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Ärger

Sich ärgern heißt, wörtlich erklärt,
es sich noch ärger machen als es einem
ohnehin schon gemacht wird. Unwörtlich
erklärt beißt es: Lautsprecher sein für
die AtKerwellen der Unzulänglichkeit.

Manche sind nur Kopfhörer. Das sind
diejenigen, welche es still in sich hinein-
säuseln. DasBitternisliedchen nämlich.

— Ich habe mich früher auch oftgeärgerl.

Als wir noch schlechte Zeiten batten.

Schlechte Zeiten schlechthin. Nun aber,
da inzwischen die Zeiten noch unver-
gleichlich schlechter geworden sind, ärgere
ich mich nicht mehr. Aus wirtschaftlichen
Erwägungen heraus. Ein einziges harm-
loses „Donnerwetter!" beansprucht 50
Kalorien. Ein„Fixstern!" (ersterGröße)
benötigt 80 Kalorien. Bei „Kruzitür-
ken" erreicht der Brennstoffver-
brauch schon eine dreistellige Zahl,
und beim kompletten Firmament
ginge eö nicht unter einer Kalbs-
Kare. — Wer es sich heutzutage
noch leisten kan», sich zu ärgern,
gehört zu den Schicksalsbegünstig-
te». Ich könnte es mir manchmal
schon leiste» mich zu ärgern, tu
es aber nicht, sondern lege, was
ich dabei an Energie verpulvern
würde, in Geld umgerechnet, in
eine eigene Kaffe. Für ein Haar
in der Suppe lege ich ein Zehnerl
ein. Pneumatikpanne» werden
mit 30 Pf. berechnet. Für nicht
zustandekommende Fernsprechver-
bindungen sind 40 bis 50 Pf.
fällig; 40 bei Selbstwähler, 50
mit Telefonfräulein. Manchmal
auchumgekebrt.Ie nachdem.Man
kennt das schon an der Stimnie.

Strafporto wird mit 70 Pf. be-
wertet, nachbarliches Klavier-
spiele» steht zu 90 im Kurs, und
die schlecht eingeschenkte Maß
kostet eine Mark. Ich habe genaue
Tabellen für alles. Eheliche Dia-
loge sind gebührenfrei. Das ist
meine Nicht-aus-dcm-Häuöchen-
Kaffe. Es ist schon viel drinnen. Ein kleines Wutscheckamt ist es
schon. — Um der Allgemeinheit das Bargeld nicht zu entziehen,
müssen von Zeit zu Zeit Abhebungen stattbaben. Ich habe es so ein-
geführt, daß ich jedesmal dann etwas entnehme, wenn ich mich eigent-
lich ärgern müßte. Ich bereite mir da»» immer eine kleine Annehm-
lichkeit davon. Wen» ich zum Beispiel ein Anonymiko» bekomme,
kaufe ich mir eine solide Bauchbindenzigarre, zünde sie mit deni un-

getauften Billet an, und schaue abge-
klärt den Kringeln nach. Es ist hübsch,
dabei zu denken, daß dieser blaueHavana-
zephir eigentlich mein Ärger ist. Wenn
ich mich mit jemanden bis 4 Uhr ver-
abredet habe, verlasse ich um 6 die Nor-
maluhr und nehme mir auf dem Heim-
weg eine Flasche Liebfrauenmilch mit.
Zuhaus dann, vor dem Glas, ist es
nett, zu denken, daß das, was mich fidel
macht, eigentlich das ist, was mich wurmt.
— Wenn sich mehrere Leute zu dieser
meiner Argerkaffenprariö entschließen
würden, müßten die Erfrischungsräume
in den Theatern bald vergrößert werden.
Auch müßte dann jede Trambahn einen
Speisewagen mitführen. Im Interesse
der Nation bitte ich aber inständig,
meine Art mich zu ärgern mir alleinzu
belassen undsienichtnachzuabmen.
Ganz Deutschland würde ja dann
innerhalb weniger Stunden zu
einem einzigen Gelage ausarten.
Das würde einen schlechten Ein-
druck machen. Es ist Pfticht jedes
einzelnen, sich auch weiterhin nach
althergebrachter Fasson zu ärgern.
Ich mache ja auch selber sehr
wenig Gebrauch von meiner Er-
findung. Nur ab und zu. Ich
wollte das nur mal ausprobieren.
Es ist aber volkswirtschaftlich
nicht haltbar. Ich habe den Ab-
bau meiner ärgerlichenRegistrier-
kaffe schon eingeleitet. Ich be-
schäftige mich nur ganz selten mehr
mit Parteipolitik. Nur dann
noch, wenn es mich manchmal nach
Austern gelüstet.

Die Bierblindheit
Zimmermeister (beim Aufstellen
des Dachstuhls): „I woaßfei nöt,
ob der Dachstui a so richti is."

Maurermeister: „Schaug halt
in 'n Plan »ei! Da wirst as
fcho fehgn."

„Dös is 's ja! Wann i an
Plan nöt vormittag anschau,
nachher ie 's vorbei. Na'mittag bin i bierblind." - „Was isdös?"
„Wannst dös, was d' sehgn sollst, nimmer siehgst, aber döS, was d' nöt
z'sehgn brauchst, doppelt, nacher bist bierblind. Und dös is unheilbar!"

Großartig

Lude: „Na, Ede, wann und wo wirste wieder eenen Ieldschrank
knacken?" - Ede: „Ick warte uff eene Inspiration."

.ADRIATISCHE BALLADE

Auf dem Meere gleitet die Galeere —

An die Ruder ist ein Mann geschmiedet.
Schaut Dom Söller ihn die hohe Dame.

—Was begaffst du mich in meinem Grame?"

„Niiht an Leiden möchte ich mich meiden -
Um dein Schicksal muß ich dich beneiden.

Hin ein Fräulein, lebe auf dem Schlosse,
Habe Falben, Dienerschaft und Rosse.

Meine Perlen rauf ich aus den Zöpfen,

Gebe meinen Falken sie zu kröpfen.

Schere mir das goldene Haargehänge.

Fessele damit cler Falken Fänge.

Muß mich alle meine Nächte kränken.

Mit den Tränen meine Falken tränken."

Roda Roda

Einfache Erklärung

Dame, die von einem Herrn verfolgt wird: „Warum lausen Sie
mir denn immer nach?" — „Weil Sie nicht stehen bleiben."

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Einfache Erklärung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stubenrauch, Hans
Entstehungsdatum
um 1928
Entstehungsdatum (normiert)
1923 - 1933
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 168.1928, Nr. 4301, S. 16
 
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