Der Verkehrsschutzmann und die alte Jungfer vom Lande
Dös zmoateili' G'schenk
Die Großmuaita kafft fiir ’n Sepperl man ei'.
Es soll ebbas Nelt’s fiir sein Namastag sei',
Und ebbas, mas aa zum Geburtstag po' B'starid,
(Die zmoa hat der Sepperl net meit ausanand.)
I sag' 's ja, und dös muaß aa wahr sei': Es geht
Nix über a praktische Großmuatta net!
Dem Sepperl die sei’ hat bei'n Schuasta o'g'fragt,
Der macht a Paar Stieß, und d' Großmuatta sagt:
„/um Namastag, Sepperl, du schettk' i dir halt
Dös Stiefei, dös linke, li hoff, daß ’s dir g'fallt,)
Und mannst recht schö’ bran bist und a folgsama
Bua,
Na'kriagst zum Geburtstag aa dös rechte daz.ua!“
Hermann Franz
Minna
L. N. N. 2?. No». 27: T r e u e i m 1} i t n ft.
Fräulein Minna Birkenstengcl ist mit dem heutigen Tage
25 Jahre al« Dienstmädchen bei GrienS. Der Stattrat hat
ihr in Anerkennung ihrer vorbildlichen Treue die bronzene
Verdienstmedaille zuerka,nnt.
„Minna!" - Minna hört nicht.
„Minna!" — Minna hört nicht.
„Minna!" — Minna hört immer noch nicht.
„Minna!" — Minna!" sauft die Grien auf-
geregt in die Küche, „hören Sie denn nicht?"
„Nee." — „Wad soft denn das heißen?"
„Ich habe zu arbeiten." - „Deswegen können
Sie doch antworten, wenn ich rufe."
„Ich habe dazu keine Zeit. Arbeiten Sie mal
den ganzen Tag von früh bis in die Nacht, Und
dann immer noch das Gerufe: Minna hier und
Minna dort! Ich habe bald den ganzen Dreck satt."
„Sie können ja gehen." — Weiter sagte Frau Grien nichts.
Aber das hat schon genügt. — „Ich kann gehen?", schmeißt Minna
die Arme doch, „Sie können gehen! Ich kann geben! Das sage»
Sie mir, wo ich schon fünfundzwanzig Iabre im Haus bin? Das
sagen Sie mir, die erst vor zehn Iabre» bei uns hineingeheiratet
bat. Ja was denken Sie sich denn, wer sind Sie? Glauben Sie,
weil Sie täglich zum Friseur rennen, weil Sie aus dem Klavier
Stillenachtheiligenacht spielen können, Sie können mir mir Schind-
luder treiben? Heb?" — „Ich sinde keine Worte."
„Auf einmal. Weil Sie es einsehen. Na, dann ist ja alles gut,
wenn Sie Ihre Fehler erkennen. Einsicht ist der erste Weg zur
Befferung. Was wollten Sie vorhin eigentlich?"
„Ich wollte — doch das bat jetzt keinen Zweck mebr."
„Nur nicht schüchtern, Frauchen. Immer raus mit der Sprache."
Frau Grien ist nett. Trägt nichts nach. Und sagt: „Ich wollte
Ihnen gratulieren, Minna, weil beute der Tag sich zum fünfuud-
zwanzigsten Male fährt, da Sie zu dem gnädigen Herrn in Dienst
traten. Also meinen herzlichsten Glückwunsch." — Minna ist perpler.
Zeichnungen von Storch
Gerübrt rollen ihr die Tränen. — „Fünfundzwanzig Jahre?
Heute? 9 Gott, ich bin so ergriffen. Fünfundzwanzig Jahre so viele
Arbeit und Plage. Und für nichts eigentlich. Wie die Zeit vergeht."
„Und um Ihnen eine Freude zu bereiten, Minna, hat sich mein
Man» erlaubt — ".
„Aber das war doch nicht nötig", trocknet Minna schnell ihre
Hände an der Schürze, „Ihnen gebt es doch auch nicht gerade
glänzend und nun mache» Sie sich noch Auslagen."
„Wir haben keine» Pfennig Auslagen gemacht. Sondern — "
Minna bleibt die Spucke weg. „Ich kriege nichts von Ihnen?
Ich kriege nichts? Garnichte?? Zu meinem fünfundzwanzig-
jährigen Jubiläum??? Wenn ich das meiner Freundin erzähle, die
glaubt es einfach nicht."
Frau Grien ist die Sache peinlich. Sie versucht, hinauszukommen.
Aber Minna verstellt die Tür. — „Natürlich. Gratulieren kommen
sie, die feinen Herrschaften. Halten mich von der vielen Arbeit ab. -
,Sie sind fünfundzwanzig Jahre bei dem gnädigen Herrn in Dienst.
Ich gratuliere Ihne,?. Damit basta. Danke, ich pfeife auf den
18
Dös zmoateili' G'schenk
Die Großmuaita kafft fiir ’n Sepperl man ei'.
