Die heilig’n drei Keeni
An Sepp, an Anderl und an Franz
Dö kennst heut net vor Prac/d und
Glanz.
Ma sieht net leicht mo drei so scheeni
Und echti Heilige-Dreikeeni!
Sein ’ Kopf hebt jeder stolz und staad,
Daß ’s eahm sei' Krön’ net abidraht,
Vom G sicht siegst nixmia großi Bart —
Bis auf ’n Mohr’, mo si’s net g'hört.
Der hat dafür sei' Zifferblatt
Sehr täuschend in Kaminruaß bad’t.
Bettziach ’n hams als Königsschlepp,
Der Franz der Anderl und der Sepp,
A gelbe, blaue und a rote
Wias halt im Morg’nland so Mode.
Als Führer ham die nob’ln Herrn
Den mohlberühmt’n gold’na Stern,
Den mo der Hansl s’ Dorf entlang
Vorantragt auf da Fahnastang’.
So ziagt’s daher, dös Personal,
Genau mia anno dazumal!
Bloß oans is anderst: Sie spendier ’n
Koa Gold, koan Weihrauch, koane
Myrrh ’n,
D. A. Hastas
Und sammeln selbe), meil s' nix ham
Lebzeltn, Nüss’ und G’räuchert’s
zamm.
Und dös is nacha außerdem
Aa anderst mia in Bethlehem,
Daß s’ nämli, beoors hoamzua ziag’n,
Oft Teilungsdiffarenz’n kriag’n;
Und nadiß wunderst di’ net länga,
Daß dö Montur’n in Feh ’n genga.
Wia dada graafft merd, is a Graus!
— Wann Keeni Kriag fiihr’n, dös
gibt aus!!
Tokayer Wein
Herr Wenzeslaus Benedok aus irgendeinem Neste der Tschecho-
slowakei weilte seit einigen Wochen mit seinen Angehörigen bei
einem Geschäftsfreunde Hedonij in Tokay, Komitat Zemplin. Allda
wächst bekanntlich ein edler Wein, aus dem man ein noch edleres Ge-
söff herauspreßt. Das gefiel Be-
nedek außerordentlich gut und so
setzte er seine ursprünglich ange-
setzte Geschäfts- und Vergnü-
gungsreise nicht fort, sondern er-
götzte sich Tag für Tag am feurigen
Tokayer Weine. Und dabei war
das Zeug spottbillig. In der
Tschechoslowakei hingegen ....
Na, Benedek wußte Bescheid.
Zoll, Steuer, Geldentwertung
und so. Aber beim Zeus, den
Benedek aus seiner Pennälerzeit
her kannte, es mußte doch eine
Möglichkeit geben, uralten To-
kayer nach der Tschechoslowakei
zu bringen, ohne daß eine hoch-
wohllöbliche Steuer- und Gläu-
bigerherde Lunte roch. Vielleicht
konnte hier Hedonij helfen.
„Wenn es weiter nichts ist, wie
bißerle Weinschmuggel, kann ich
dir schon helfen," meinte jovial
Hedonij. „Gehe zur nächsten Klempnerei und kaufe dir drei oder vier
Wärmflaschen und fülle sie voll Tokayer. Auf der Zollstation revi-
dieren die Beamten die Wärmefiaschen nicht."
Am Abend schlich Wenzeslauö Benedek mit vier kupfernen Wärm-
flaschen bewaffnet nach der Wohnung seines Geschäftsfreundes und
leerte dort eine Flasche Tokayer nach der anderen in den hohlen
Bauch der Zollhintergehungsgegenstände. Schon am nächsten Tage
reiste Wenzeslaus mit Familie »ach den heimischen Gefilden, nicht
aber, ohne auf den Ratschlag des Freundes zu hören, in der nächsten
Stadt über die Grenze beim Kronenwirt einzukehren und die Flaschen
gleich umzufüllen, denn sonst könne er nicht für einen guten Geschmack
des uralten Weines garantieren.
