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Fruchtsäfte zerliefen. Indes, Stunde um Stunde gleich einem ausgeleerten
Güterzug vorüber schlich — — — —

Meister Ranzel war ungesehen inmitten des Schlafzimmers eingeschlafen
und eingeschloffen. Gegen zehn Uhr Nachts, um die Zeit — da daheim
überm Kanapee der Kanarienvogel zugedeckt
wurde, seine Frau die Fleckerlschube unter
der Bettlade hervorzog und über ihnen die
Klavierlehrerin die letzten Akkorde zum „Ge-
bet einer Jungfrau" spielte, - erwachte er
auf seinem Polsterstuhl. Er hatte geträumt
— der Tändler Bogenberger wirft ihm seine
sechs Nachtkästchen hintereinander auf den
Kopf, wo sie stecken bleiben ... So sprang
er auf, um diesen Geschoben auszuweichen,
lief zur Tür und fand den Raum wie eine
Gruft verfchloffen. Dann tastete er sich in
Kniebeugestellung am Boden hin — und
stieß sich den Kopf an die Nachtkästchenecke
an: „Sakrateifi, fängst schon wieder an.
schrie er in der Meinung — der Tändler
werfe ein siebtes Möbelstück nach ihm.

Da schien der Mond gleich dem Schein
einer Fahrradlakerne durchs Fenster und erleuchtete das Nachtkästchen, das
er am Nachmittag vor Müdigkeit gar nicht mehr gesehen hatte.

„Ieffasna. . ! Da steht ja so a Bluatökistel . . !"

Und jetzt hatte der Schreinermeifter Ranzel genügend unfreiwillige Zeit,
sich das künstlerische neue Handwerk mit Muße anzuschauen. So griff er
es denn ab wie ein Metzger sein Mastvieh. Außen, innen und von allen
Seiten . . . !

„Aha . . . jaja . . . nirgends an Stab . . . glatt wie a sitzen gebliebene
Jungfrau . . . koa Muschelaufsatz ... wia a ausg'höhlter Baumstamm . . .
einfach ... sehr einfach sozusagen . .. teuer kam 's net, so a Nacktkastel. .
a Lehrbua kann 's in der neunten Woch z'amma nageln . . . aber wia

g'sagt: modern pfeilgrad und quasi a Kunst..
Und 's Maß dreiß'g auf sieb'zg ... A bifferl
kloan . . . viel derf oana da net trunka hab'n
wo er ins Bett geht . . . Na, mir kann 's
wurscht sei ... I versteh ja nir, aber es
muaß wohl a Kunst sei ... Freili iS a
Kunst . . . und sauber g'arbeit . . . Und a
Kunst . . . a Kunst . . . Fein . . .!" Dann
fiel er übers Bett hin und schnarchte — bis
der Morgen kam und mit ihm der Ausstel-
lungsaufseher und seine tränendurchweichte
Gattin. „Ja, Alisi ... da liegst du herin
. . . mitten in der Kunst!"

„Ja — aaa . . iS schon so viel .. ? Bring
ma an Kaffee und d' Zeitung . . ! Und stell
ma 's aufs Nachtkastl hin . . !"

„ . . . Und wie g'falltS dir dann, dös
Kunstnachtkastel. . . ?"

„Guat . . . prima . . . fehlt sich nix... !"

„Göi . . . ! Und warum jetzt auf oamal?"

„Weil 's so bluatig einfach iS ... fast koa Arwat. . . Und weil i dabei
no guat zwoa Brotzeiten mehr» einphalt'n ko und und doch no allaweil
mehr» herarbat als wia bei dem Tandlerg'lump, demverschnackselten..!"
sprach er uud verließ mit diesem neuen künstlerischen Programme die
Ausstellung. . .

Das moderne Hänschen

Hänschen will ein Tischler werden,

- Wer kauft Tisch’ und Stühle?
Schornsteinfeger will er werden.

- Fegen schon zu viele!

Hänschen will ein Bergmann werden,

- Sind Besetzt die Stollen,

Hänschen will ein Müller werden,

- Nirgends was zu wollen!

Hänschen will ein Weber werden,

- Alle guten Geister!

Immer, wo er gern begonnen,

Rät ihm ab der Meister.

Hänschen, Hänschen, denke dran.

Was aus dir noch werden kann!

Hänschen will ein Schlosser werden,

- Wer braucht so viel Schlüssel?
Hänschen will ein Schneider werden,

- Aussicht nicht ein bissei!

Hänschen will ein Schuster werden,

- Gibts genug! Was tat er?

Hänschen will ein Glaser werden,

- Kein Betrieb geht spröder!

Hänschen will Buchbinder werden.

- Hände weg vom Kleister!

Immer, wo er gern begonnen.

Rät ihm ab der Meister.

Hänschen, Hänschen, denke dran,

Was aus dir noch werden kann!

Hänschen, trostlos und beklommen.
Lief nach dem Kanäle
Und ist drin - Rekord geschwommen,
Jährlich zwei, drei Male.

Hänschen ist heut fein daran,

Hänschen ist ein reicher Mann!

D. A. 1 lastas

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(Beim Wiedersehen) „Ist 's möglich, die Gast-
wirtstochter hast du geheiratet? Was hat sie denn
mit in die Ehe gebracht?" - „Wanzen!"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Nachtkastel. Ein Erlebnis auf der Münchner Hanwerkerausstellung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum
um 1927
Entstehungsdatum (normiert)
1922 - 1932
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 166.1927, Nr. 4272, S. 297

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
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