Es soll ebbas Nelt’s fiir sein Namastag sei',
Und ebbas, mas aa zum Geburtstag po' B'starid,
(Die zmoa hat der Sepperl net meit ausanand.)
I sag' 's ja, und dös muaß aa wahr sei': Es geht
Nix über a praktische Großmuatta net!
Dem Sepperl die sei’ hat bei'n Schuasta o'g'fragt,
Der macht a Paar Stieß, und d' Großmuatta sagt:
„/um Namastag, Sepperl, du schettk' i dir halt
Dös Stiefei, dös linke, li hoff, daß ’s dir g'fallt,)
Und mannst recht schö’ bran bist und a folgsama
Bua,
Na'kriagst zum Geburtstag aa dös rechte daz.ua!“
Hermann Franz
Minna
L. N. N. 2?. No». 27: T r e u e i m 1} i t n ft.
Fräulein Minna Birkenstengcl ist mit dem heutigen Tage
25 Jahre al« Dienstmädchen bei GrienS. Der Stattrat hat
ihr in Anerkennung ihrer vorbildlichen Treue die bronzene
Verdienstmedaille zuerka,nnt.
„Minna!" - Minna hört nicht.
„Minna!" — Minna hört nicht.
„Minna!" — Minna hört immer noch nicht.
„Minna!" — Minna!" sauft die Grien auf-
geregt in die Küche, „hören Sie denn nicht?"
„Nee." — „Wad soft denn das heißen?"
„Ich habe zu arbeiten." - „Deswegen können
Sie doch antworten, wenn ich rufe."
„Ich habe dazu keine Zeit. Arbeiten Sie mal
den ganzen Tag von früh bis in die Nacht, Und
dann immer noch das Gerufe: Minna hier und
Minna dort! Ich habe bald den ganzen Dreck satt."
„Sie können ja gehen." — Weiter sagte Frau Grien nichts.
Aber das hat schon genügt. — „Ich kann gehen?", schmeißt Minna
die Arme doch, „Sie können gehen! Ich kann geben! Das sage»
Sie mir, wo ich schon fünfundzwanzig Iabre im Haus bin? Das
sagen Sie mir, die erst vor zehn Iabre» bei uns hineingeheiratet
bat. Ja was denken Sie sich denn, wer sind Sie? Glauben Sie,
weil Sie täglich zum Friseur rennen, weil Sie aus dem Klavier
Stillenachtheiligenacht spielen können, Sie können mir mir Schind-
luder treiben? Heb?" — „Ich sinde keine Worte."
„Auf einmal. Weil Sie es einsehen. Na, dann ist ja alles gut,
wenn Sie Ihre Fehler erkennen. Einsicht ist der erste Weg zur
Befferung. Was wollten Sie vorhin eigentlich?"
„Ich wollte — doch das bat jetzt keinen Zweck mebr."
„Nur nicht schüchtern, Frauchen. Immer raus mit der Sprache."
Frau Grien ist nett. Trägt nichts nach. Und sagt: „Ich wollte
Ihnen gratulieren, Minna, weil beute der Tag sich zum fünfuud-
zwanzigsten Male fährt, da Sie zu dem gnädigen Herrn in Dienst
traten. Also meinen herzlichsten Glückwunsch." — Minna ist perpler.
Zeichnungen von Storch
Gerübrt rollen ihr die Tränen. — „Fünfundzwanzig Jahre?
Heute? 9 Gott, ich bin so ergriffen. Fünfundzwanzig Jahre so viele
Arbeit und Plage. Und für nichts eigentlich. Wie die Zeit vergeht."
„Und um Ihnen eine Freude zu bereiten, Minna, hat sich mein
Man» erlaubt — ".
„Aber das war doch nicht nötig", trocknet Minna schnell ihre
Hände an der Schürze, „Ihnen gebt es doch auch nicht gerade
glänzend und nun mache» Sie sich noch Auslagen."
„Wir haben keine» Pfennig Auslagen gemacht. Sondern — "
Minna bleibt die Spucke weg. „Ich kriege nichts von Ihnen?
Ich kriege nichts? Garnichte?? Zu meinem fünfundzwanzig-
jährigen Jubiläum??? Wenn ich das meiner Freundin erzähle, die
glaubt es einfach nicht."
Frau Grien ist die Sache peinlich. Sie versucht, hinauszukommen.
Aber Minna verstellt die Tür. — „Natürlich. Gratulieren kommen
sie, die feinen Herrschaften. Halten mich von der vielen Arbeit ab. -
,Sie sind fünfundzwanzig Jahre bei dem gnädigen Herrn in Dienst.
Ich gratuliere Ihne,?. Damit basta. Danke, ich pfeife auf den
18
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Verkehrsschutzmann und die alte Jungfer vom Lande"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1928
Entstehungsdatum (normiert)
1923 - 1933
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)