FRAUEN,
SEHNEN
Die Einreise
Ein ausgewiesener Rheinländer hal beim Franzmann um
l-lrlaub nachgesucht, daß er zur Hochzeit seiner Tochter in die
Heimat reisen darf. Er bekommt den Einreisepaß und ist bereits
selig, als er „14 Tage' sieht/ von Freude elektrisiert, springt
er aber auf und rennt zu seinem Freunde, als er ein wenig
weiter gelesen hat — — —
„Ubermorche", keucht er seinem Freund entgegen, „fahr' ick
mit Babettche und den Kindern, mit Nettche und Iosescke
und Kallche und Lisabetbche und Iakobche zum Nellicke seiner
Hochzeit
„Nanu?" fragt der Freund, „das kann doch nicht stimmen.
Die Franzosen sind doch mit der Einreiseerlaubnis gar nickt so
freigebig!"
„Schon," antwortet er triumphierend, „aber mit mir haben
sie 'ne Ausnahme gemacht! Da steht, daß Mathias Renzel
Alleman für 14 Tage das besetzte Gebiet betreten Vars. — Herr-
lich, Freundche! Ubermorcke reisen wir alleman zum Nellicke!"
Qtutorität
Kurz vor Abfahrt des ersten Frühzuges von einer Bahn-
station bemerkt der Zugführer, daß der Bremser nicht zum Dienst
erschienen ist. Er meldet dies dein Stationsbeamtcn, der ihin
sogleich einen Bahnhofsarbeitcr mitgibt.
Der Zugführer, die Vorschriften beachtend, fragt den Bahn»
hofsarbeitcr: „Haben Sie eine Pfeife."
„Nee, ick rooche nur Zigaretten!"
Starke Enttäuschung
Fabrikdirektor Frenz gewährt einem unbemittelten Studenten
seit längerer Zeit Mittags-Freitisch. Mit dem Sprößling der
Familie, dem 10 jährigen Karlheinz, hat sich der Studio gut
befreundet. Eines Tages teilt er Karlheinz mit, daß er ibm
aus Wunsch der Eltern hinfort fremdsprachlichen Unterricht
geben werde. Da sagt der Kleine vorwurfsvoll:
„Ach Gott, Herr Doktor, und ick dachte, wir beide würden
Freunde bleiben!"
Durchs Netz gegangen
Nur einhundert Mark, hör' mal, die könntest Du mir doch pumpen?
Hab' kein Geld bei- mir.
Und zu Hause . . . ?
Danke — zu Haus ist alles wohl.
Lg iß ein einzigfchöner Frühlingstag.
Die Sonne küßt den jungen grünen
Hag.
Wonnetrunken grüß' ich ihre war-
men Strahlen,
Die viel bunte Blumen bunter noch
bemalen.
Hin liebejauchzender Jubelchor
Gefiederter Sänger erfreut mein Ohr.
Ja, da möcht', wo fo die Freuden-
hymnen klingen.
Ich aus vollem Herzen glühend
fingen.
Aber — durch das All des jungen
Sonnenglücks
Tönen Frauenfeufzer hinterrücks
Mit der Herrlichkeit des Tages um
die Wette:
„Ach, wenn ich doch jetzt die große
Wälche hätte 1"
Theo Kranldwberger
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SEHNEN
Die Einreise
Ein ausgewiesener Rheinländer hal beim Franzmann um
l-lrlaub nachgesucht, daß er zur Hochzeit seiner Tochter in die
Heimat reisen darf. Er bekommt den Einreisepaß und ist bereits
selig, als er „14 Tage' sieht/ von Freude elektrisiert, springt
er aber auf und rennt zu seinem Freunde, als er ein wenig
weiter gelesen hat — — —
„Ubermorche", keucht er seinem Freund entgegen, „fahr' ick
mit Babettche und den Kindern, mit Nettche und Iosescke
und Kallche und Lisabetbche und Iakobche zum Nellicke seiner
Hochzeit
„Nanu?" fragt der Freund, „das kann doch nicht stimmen.
Die Franzosen sind doch mit der Einreiseerlaubnis gar nickt so
freigebig!"
„Schon," antwortet er triumphierend, „aber mit mir haben
sie 'ne Ausnahme gemacht! Da steht, daß Mathias Renzel
Alleman für 14 Tage das besetzte Gebiet betreten Vars. — Herr-
lich, Freundche! Ubermorcke reisen wir alleman zum Nellicke!"
Qtutorität
Kurz vor Abfahrt des ersten Frühzuges von einer Bahn-
station bemerkt der Zugführer, daß der Bremser nicht zum Dienst
erschienen ist. Er meldet dies dein Stationsbeamtcn, der ihin
sogleich einen Bahnhofsarbeitcr mitgibt.
Der Zugführer, die Vorschriften beachtend, fragt den Bahn»
hofsarbeitcr: „Haben Sie eine Pfeife."
„Nee, ick rooche nur Zigaretten!"
Starke Enttäuschung
Fabrikdirektor Frenz gewährt einem unbemittelten Studenten
seit längerer Zeit Mittags-Freitisch. Mit dem Sprößling der
Familie, dem 10 jährigen Karlheinz, hat sich der Studio gut
befreundet. Eines Tages teilt er Karlheinz mit, daß er ibm
aus Wunsch der Eltern hinfort fremdsprachlichen Unterricht
geben werde. Da sagt der Kleine vorwurfsvoll:
„Ach Gott, Herr Doktor, und ick dachte, wir beide würden
Freunde bleiben!"
Durchs Netz gegangen
Nur einhundert Mark, hör' mal, die könntest Du mir doch pumpen?
Hab' kein Geld bei- mir.
Und zu Hause . . . ?
Danke — zu Haus ist alles wohl.
Lg iß ein einzigfchöner Frühlingstag.
Die Sonne küßt den jungen grünen
Hag.
Wonnetrunken grüß' ich ihre war-
men Strahlen,
Die viel bunte Blumen bunter noch
bemalen.
Hin liebejauchzender Jubelchor
Gefiederter Sänger erfreut mein Ohr.
Ja, da möcht', wo fo die Freuden-
hymnen klingen.
Ich aus vollem Herzen glühend
fingen.
Aber — durch das All des jungen
Sonnenglücks
Tönen Frauenfeufzer hinterrücks
Mit der Herrlichkeit des Tages um
die Wette:
„Ach, wenn ich doch jetzt die große
Wälche hätte 1"
Theo Kranldwberger
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Durchs Netz gegangen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1924
Entstehungsdatum (normiert)
1919 - 1929
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 160.1924, Nr. 4112, S. 214
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg