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-So, warum geht's denn jetz '!"

Goethe-Briefmarken

Goethe prangt auf unsern „Dreiern“!
Er verdient, daß man ihn druckt.
Aber — kann man so ihn feiern,
Wenn man seinen Kopf be-guckt?
Wenn der Postaushelfer Hempel
Diesen Kopf „entwertet“ stets,
Haut hinauf den Datumstempel:
„DINGOLFING, am 12. DEZ.?“
Dichter soll man dadurch ehren,
Daß man ihre Werke kauft.

Könnte sie die Leser mehren.

War’ die Marke wohlgetauft-

Raffke hat, bei ernsten Dingen
Um ein Goethewort befragt,

Das aus Götz von Berlichingen
Nur gewußt — und stolz gesagt!

Ibis

Das Glas Bier des Herrn Geheimrat

Es geht wirklich kunterbunt auf der Welt zu. So viele große Wir-
kungen gibts, von deren kleinen Ursachen uns unsere Schulweisheit
nichts träumen läßt. Das kam mir so recht zum Bewußtsein, als ich
kürzlich auf einer Geschäftsreise für eine Nacht in Lachhausen „liegen-
bleiben" mußte und Abends im „Goldenen Lamm" ein vom Wirt ver-
anstaltetes „Vokal- und Instrumental-Konzert" mitgenoß. Der Saal
war gesteckt voll. Ich hatte den Eindruck, als ob das reifere Alter von
ganz Lachhausen vertreten war. Am Längstisch, der die beste Aussicht
zur Bühne zuließ, saß ein älterer, sehr würdig aussehender Herr mit
gepflegtem grauem Vollbart und goldenem Zwicker. Ich hörte, es sei der
Seniorchef des großen Zementwerks Lachhausen. Um ihn herum saßen
die Honoratioren des Ortes, die Prokuristen des Hauses, die leitenden
Herren von Steuer, Post und Eisenbahn mit ihren Frauen. An den
übrigen Tischen verteilten sich die selbständigen Geschäftsleute, die An-
gestellten und Arbeiter des Werks.

Das Orchester war zwar klein, aber es leistetet« Gutes. Der Beifall
war groß. Voll Begeisterung über das Gebotene verließ am Schluß das
Publikum den Saal. Ich als einziger Logiergast blieb zurück.

„Da haben Sie mal ein feines Geschäft gemacht, Herr Wirt," sagte
ich zu dem an der Theke stehenden Gasthofbesitzer.

„Feines Geschäft?" lachte der Mann gallig. „Noch'n paar solche
G'schäfte und ich kann zumachen. Und 's wär alles net so schlimm, wenn
der Geheimrat net 'n Glas Bier getrunken hält'."

Ich blickte ihn verständnislos an. „Der Saal war doch brechend voll.
Mehr können Sie doch garnicht verlangen?"

„Brechend voll — brechend voll," wiederholte der Wirt ärgerlich.
„Was nützt mir das, mein Herr? Bitte, rechnen Sie doch. Die Kapelle
kostet mich mit Reklame und allem Drum an Dran zweihundert Mark
. . . Mehr als zweihundert Menschen gehen nicht in den Saal, und

Vergleich

„Sehen Sie, dieser Advokat hat schon 100 Scheidungen durchgeführt.
Ich sage Ihnen, der reinste Entfeffelungskünstler."

Der Unterschied zwischen Frauen und Muscheln?

Muscheln sind krank, wenn sie Perlen tragen, Frauen, —
wenn sie keine tragen!

wenn sie wie Kartoffelsäck nebeneinanderstehn. Mehr wie eine Mark
Eintritt können Sie den Leuten auch nicht abnehmen. Ergo komme ich
da gerade mit dem Einsatz raus. Mein Verdienst beginnt also erst mit
der Wirtschaft. Und nun denken Sie, setzt sich der Geheimrat hin und
trinkt ein Glas Bier. Ein — Glas — Bier!"

„Nun ja," wage ich schüchtern einzuwersen, „an dem einen Glas
Bier haben Sie ja freilich nichk-viel. Aber machte denn gerade das eine
Glas Bier vom Herrn Geheimrat?"

Der „Goldene Lammwirt" zog die Lippe spöttisch herab.

„Mein Herr, Sie kennen sich scheint's in unseren kleinstädt'schenVer-
hältniffen nicht aus."

Ich ließ zwei Viertele geben und lud ihn ein, bei mir Platz zu nehmen.

„Also gucken Sie," begann er, „der Geheimrat ist nämlich der Ge-
Heime Kommerzienrat Mayer, der Seniorchef unseres Werkes. Er ist
Mitglied des Gemeinderats, Vertrauensmann für Lachhausen in der
Steuereinschätzungskommission des Bezirks, Vorsitzender des Aussichts-
rats der hiesigen Darleh'nsbank und — na kurz und gut, er bekleidet
noch so etliche Ehrenämter. Wenn sich jetzt unser Geheimrat einen
Schoppen Wein bestellt hält', so hätten sicherlich die Herren Proku-
risten und die leitenden Beamten auch einen Schoppen bestellt. Von
den Geschäftsleuten hätte sich gewiß mancher gleichfalls einen Schoppen
geben lasten. Na, und die Angestellten hätten zumindest ein Viertele
getrunken. Wer weiß, ob nicht von den Werkmeistern und Vorarbeitern
dieser oder jener auch noch ein Viertele gewggt hätten. Aber so har sich
kein einziger getraut. Alle sind f bei ihrem lumpigen Glas Bier da-
g'seffen. Ich sag' Ihnen: Das eine Glas vom Geheimrat hat mir 's
ganze G'schäft vermasselt."

Sollte mans glauben, was so ein einziges Glas Bier anrichten
kann?

Neureich

Neureich geht einen Radioapparat kaufen.

Der Verkäufer: „Einen Radioapparat wünscht der Herr?

Vielleicht ein 3 Lampenapparat, oder etwa« stärker mit 4 Lampen, oder noch stärker
mit 5 Lampen, oder extrastark mit 6 Lampen, und das stärkste hier mit 7 Lampen."

Neureich: „Hm, iS alles zu schwach! Sagen Sie mal, haben Sie
nicht einen mit 'ner Bogenlampe?"

20
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Praktisch"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum
um 1927
Entstehungsdatum (normiert)
1922 - 1932
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Passant
Mülltonne
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 166.1927, Nr. 4249, S. 20

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Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
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