Wenzeslaus Benedek befolgte wie ihr gesagt. Die Reise ging
glücklich von statten; der Einzug beim Kronenwirt glich einem
Triumphzug, hatte man doch ech-
ten Tokayer gepascht. Sorgsam
wurden die Flaschen ausgepackt
und auf den Tisch gestellt. So,
nun wollte Familie Benedek nach
dem ausgeftandenen Angstgefühle
erst einmal richtig futtern. Das
Umschütten des Weines hatte noch
ein Weilchen Zeit. —
Was war mit den Wärme-
flaschen los? Benedek samt Fa-
milie staunten. Das Zeug fühlte
fich eklig heiß an. Sollte hier
gar ein Gärungsprozeß vor sich
gegangen sein? Herrn Benedek
schwante Unheil. Entschlossen
schraubte er den Verschluß ab
und .... großmächtiger Nepo-
muk, war denn das sein To-
kayer?
Der herbeigezogene Hausdie-
ner klärte alles auf. „Wollt' ich
Ihnen Freude mochn. Hob ich
weggeschotten dem kolten Waffer und reingeschotten heeßes? Wor
nich recht, dann entschuldigen tausendmol." Er zog sich zurück und
die Familie Benedek reiste ab, ohne Tokayer.
Zwei Tage später erhielt Hedonij in Tokay vom Kronenwirt aus
der Grenzstadt folgenden Brief: „Auch dieses Mal wieder hat alles
bestens geklappt. Dein ziemlich beschränkter Freund Benedek ist samt
seiner Familie auf den Leim gekrochen, so daß mein Hausdiener nur
die alte Ausrede vom Wegschütten gebrauchte. Deinen Verdienst am
Weine überweise ich deinem Bankkonto. In alter Freundschaft der
Kronenwirt. Alfred Flcmming
Die Riesendame. „ . . . Frankreich hat bereits beim Völker-
bund Protest eingelegt gegen diese Dame, weil sie imstande sein
könnte das deutsche Übergewicht in Europo wiederherzustellen!"
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An Sepp, an Anderl und an Franz
Dö kennst heut net vor Prac/d und
Glanz.
Ma sieht net leicht mo drei so scheeni
Und echti Heilige-Dreikeeni!
Sein ’ Kopf hebt jeder stolz und staad,
Daß ’s eahm sei' Krön’ net abidraht,
Vom G sicht siegst nixmia großi Bart —
Bis auf ’n Mohr’, mo si’s net g'hört.
Der hat dafür sei' Zifferblatt
Sehr täuschend in Kaminruaß bad’t.
Bettziach ’n hams als Königsschlepp,
Der Franz der Anderl und der Sepp,
A gelbe, blaue und a rote
Wias halt im Morg’nland so Mode.
Als Führer ham die nob’ln Herrn
Den mohlberühmt’n gold’na Stern,
Den mo der Hansl s’ Dorf entlang
Vorantragt auf da Fahnastang’.
So ziagt’s daher, dös Personal,
Genau mia anno dazumal!
Bloß oans is anderst: Sie spendier ’n
Koa Gold, koan Weihrauch, koane
Myrrh ’n,
D. A. Hastas
Und sammeln selbe), meil s' nix ham
Lebzeltn, Nüss’ und G’räuchert’s
zamm.
Und dös is nacha außerdem
Aa anderst mia in Bethlehem,
Daß s’ nämli, beoors hoamzua ziag’n,
Oft Teilungsdiffarenz’n kriag’n;
Und nadiß wunderst di’ net länga,
Daß dö Montur’n in Feh ’n genga.
Wia dada graafft merd, is a Graus!
— Wann Keeni Kriag fiihr’n, dös
gibt aus!!
Tokayer Wein
Herr Wenzeslaus Benedok aus irgendeinem Neste der Tschecho-
slowakei weilte seit einigen Wochen mit seinen Angehörigen bei
einem Geschäftsfreunde Hedonij in Tokay, Komitat Zemplin. Allda
wächst bekanntlich ein edler Wein, aus dem man ein noch edleres Ge-
söff herauspreßt. Das gefiel Be-
nedek außerordentlich gut und so
setzte er seine ursprünglich ange-
setzte Geschäfts- und Vergnü-
gungsreise nicht fort, sondern er-
götzte sich Tag für Tag am feurigen
Tokayer Weine. Und dabei war
das Zeug spottbillig. In der
Tschechoslowakei hingegen ....
