Fliegende Blätter (166.1927 (Nr. 4248-4273) = 83. Jahrg.)

Splitter

Wenn wir anfangen, über eine Frau nachzudenken, hören wir
auf oder haben wir aufgehört, sie zu lieben.

Eltern muffen immer jung bleiben, sollen sie ihren Kindern die
Jugend nicht verderben

Die letzte Ausführung
eines Tbeaterstückes heifft
zuweilen Premiere.

UberseineLiebesbriefe
lächelt man später, wenn
man nicht Grund hat, sie
zu beklagen.

Die meisten Menschen
haben nur eine Beschäf-
tigung, tätig sind die
wenigsten. Sp.

Kasernen-Blüte

In der Artillerieka-
serne kommt der neuein-
getretene Fahrer T gleich
i» den ersten Tagen auf
Stallwache. Ernimmtes
als Anfänger mit seiner Dienstausübung
sehr genau und hat heiligen Respekt vor
seinem Dienstreglement und noch mehr vor
dem jourhabenden Wachoffizier. Letzterer
trifft ihn denn auch gleich am Abend um
l/-g9 Uhr im Stall an. „Stallwache ohne
Neuigkeit!" ruft der Kandidat seinem
Vorgesetzten zu, indem er stillsteht. Der
Iourhabende bemerkt die Aufregung des
Fahrers und frägt ihn, wenn alles doch
in bester Ordnung, warum er denn mit
dem Besen immer so den ganzen Stall
auf- und abgelaufen sei, daß er nun ganz
schweißgebadet vor ihm stehe. Darauf er-
widert der gute Mann etwas verdattert:
„EntschuldigenS Herr Oberleutnant, die
Pferde wollten sich immer schon hinlegen
und es hat noch gar nicht 9 Uhr geblasen!"

ZIGEUNER

Zigeuner sind mir mit Weib und Kind;
Wir stehlen Hunde und Kälber!

Wenn unsre Russe auch blutarm sind,
Um so feuriger sind wir selber!

Doch dieses Feuer verhindert uns kaum.
Zu schnarchen mit sägenden Tönen
Und taglang unterm schattigsten Baum
Der göttlichsten Faulheit 7.11 frönen!

Die Heimat blüht uns, mo’s uns gefällt
Und mo der — Abend uns findet —

Ist es der Wagen ? Ist es clie Welt,

Was uns dem Leben verbindet ?

Splitter

Zu Zweien macht fich leichter eine Dummheit wie etwas Gescheites.

_ Sp,

Die Daseinsfreuden wiegen alle Sorgen, Mühen und Leiden dieser
Welt so wenig auf, daß fich die Nachfahren kinderloser Leute bei

ihren Eltern nicht genug
dafür bedanken können,
nicht geboren worden zu
sein. Fr.

Ein gutes Bankkonto
isteinsanftesRuhekiffen.

Wer fich beliebt machen
will, muß bei jeder Ge-
legenheit wiffen, auf wen
er schimpfen soll. V-

Der erste Stein zu
deinem Palaste ist auch
der erste zum Grabmal
deiner Freiheit. S>.

Weise Richter
Ein gefährlicher Brand-
leger wurde von den bäu-
erlichen Geschworenen
nur mit zehn gegen zwei Stimme» schul-
dig gesprochen, trotzdem der Täter unter
der Wucht der Beweise ein volles Ge-
ständnis abgelegt hatte.

Ein Geschworener, darüber befragt,
warum der Schuldspruch bei der klaren
Sachlage nicht einstimmig gefaßt wurde,
gab folgende Aufklärung: „Hätt'n wir
alle ja g'sagt, hätt' der sakrische Fallet,
sobal der 'rauskommt,ein' nach dem andern
von uns G'schwor'nen 's Haus anzunden.
So dumm sein wir nit, hab'n wir uns
denkt, und hab'n ausg'macht, daß zwei
G'schwor'ne mit nein stimmen tun. Ietzten
weiß der Teifl nit recht, auf welchen von
uns er sein' Zorn auslaffen soll."

Höchstes Lob

Ich habe einen neuen Anzug vom
Schneider bekommen. Meine Zugehfrau
kann sich nicht genug tun, mich darin zu

bewundern. „Heut g'fall'ns mir, Herr Meier," sagt sie „man könnt
Sie akkurat für an Ausländer halten."

Berufseignung

„Ich möchte nur wiffen, was mein Karlchen eigentlich werden soll.
Alles macht er kaput." — „Nun, dann wird er vielleicht Möbelpacker!"

Der Regen, der Sturm und der Land-
schandarm

Sind hinter uns her wie die Hunde:

Wir aber gestalten das Dasein uns warm
Und segnen ’s mit lachendem Munde!

Beda Hafen

Strafe

Gnädige: „Ach bitte Schofför, möchten
Sie mir nicht schnell eine Flasche Milch
holen."

Schofför: „Das ist eine Arbeit für die
Köchin. Ich bin Schofför."

Gnädige: „Soo — dann kurbeln Sie den Wagen an und fahren
Sie - die Köchin zur Milchfrau."

Ein zärtlicher Gatte

„Laß mich doch einmal die neuen Frühjahrstoiletten anschauen."
„Kind, du weißt, der Arzt hat dir jede Aufregung verboten!"

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