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»Unb baß b' mir auch tüchtig was zun Essen mikgibst, weißt,
wc> ich dock a ganze Stunb' Eckul hab', gcl?

Und fo vergeht auck diese Apache und der Sckultag bricht an.
Schon vor Tagesanbruch hupft aus dein Kindcrbcttelckcn ein
kleines Gespcnstcrlcin iin 7?acktkittel und gebt dickt an die große
Standuhr heran und schaut,
ob cs schon sieben ist. Aber
cs ist erst fünf. Da legt das
Gespensterlein sich wieder
ins Bett und fängt noch mal
zu träumen an von dem Ele-
fanten, dem Hund August,
dem Kater peterl, vom Oster-
hasen, dem Storch und dem
Christkind, von allen Dingen
und Leuten, die cs in sechs
schnell verflossenen Jahren
ihres glücklichen Erdenlebens
liebgewonnen bat. Und grad
will das Christkind ihm was
Schönes ins Ohr sagen:

Witschiwutschlwummi,- so
ähnlich klingt's. Aber, nein..
das ist ja gar nicht das Christ-
kind, cs ist ja die Muttl. Die
aber sagt: „Zeit is, Kind ..
aufstchen .. Schul —tag!!"

Da geht daS Waschen
heidi schnell und auch der
Kakao beeilt sich und die
Butterscmmel kann's gar
nicht erwarten, verspeist zu
werden. Und dann — dann
wird Schulranzen gepackt,
zum hundertsten, aber un-
widerruflich letzten Male.

Marion hat den Schul
ranzen in ihr Spielzimmer
geschleppt und packt. »Ma-
rion, frisieren . . Marion..

Händchen waschen. Die
Muttl ruft, es schreit die
Käthi. »Schulranzen pack'
ich", tönt'S auS dem Spicl-
zimmerchcn. »Was das Kind
nur so lange zu packen hat..'

Die Muttl geht nackschaucn.

Mächtig bläht die Schul-
tasche ihre Rundung.

»Ja. . . um Himmels
willen . . .' sagt die Mutter
und schaut nach. Schiefertafel
und Stifte und Fibel? Aber
~ das wiegt jasechspfund!

Da öffnet die Mutter den
Ranzen und packt wieder
aus: den Affenpeler und die
Puppe Else und das Angel-
spiel und ein Beutelcken mit
Schussern, ein paar Kreisel
auch und die Reste der Mar-

kensammlung, etliche pfirsichkcrne, zwei, drei Holzklötze, einen
Teil aus dem Stcinbaukasten und etliche Schubfächer aus dem
Kaufmannsladen. Thir — die Schiefertafel, die hat sie leider
vergessen. Gott, kann so ein kleines Kind denn an alles denken?
»Ja, aber Marion, was soll denn der ganze Haufen unnützer

Dinge? Man muß ja die
Händ' überm Kopf zusam-
mcnsch lagen!" Sie tut's nicht.
Sie sieht nur auf ihr Kind,
das sehr betrübt dreinschaut.

„Ja, Muttl, etwas muß
man doch schließlich in der
Schul' auch zum Spielen
haben...!"

Und ist schwer bedrückt,
weil sie nun einen so leichten
Schulranzen hat.

Der erste Schultag be-
ginnt um acht Uhr und endet
eine Stunde später.

„Kind!" rufen die Eltern,
die die hcimgekehrte Tochter
erwarten. Marion wird be-
grüßt wie der verlorene
Sohn, wie jemand nach einer
Weltreise. „Bun, wie war'S
'S denn in der Schul'?"

„Wie's war? In der
Schul' lernt inan ja gar nix.
Ich kann noch net schreib'»
und net lesen und auch rech-
nen net. Und jetzt ist Schul'
bis zum Juli. Und dann sind
die Ferien..."

Sie begrüßt ihre Puppen,
dann geht sie durch die Woh-
nung. Ist ihr Elternhaus ihr
plötzlich fremd geworden?
Freut sic sich, daß sie's wie-
dcrgefundcn hat? Sie nimmt
schließlich ain noch immer
nicht abgedecktcn Frühstück-
tisch Platz und sagt schließlich:
„Muttl, sag' mal, wann
fangen denn nun endlich mal
an die Ferien ..."

Entschädigung
„ Kann ich Sie noch cin-
inal sprechen, verehrtes Fräu-
lein?" — »Leider nicht. Aber
beim Photographen in der
Müllerstraße ist mein Bild
im Schaufenster - daS fprc-
cheiid ähnlich sein soll!"

Kindlicher
Wissensdurst
»Mutter, wenn der Bater
zum Beichten geht, ist er dann
ein Beichtvater?"

Eine ideale Jungfer

Gräftn: , Rest, in Anerkennung Ihrer treuen Dienste habe ich
Ihnen beule ein Grab in nächster Bähe meines eigenen Grabes
angekauft."

Jungfer: „Bcrgclt's Gott tausendmal, Frau Gräfin - da kann
ich der Frau Gräftn ja auch gleich bei der Aufcrjlehung behilflich sein."

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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Eine ideale Jungfer"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Reiser, Carl
Entstehungsdatum
um 1924
Entstehungsdatum (normiert)
1919 - 1929
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 161.1924, Nr. 4138, S. 607
 
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