Na, Benedek wußte Bescheid.
Zoll, Steuer, Geldentwertung
und so. Aber beim Zeus, den
Benedek aus seiner Pennälerzeit
her kannte, es mußte doch eine
Möglichkeit geben, uralten To-
kayer nach der Tschechoslowakei
zu bringen, ohne daß eine hoch-
wohllöbliche Steuer- und Gläu-
bigerherde Lunte roch. Vielleicht
konnte hier Hedonij helfen.
„Wenn es weiter nichts ist, wie
bißerle Weinschmuggel, kann ich
dir schon helfen," meinte jovial
Hedonij. „Gehe zur nächsten Klempnerei und kaufe dir drei oder vier
Wärmflaschen und fülle sie voll Tokayer. Auf der Zollstation revi-
dieren die Beamten die Wärmefiaschen nicht."
Am Abend schlich Wenzeslauö Benedek mit vier kupfernen Wärm-
flaschen bewaffnet nach der Wohnung seines Geschäftsfreundes und
leerte dort eine Flasche Tokayer nach der anderen in den hohlen
Bauch der Zollhintergehungsgegenstände. Schon am nächsten Tage
reiste Wenzeslaus mit Familie »ach den heimischen Gefilden, nicht
aber, ohne auf den Ratschlag des Freundes zu hören, in der nächsten
Stadt über die Grenze beim Kronenwirt einzukehren und die Flaschen
gleich umzufüllen, denn sonst könne er nicht für einen guten Geschmack
des uralten Weines garantieren.
Wenzeslaus Benedek befolgte wie ihr gesagt. Die Reise ging
glücklich von statten; der Einzug beim Kronenwirt glich einem
Triumphzug, hatte man doch ech-
ten Tokayer gepascht. Sorgsam
wurden die Flaschen ausgepackt
und auf den Tisch gestellt. So,
nun wollte Familie Benedek nach
dem ausgeftandenen Angstgefühle
erst einmal richtig futtern. Das
Umschütten des Weines hatte noch
ein Weilchen Zeit. —
Was war mit den Wärme-
flaschen los? Benedek samt Fa-
milie staunten. Das Zeug fühlte
fich eklig heiß an. Sollte hier
gar ein Gärungsprozeß vor sich
gegangen sein? Herrn Benedek
schwante Unheil. Entschlossen
schraubte er den Verschluß ab
und .... großmächtiger Nepo-
muk, war denn das sein To-
kayer?
Der herbeigezogene Hausdie-
ner klärte alles auf. „Wollt' ich
Ihnen Freude mochn. Hob ich
weggeschotten dem kolten Waffer und reingeschotten heeßes? Wor
nich recht, dann entschuldigen tausendmol." Er zog sich zurück und
die Familie Benedek reiste ab, ohne Tokayer.
Zwei Tage später erhielt Hedonij in Tokay vom Kronenwirt aus
der Grenzstadt folgenden Brief: „Auch dieses Mal wieder hat alles
bestens geklappt. Dein ziemlich beschränkter Freund Benedek ist samt
seiner Familie auf den Leim gekrochen, so daß mein Hausdiener nur
die alte Ausrede vom Wegschütten gebrauchte. Deinen Verdienst am
Weine überweise ich deinem Bankkonto. In alter Freundschaft der
Kronenwirt. Alfred Flcmming
Die Riesendame. „ . . . Frankreich hat bereits beim Völker-
bund Protest eingelegt gegen diese Dame, weil sie imstande sein
könnte das deutsche Übergewicht in Europo wiederherzustellen!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Riesendame"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1927
Entstehungsdatum (normiert)
1922 - 1932
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 166.1927, Nr. 4249, S. 16
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg