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D i e Gege

Von Fritz Mü

Auf unserer diesjährigen Sommerreise brachten wir auch einige Tage
in einem entzückend gelegenen süddeutschen Städtchen zu, besten Namen ich
nicht nennen will. Unseres dreijährigen Bübchens wegen übernachteten wir
nicht in einem Gasthause, sondern ließen uns von der FremdenauskunftS-
stelle eine Familie nennen, wo wir gut aufgehoben sein könnten.

Das Zimmer gefiel uns; und wir nahmen auch den Preis von 5 Mark
je Nacht in Kauf.

Als es vor dem Abschiednehmen ans Bezahlen ging, brachte unsere Gast-
geberin ein Stück Kartonpappe, auf besten Rückseite geschrieben war:
Rechnung für Herrn Müller aus Chemnitz nebst Familie
3mal Übernachten (2 Erwachsene ä 2 M., 1 Kind unter

10 Jahren L l M.) pro Nacht 5 M. ..25.- M.

5mal Frühstück ä 1.50 M.7.50 „

5mal Schuhwerk putzen (2 1/2 Personen) ä 50 Pfg.2.50 „

Licht gebrannt...I.— „

Abortbenützung pro Tag 20 Pfg.I. — „

3mal Kind beaufsichtigt s 50 Pfg. 1.50 „

Zeitung mitgelesen ä Tag 10 Pfg.-.50 „

2mal in der Küche geplättet ä 50 Pfg. 1. — ,,

Fahrplan geborgt (20 Pfg.) und 3 Tage (ä 10 Pfg.) behalten.-.50 „

7mal in der Küche Photographien gcwäffert. 1.75 „

Klavierbenutzung (Pauschale). 1. — „

43.25 M.

Guter Finderlohn

Der Chauffeur halte im Lederfitz seines Autos eine Geldtasche gefunden, die zweitausend Mark und
etwas Kleingeld, dazu die Karte mit der Adreffe eines Herrn Moritz Feilchenblüt enthielt. Leider
verging einige Zeit, bis er sie zurückbringen konnte.

„Entschuldigen Sie, bitte" sagte er zu dem hocherfreuten Feilchenblüt, „daß ich erst heute damit
komme; ich war aber vierzehn Tage schwer krank."

„Tun Se sich nich beunruhigen, guter Mann," antwortet Feilchenblüt, „ich werd' ihnen de Zinsen
for die vierzehn Tag', wo Se gehabt ham das Geld, recht niedrig berechnen."

nrechnung

ller, Chemnitz

Die ersten drei Posten hätte ich ohne weiteres bezahlt, obwohl wir für
1.50 M. anderes Frühstück verlangen konnten, als man uns vorgesetzt hatte.
Über die anderen Rechnungsbeträge aber war ich erst sprachlos.

Als ich mich etwas erholt hatte, sagte ich: „Wir haben eine Gegen-
rechnung aufzustellen. Zunächst war die Milch zweimal sauer. Da geben
30 Pfg. ab!" Die Wirtin handelte 5 Pfg. zurück, damit eine runde
Summe herauskomme.

Ich aber fuhr fort: „Dann haben Sie jeden Morgen, als wir fort-
waren, in dem an uns vermieteten Zimmer den großen Spiegel benutzt,
um sich die Haare zu machen. Rechnen wir das l Mk. —. Dreimal mußte
meine Frau liegen gebliebene Haarnadeln nachräumen. Macht 60 Pfg."

Die Vermieterin wollte Einwendungen erheben. Aber ich entgegnete:
„Wenn Sie fortgesetzt abhandeln wollen, da bezahle ich für das Frühstück
nur 5 Mark!" Da konnte ich weiter sprechen.

Ich sagte: „In ihrem Lokus, den Sie uns je Tag mit 20 Pfennigen
anrechnen, habe ich den unbrauchbaren Riegel in Ordnung gebracht. Macht
1.50 M. Dann haben wir ihnen mindestens für 20 Pfennige Papier
hinterlaffen." Die Frau meinte, sie wolle von der Erhebung der Lokus-
benützungsgebühr absehen. Ich aber ging die Rechnungsposten weiter durch
und führte aus: „Unser Bübchen haben wir ihnen nicht zur Aufsicht über-
geben, sondern Sie haben es in die Küche gelockt, um ihken Spaß daran

zu haben. Diesen Spaß wollen wir einmal
mit 3 Mark berechnen. - Weil ich einmal
beim Spaß bin, mache ich Sie darauf auf-
merksam, daß Sie nicht nur meine „Flie-
genden Blätter," die auf dem Tisch liegen
geblieben waren, und das Buck über das
Liebesieben der Affen, das ich zur Besprech-
ung erhalten hatte, sondern auch den größten
Teil meiner Postsachen gelesen haben. Das
kostet den Tag I Mark. Macht zusammen
5 Mark; und weil es verbotener Weise ge-
schehen ist, muß ich einen 100-prozentigen
Aufschlag erbeben!"

Ich wollte noch 3 Mark für Klavierbe-
gleitung der Tochter zu ihrem Gesang und
5 Mark für den auf Wunsch des Hausherrn
erfolgten Vortrag von Beethovens Appas-
sionata in Rechnung setzen. Aber ich kam nicht
dazu. Denn die Wirtin sagte: „Wir wollen
uns nicht streiten! Zahlen Sie bitte für
Übernachten 25 Mk., für das Frühstück 5 Mk.
und fürs Stiefelputzen 2.50 Mk. Das an-
dere wollen wir streichen!"

Darauf verzichtete ich auf meine Gegen-
rechnung, rate aber jedem, den man in ähn-
licher Weise neppen will, eine entsprechende
Rechnung aufzustellen!"

Von Ansichtskarten

Blaustift und Bleistift und gold'ne Füllefedern
Hetzen sich und wehen sich in Bergen und in Bädern
Jeden Sommer ab aufs neue,

Um die tiefempfund'ne Reue
Mancher Briefschuld abzubüßen
Mit verschied'nen Ansichtskartengrüßen;

Ist es doch wahrhaftig «ine Schande,

Wie daheim man garnicht denkt all der freundschaft-
lichen Bande.

Ja, die nützlichere Seite jeder Landschaft
Ist der weiße Teil der Ansichtskarte
Und die schönste Seite jeder Freundschaft,

Daß dem andern knackt vor Neid die Schwarte.
Darum, willst du sein der Tüchtigste,

Freund, bedenke stets: Das Wichtigste
Sind auf Reisen nicht der Rucksack und der Stock,
Sind auch nicht die Wanderschuhe oder Räder,
Sondern sind die Ansichtskarten, möglichst gleich per
Block,

Und der Bleistift und der Blaustift und die gold'ne
Fülleseder.

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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Guter Finderlohn"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Krombach, Paul
Entstehungsdatum (normiert)
1926 - 1926
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 165.1926, Nr. 4233, S. 140

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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