'
/■^2/P Finden Sic nicht auch, daß dies
ein recht erheiternder Beitrag zur
Wirtschaftsgeschichte zweier Völker ist:
In Deutschland gründet die gute Ge-
sellschaft „Mäßigkeitsklubs". Dagegen
sind die Depositen der Bank des Beu-
yorkerSing-Sing-Zuchthauses in vicrTagen um 3200 Dollar
gewachsen. Es handelt sich um freiwillige Stiftungen von
Freunden und Verwandten der Sträflinge. Man geht von
dem Grundsatz aus, daß kleine Freuden den Menschen bessern.
Wenn die Sträflinge auf dem Zuchthaushof spazierengeführt
werden, tragen sic kleine kostbare Lurusartikel zur Schau, die sie
sich von den reichlich eingelaufenen Geldern anschaffen, und
erfreuen sieb gegenseitig durch ihren Anblick.
Dem Bubenkopf, der großen Mode der Damenwelt, ist be-
reits, kaum gedacht, ein End' gemacht. Zu einem Londoner
Balle, auf dem die Damen der neuen Mode die erste Huldi-
gung darbrachten, erschien eine italienische Gräfin mit üppiger
Haarkrone. Und mitten im Tanze glühte jählings — Augen-
blick des Entsetzens! — diese Haarkrone von einem phospho-
reszierenden Präparat auf. Die neueste Mode war geschaffen,
der Bubenkopf veraltet und jede Dame dazu.
jr'iPf
Der Kampf um die Hegemonie zwischen Frankreich und Eng-
land hätte beinahe Frankreich ein neues bedenkliches Übergewicht
gegeben. England hat Tutenkhamen. Es beherrscht mit ihm die
Augen der Welt. Aber schließlich, sagt sich Frankreich, was ist
Tutenkhamen! Er ist nicht iin Herzen Britanniens geboren/ er
ist Ägypter,- wir haben Besseres! — Und so fand man eines
Tages völlig unvorbereitet in der pariser Jfiationalbibliothek
eine Dose mit der Aufschrift: „Hier liegt das Herz Voltaires."
Indessen — was auch immer die Zeitungen über den Fund be-
richten mögen, unser Sonderberichterstatter, den wir eigens nach
Paris entsandt hatten, meldet, daß beim Offnen der Dose sich
nichts gezeigt habe als ein Spiegel an der Unterseite des Deckels,
der seinerseits wieder nichts anderes gezeigt habe als das ver-
ständnisvoll grinsende Antlitz deS Öffners. Im übrigen ent-
hielt die Dose nur einige Körnchen vom — Geiste Voltaires.
Brettscknelder.
DES
ARG GEHOLZTEN
MUNKEPUNKE
GLOSSEN
AUF EHE-SPRÜCHE
„Wer alle Büsche sich besieht, kommt nie zu Holz."
So schoß ich in die Ehe mit Hurra — Kobolz.
Hurra verflog. Man drehte mich zu Bolzen.
Viel Späne gibt's, wenn Frauenzimmer holzen.
*
„Die Ehe soll eine belagerte Festung sein?"
Man lasse sich überhaupt auf eine Kanonade nicht ein!
Man kappe die Zugbrücken und schleife die Wälle!
Muß man sich schießen, seien es bestenfalls Gummibälle!
*
„Eheweibes Treu über alles geht!"
Heißt es in einem alten Bauern-Alphabet.
Mancher geht das wider die Natur und wider den Strich,
Aber ich sage nur: Eulalia, hüte dich!
*
Man sagt von jungen Eheleuten: „Sie leben im Honigmond!"
Aber so vielen Honig auf die Dauer ist kein Magen gewohnt.
Ein kleiner Schnaps dazwischen stellt den Appetit bald wieder
her.
Als Honigmondkalb sdireit man: Noch mehr! Noch mehr!
■*
„Die Ehe ist eine Lotterie."
Mancher spielt jedes Jahr, gewinnt trotzdem nie.
Wieder andre kommen höchstens mit dem Einsatz heraus.
Nur wenige führen den Hauptgewinn mit der Prämie nach
Haus.
*
„Mensch, heirate nicht zu früh, aber auch nicht zu spat!"
Die Sache will's! Du bist ein Kandidat!
„Mensch, heirate nicht zu spat, aber auch nicht zu früh!"
Allenfalls versuch es als Impromptü!
*
„Wer sein Leben lang entbehrt der Ehe,
Lebt weder wohl, noch lebt er wehe."
Wer aber die Ehe fand früh erlabend,
Singt: „O wie wohl ist mir am Abend!"
A. R.M.
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/■^2/P Finden Sic nicht auch, daß dies
ein recht erheiternder Beitrag zur
Wirtschaftsgeschichte zweier Völker ist:
In Deutschland gründet die gute Ge-
sellschaft „Mäßigkeitsklubs". Dagegen
sind die Depositen der Bank des Beu-
yorkerSing-Sing-Zuchthauses in vicrTagen um 3200 Dollar
gewachsen. Es handelt sich um freiwillige Stiftungen von
Freunden und Verwandten der Sträflinge. Man geht von
dem Grundsatz aus, daß kleine Freuden den Menschen bessern.
Wenn die Sträflinge auf dem Zuchthaushof spazierengeführt
werden, tragen sic kleine kostbare Lurusartikel zur Schau, die sie
sich von den reichlich eingelaufenen Geldern anschaffen, und
erfreuen sieb gegenseitig durch ihren Anblick.
Dem Bubenkopf, der großen Mode der Damenwelt, ist be-
reits, kaum gedacht, ein End' gemacht. Zu einem Londoner
Balle, auf dem die Damen der neuen Mode die erste Huldi-
gung darbrachten, erschien eine italienische Gräfin mit üppiger
Haarkrone. Und mitten im Tanze glühte jählings — Augen-
blick des Entsetzens! — diese Haarkrone von einem phospho-
reszierenden Präparat auf. Die neueste Mode war geschaffen,
der Bubenkopf veraltet und jede Dame dazu.
jr'iPf
Der Kampf um die Hegemonie zwischen Frankreich und Eng-
land hätte beinahe Frankreich ein neues bedenkliches Übergewicht
gegeben. England hat Tutenkhamen. Es beherrscht mit ihm die
Augen der Welt. Aber schließlich, sagt sich Frankreich, was ist
Tutenkhamen! Er ist nicht iin Herzen Britanniens geboren/ er
ist Ägypter,- wir haben Besseres! — Und so fand man eines
Tages völlig unvorbereitet in der pariser Jfiationalbibliothek
eine Dose mit der Aufschrift: „Hier liegt das Herz Voltaires."
Indessen — was auch immer die Zeitungen über den Fund be-
richten mögen, unser Sonderberichterstatter, den wir eigens nach
Paris entsandt hatten, meldet, daß beim Offnen der Dose sich
nichts gezeigt habe als ein Spiegel an der Unterseite des Deckels,
der seinerseits wieder nichts anderes gezeigt habe als das ver-
ständnisvoll grinsende Antlitz deS Öffners. Im übrigen ent-
hielt die Dose nur einige Körnchen vom — Geiste Voltaires.
Brettscknelder.
DES
ARG GEHOLZTEN
MUNKEPUNKE
GLOSSEN
AUF EHE-SPRÜCHE
„Wer alle Büsche sich besieht, kommt nie zu Holz."
So schoß ich in die Ehe mit Hurra — Kobolz.
Hurra verflog. Man drehte mich zu Bolzen.
Viel Späne gibt's, wenn Frauenzimmer holzen.
*
„Die Ehe soll eine belagerte Festung sein?"
Man lasse sich überhaupt auf eine Kanonade nicht ein!
Man kappe die Zugbrücken und schleife die Wälle!
Muß man sich schießen, seien es bestenfalls Gummibälle!
*
„Eheweibes Treu über alles geht!"
Heißt es in einem alten Bauern-Alphabet.
Mancher geht das wider die Natur und wider den Strich,
Aber ich sage nur: Eulalia, hüte dich!
*
Man sagt von jungen Eheleuten: „Sie leben im Honigmond!"
Aber so vielen Honig auf die Dauer ist kein Magen gewohnt.
Ein kleiner Schnaps dazwischen stellt den Appetit bald wieder
her.
Als Honigmondkalb sdireit man: Noch mehr! Noch mehr!
■*
„Die Ehe ist eine Lotterie."
Mancher spielt jedes Jahr, gewinnt trotzdem nie.
Wieder andre kommen höchstens mit dem Einsatz heraus.
Nur wenige führen den Hauptgewinn mit der Prämie nach
Haus.
*
„Mensch, heirate nicht zu früh, aber auch nicht zu spat!"
Die Sache will's! Du bist ein Kandidat!
„Mensch, heirate nicht zu spat, aber auch nicht zu früh!"
Allenfalls versuch es als Impromptü!
*
„Wer sein Leben lang entbehrt der Ehe,
Lebt weder wohl, noch lebt er wehe."
Wer aber die Ehe fand früh erlabend,
Singt: „O wie wohl ist mir am Abend!"
A. R.M.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Lustige Weltchronik" "Des arg Geholzten Munkepunke Glossen auf Ehe-Sprüche"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1924
Entstehungsdatum (normiert)
1919 - 1929
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 160.1924, Nr. 4103, S. 109
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg