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Die erste
Patientin

Das war so ab-
gemacht mit unserm
Freund, dem jungen
Or. mecl. et cliir., an
dem Tag, an dem der
erste Patient in sei-
nem Wartezimmer
erschien, mutzte er
uns eine Bowle
spendieren.

Als nun die Ein-
ladung da war, be-
gaben wir uns glück-
wünschend in seine
Wohnung, die Er-
öffnung seinerpraris
zu begietzen,und siehe,
nach der ganz her-
vorragenden Ouali-
tät dieser Ananas-
bowlc zu urteilen, mutzte es ein einträglicher Fall sein. Wir
rieten hin und her. Er hat wohl eine scbwcrgolvcnc Gans ge-
rupft, meinte ein Kollege. Oder eine Bomhcnoperation in Sicht,
bemerkte ein anderer Gast.

Der nunmebr aus die leidende Menschheit losgelaffenc Held
des Tages lächelte zurückhaltend. Endlich lietz er sich herab zu
einem Bericht: .... »ja, Kinder, ein wissenschaftlich ganz kom-
plizierter Fall, der immerhin hohe Anforderungen .... Bin
also heute morgen noch in der Klinik bei meiner SonntagS-
beschästigung .... da kommt meine Scheuersrau atemlos an-

gelaufen : HerrDok-
tor, ein Patient ist da.
Ich rase nach Klause.
Aha, eine junge, hm,
sagen wir »Dame",
blond, erwartungs-
voll, unsicher lä-
chelnd. Ich lehne
mich repräsentativ in
den Armsessel zurück
und frage mit un-
nachahmlicher Hand-
bewegung:

„Was führt Sie
zu mir?"

«Ich kann kein
Schwarzbrot essen."

Die Entgegnung,
datzsie es dann lieber
unterlassen solle, lag
mir auf der Zunge,
trotzdem forsche ich
freundlich besorgt nach etwaigen Magcnbeschwerden.

Aber sic beitzt nicht an. Sie möchte nur ein Attest haben, das;
sie nur Wcitzbrot, Semmeln und Zwieback essen darf.

«Aber wozu denn?" — Za, sie ginge irgendwohin, ln ein
Haus, da gäbe cs meist nur Schwarzbrot.

Ob sic sich denn kein Wektzbrot kaufen könne. — Nein, aber
eine Mark wolle sie mir geben für eine «Bescheinigung".

Ich verliere fast die Geduld. Sie auch. Und endlich, in die
Enge getrieben, bequcmt sie sick zu dem holden Geständnis:
«Icb mutz nämlich brummen." M. w.


«No - dös san Gäst'! — Drei Stunden spielen f, und wenn f dann endlicb
amal Ober rufen, meinen s' Schelssn-Ober!"

Das angesckossene Büberl

Don Sepp Lotbl

Ich setzte mich in den Salzburger Morgenzug.

Neben mir nahm ein garantiert echter Ehiemgaucr Bauer
Platz. Er hatte einen etwa sechsjährigen Buben bei sich, dem
das rechte Auge verbunden war. Der Baker brummte so etwas
wie «Erlauben scho'!" und dann knüpften wir als echte Alt-
bayern ein lebhaftes Schweigen miteinander an,- denn wir
waren uns durchaus sympathisch.

Uns gegenüber satz ein sächsisches Ehepaar. Auch sie waren
echte Kinde, ihres Landes und reisten, wie es sich für solche
gebührt, mit Lodcngewand, grotzem Allgemeininteressc und noch
grötzerem Nedebedürfnis. Mit mir war nicht viel anzufangen,
ich sagte gleich, man habe mir im zweiten Kriegsjahr das Zungen-
jpitzel abgejchossen und ich sei daher taubstumm! Aber mein
Ehiemgaucr Freund vermietet seit dem Rückgänge dcS bäuer-
lichen Hochwoklftandes wieder Zimmer an Sommerfrischler
und wutzte also, was sich gekört. Schön Antwort geben, wenn
die Fremden was fragen, gelt!

Und sie fragten.

Ob er ein Bayer jci? Warum er denn keine nackten Knie
trage? Die Bauern würden doch mit nackten Knien geboren,
bäbäbä! Wo er zu Haute jci ? Soso, da sei es gcwitz jähr schäne ?
Da seien gcwitz auch jähr viele Sommergäste ? Wenn nur das
verftirtc Geld Heuer nicht jo knapp wäre I lind was Denn dem
Kleinen fehle, datz jein Auge verbunden sei?

«Dem Kloan? Okg'schossen haben f eakm."

Wie? Angclchossen? Entsetzlich! Wer Denn das Berbrcchen
begangen habe?

.D' Buama haben eahm ohg'schossen."

Nicht möglich! Und wie das llnmögliche denn zugrgange»
sei?

,Mei'! G'spiclt haben j" Kalt mit n Flobertstutzcn."
schrecklich! Häre doch nur, Adolf! Entsetzlich!"

«Messer, Gabel, Scher und !icht" — zitierte Adolf, der
Flobcrtstutzen offenbar zu einer der vier gcnailntcn Kategorien

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"No - dös san Gäst!" "Das angeschosssene Büberl"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum
um 1924
Entstehungsdatum (normiert)
1919 - 1929
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 161.1924, Nr. 4127, S. 426
 
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