Kinderstuben getilgt werden, indem man eine gewisse Umhül-
lung der Tatsachen stillschweigend billigt. Ja, es wäre noch zu
überlegen, ob man nicht eigentlich für besondere Gewandtheit
und Geschicklichkeit, vernünftig durchgeführt, auf diesem Gebiet
Belobungen aussetzen sollte. Wie gut, daß das Menschenjunge
doch noch ebensoviel Instinkt und Erhaltungstrieb besitzt wie
andere Säugetiere. Es wäre sonst rettungslos verloren im spä-
teren Kampf des Lebens.
Diesmal also sollten Markise und ich uns ein glückliches
Leben vorstellen.
Ich raffte mich großväterlich zusammen und meinte, daß in-
nere Zufriedenheit und bescheidne Ansprüche an Besitz und Ge-
nuß mir die sichere Quelle dazu schienen.
Marlisc lachte hell auf und rief sofort, daß es ihr glücklicher
und praktischer scheine, wenn andere mit einem zufrieden wären.
Was aber die Bescheidenheit angche, hätte sie gerade in der
Literaturgeschichte gelernt, daß ein berühmter Mann, wahrschein-
lich war es wieder mal Goethe, gesagt habe, daß nur die Lumpe
bescheiden wären.
Ich kam mir wieder recht spießbürgerlich vor. Ich schwieg
bescheiden.
Markise sagte mitleidig, daß sie da doch Fritjof recht geben
müsse, der habe ihr erklärt, wer glücklich sein will, müsse Mut
dazu haben und einfach immer das tun, wozu es ihn von innen
heraus treiben Und nicht einen Deut von sich selber abweichen.
Glücklich, Unglücklich, Unrecht oder Recht sei alles Quatsch. Jedes
Leben habe seine eigne Wage und Gewichte. Nebenbei solle man
sich natürlich nicht von Lehrern, Eltern oder sonstiger Verwandt-
schaft die gute Laune verderben lassen. Bur dem Fröhlichen ge-
rät sein Werk. Den Hauptteil werde er ihr dazu beisteuern. Sie
solle nur getrost mit dem Vorwort anfangen.
Wenn Markise Fritjofs Bamen nennt oder hört, belebt sich
ihr niedliches Gesicht, ähnlich wie früher beim Anblick eines
neuen Spielzeugs. Bei Fritjof glaube ich Ähnliches zu bemerken,
wenn er von Markise spricht, obwohl er sie nur sehr herablas-
senden Tones erwähnt, die Kleine. Ich denke mir so mein Teil
dabei. Mir scheint, man muß die Zukunft mit den Augen der
Bachkommen zu sehen versuchen. Es kommt mir dann vor, daß
man das Beste vom Leben nicht in der Schule lernt.
Ich erschrecke. Mein Schwiegersohn Friedrich, der Herr Ober-
lehrer, steht plötzlich wie die Bemesis selbst im Zimmer. Klapp
zu für heut, mein Buch- (Forts, folgt)
Der Berühmte
99
lung der Tatsachen stillschweigend billigt. Ja, es wäre noch zu
überlegen, ob man nicht eigentlich für besondere Gewandtheit
und Geschicklichkeit, vernünftig durchgeführt, auf diesem Gebiet
Belobungen aussetzen sollte. Wie gut, daß das Menschenjunge
doch noch ebensoviel Instinkt und Erhaltungstrieb besitzt wie
andere Säugetiere. Es wäre sonst rettungslos verloren im spä-
teren Kampf des Lebens.
Diesmal also sollten Markise und ich uns ein glückliches
Leben vorstellen.
Ich raffte mich großväterlich zusammen und meinte, daß in-
nere Zufriedenheit und bescheidne Ansprüche an Besitz und Ge-
nuß mir die sichere Quelle dazu schienen.
Marlisc lachte hell auf und rief sofort, daß es ihr glücklicher
und praktischer scheine, wenn andere mit einem zufrieden wären.
Was aber die Bescheidenheit angche, hätte sie gerade in der
Literaturgeschichte gelernt, daß ein berühmter Mann, wahrschein-
lich war es wieder mal Goethe, gesagt habe, daß nur die Lumpe
bescheiden wären.
Ich kam mir wieder recht spießbürgerlich vor. Ich schwieg
bescheiden.
Markise sagte mitleidig, daß sie da doch Fritjof recht geben
müsse, der habe ihr erklärt, wer glücklich sein will, müsse Mut
dazu haben und einfach immer das tun, wozu es ihn von innen
heraus treiben Und nicht einen Deut von sich selber abweichen.
Glücklich, Unglücklich, Unrecht oder Recht sei alles Quatsch. Jedes
Leben habe seine eigne Wage und Gewichte. Nebenbei solle man
sich natürlich nicht von Lehrern, Eltern oder sonstiger Verwandt-
schaft die gute Laune verderben lassen. Bur dem Fröhlichen ge-
rät sein Werk. Den Hauptteil werde er ihr dazu beisteuern. Sie
solle nur getrost mit dem Vorwort anfangen.
Wenn Markise Fritjofs Bamen nennt oder hört, belebt sich
ihr niedliches Gesicht, ähnlich wie früher beim Anblick eines
neuen Spielzeugs. Bei Fritjof glaube ich Ähnliches zu bemerken,
wenn er von Markise spricht, obwohl er sie nur sehr herablas-
senden Tones erwähnt, die Kleine. Ich denke mir so mein Teil
dabei. Mir scheint, man muß die Zukunft mit den Augen der
Bachkommen zu sehen versuchen. Es kommt mir dann vor, daß
man das Beste vom Leben nicht in der Schule lernt.
Ich erschrecke. Mein Schwiegersohn Friedrich, der Herr Ober-
lehrer, steht plötzlich wie die Bemesis selbst im Zimmer. Klapp
zu für heut, mein Buch- (Forts, folgt)
Der Berühmte
99
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Berühmte"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1924
Entstehungsdatum (normiert)
1919 - 1929
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 160.1924, Nr. 4102, S. 99
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg