)
1919 - 1929
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 160.1924, Nr. 4096, S. 34

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Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
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