Der neue Tanz
Im Saal erstarrt der Tanz in Staunen.
„Ah, Fräulein Pimpf'i!“ hört man raunen.
Sie hüpft allein, und jeder spürt.
Daß etwas Neues sie kreiert.
Bald sinkt ihr schlanker Rumpf in Falten,
Bald scheint sie sich entzweizuspalten.
Bald sind die Füße, bald die Hände
Am unzuständigen Körperende. ,
Sie zuckt und ruckt und juckt geschmeidig
Bald vorder- und bald schattenseitig.
Zwar ist ein Sinn nicht zu versteh’n.
Doch flüstert alles: „Phänomen!“
Und jeder heißerregt verstand ’s:
„Der Wundertanz des Abendlands!“
Den Saal durchdröhnt es beifallsfroh,
Sie dankt.. .und stöhnt: „Nein, so ein Floh!“
Krampus
Wunsch
Zwei Menschenalter hab’ ich nun gelebt;
Gerungen hab’ ich ehrlich und gestrebt,
Hab’ viel geseh’n, erfahren und probiert,
Hab’ vielerlei mit heißem Müh’n studiere -
Und dennoch wär ’s mein innigstes
Verlangen,
Von vorn als Schüler wieder anzufangen.
O. E. Wantalowicz
Logik
Er erbittet einen Kuß;
Aber ach, die Schöne spricht:
„Nein, mein Herr, das gibt es nicht!“
Und so kam er, sehr betrübt,
Und mit sichtlichem Verdruß
Zu dem sonderbaren Schluß;
„Es gibt Dinge, die ’s nicht gibt!“
(). E. W.
Staubsauger
Staubsauger sind einmal modern:
Ich kaufte auch der Gattin einen.
Die beste Marke, wollt’ ich meinen.
Und doch mich trieb ein böser Stern.
Der Apparat wirkt wunderfein,
Aus allen Ecken, Fugen, Ritzen.
Aus Teppich, Vorhang. Polstersitzen
Saugt er das kleinste Stäubchen ein.
Doch fürcht ich für der Frau Verstand.
Was war das früher ein Vergnügen,
Das Mädchen ordentlich zu rügen.
Wenn sich ein Stäubchenrestchen fand!
Am Fensterbord, an Kästen, Truh’n,
An Bildern gar nichts mehr zu sehen!
Voll Gram will meine Frau vergehen.
Sie fühlt sich überflüssig nun.
E. Stemplinger
Die Verjüngung
„Du bist entschieden jünger geworden, alter Freund." - „Stimmt
schon, und diese Verjüngung verdanke ich dem Doktor Schmidt."
„Aber der ist doch nicht Arzt, sondern Jurist, Rechtsanwalt?" -
„Ganz recht, er Hat die Scheidung von meiner Alten durchgesetzr."
Namenlos
Mein Freund Namenlos ging einst nach einem Konzert zu einem
Fagottbläser, ließ sich die Noten zeigen und sab die vielen Pausen.
„Bekommen Sie auch TarisgeHalt?" — „Ja." — „Für die Noten
oder für das Aufpaffen, daß Sie die Pausen nicht stören?"
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Im Saal erstarrt der Tanz in Staunen.
„Ah, Fräulein Pimpf'i!“ hört man raunen.
Sie hüpft allein, und jeder spürt.
Daß etwas Neues sie kreiert.
Bald sinkt ihr schlanker Rumpf in Falten,
Bald scheint sie sich entzweizuspalten.
Bald sind die Füße, bald die Hände
Am unzuständigen Körperende. ,
Sie zuckt und ruckt und juckt geschmeidig
Bald vorder- und bald schattenseitig.
Zwar ist ein Sinn nicht zu versteh’n.
Doch flüstert alles: „Phänomen!“
Und jeder heißerregt verstand ’s:
„Der Wundertanz des Abendlands!“
Den Saal durchdröhnt es beifallsfroh,
Sie dankt.. .und stöhnt: „Nein, so ein Floh!“
Krampus
Wunsch
Zwei Menschenalter hab’ ich nun gelebt;
Gerungen hab’ ich ehrlich und gestrebt,
Hab’ viel geseh’n, erfahren und probiert,
Hab’ vielerlei mit heißem Müh’n studiere -
Und dennoch wär ’s mein innigstes
Verlangen,
Von vorn als Schüler wieder anzufangen.
O. E. Wantalowicz
Logik
Er erbittet einen Kuß;
Aber ach, die Schöne spricht:
„Nein, mein Herr, das gibt es nicht!“
Und so kam er, sehr betrübt,
Und mit sichtlichem Verdruß
Zu dem sonderbaren Schluß;
„Es gibt Dinge, die ’s nicht gibt!“
(). E. W.
Staubsauger
Staubsauger sind einmal modern:
Ich kaufte auch der Gattin einen.
Die beste Marke, wollt’ ich meinen.
Und doch mich trieb ein böser Stern.
Der Apparat wirkt wunderfein,
Aus allen Ecken, Fugen, Ritzen.
Aus Teppich, Vorhang. Polstersitzen
Saugt er das kleinste Stäubchen ein.
Doch fürcht ich für der Frau Verstand.
Was war das früher ein Vergnügen,
Das Mädchen ordentlich zu rügen.
Wenn sich ein Stäubchenrestchen fand!
Am Fensterbord, an Kästen, Truh’n,
An Bildern gar nichts mehr zu sehen!
Voll Gram will meine Frau vergehen.
Sie fühlt sich überflüssig nun.
E. Stemplinger
Die Verjüngung
„Du bist entschieden jünger geworden, alter Freund." - „Stimmt
schon, und diese Verjüngung verdanke ich dem Doktor Schmidt."
„Aber der ist doch nicht Arzt, sondern Jurist, Rechtsanwalt?" -
„Ganz recht, er Hat die Scheidung von meiner Alten durchgesetzr."
Namenlos
Mein Freund Namenlos ging einst nach einem Konzert zu einem
Fagottbläser, ließ sich die Noten zeigen und sab die vielen Pausen.
„Bekommen Sie auch TarisgeHalt?" — „Ja." — „Für die Noten
oder für das Aufpaffen, daß Sie die Pausen nicht stören?"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
Ohne Titel
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1927
Entstehungsdatum (normiert)
1922 - 1932
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 166.1927, Nr. 4270, S. 269
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg