Sherlock Holmes tragisches Ende
Von Edmund Schonen
verlock Holmes schrill gedankenversunken, mil dem geistvollen, scharf-
^ichnittenen Antlitz dem Boden zugewandt, über den Bürgersteig. Plötz-
feffelte eine überraschende Wahrnehmung seine nachdenklichen Füße.
^>cht vor ihm zeichnete sich, nur seinen geübten Sinnen bemerkbar, eine
Fußspur ab, in deren flüchtigem, hauchartigem Abdruck sich die seelische
T^ual eines vom Gewiffen Gefolterten deutlich ausprägte. Sie führte quer
"ver das Trottoir, gerade an der Stelle, wo er stehen geblieben war, von
^>ner dicht neben ihm befindlichen Haustüre über die Asphaltplatten des
^ürgersteigs zum Pflaster der Straße. Unwillkürlich kniete der Meister-
Detektiv nieder und roch an einer her Spuren. Sie mochte sechs Stunden
Und 45 Minuten alt sein. Denn eine zertretene Fliege, die der Absatz des
betreffenden Menschen gerade an dieser Stelle abgestreift hatte, befand sich
genau in dem Zustande der Verwesung, der nach Sherlock Holmes natur-
wissenschaftlichen Studien nach 6 Stunden 45 Minuten einzutreten pflegt.
war die Fußspur eines noch jüngeren Mannes. Denn aus den beiden
Abdrücken dicht vor dem Rinnstein erkannte Holmes, daß der Eilende sich
«ach einem jungen Mädchen, das genau um dieselbe Zeit — erkennbar an
^er Form der Stöckelabsatzspur und dem Vertrocknungszustand eines vom
Stift gefallenen Stückleins Lippenrot — an diesem Hause vorübergegangen
war, umgedreht hatte. Holmes wußte mit der Intuition des blitzartig aus
den Spuren erfaffenden Genies: hier war etwa« nicht in Ordnung! Er
schellte an der Haustüre, zeigte dem öffnenden Dienstmädchen seine Legiti-
mation und schritt langsam an der Erstaunten vorbei, immer den Kopf zur
Erde gesenkt, bis ihn die Spur vor einer Zimmertür des driten Stock-
werks halten ließ, in die sie hinneinmündete. Ein eigentümlicher Geruch
umspielte seine auf die feinsten Merkmale eingestellte Nase. Er zog und
entsicherte seinen Revolver und drückte leise, aber schnell die Tür auf. Vor
ihm lag ein verdunkeltes Zimmer im Schein weniger Kerzen und in der
Mitte war eine männliche Leiche in offenem Sarge aufgebahrt. Da die
Reiche sich ruhig verhielt, sicherte Holms seinen Revolver und schob ihn
in die rechte Seitentasche seines Beinkleides zurück. Dann untersuchte
er sorgfältig die Starre des Körpers und konstatierte, daß der Tod genau
vor 6 Stunden und 5O Minuten eingetreten war. Aber keine Anzeichen von
Gewalt waren zu entdecken, bis er die große Zehe des linken Fußes ent-
blößte und dort eine winzige Stichwunde feststellte. Der Geruch dieser
kleinen Wunde und die nur mit Hilfe der Lupe erkennbare Beschaffenheit
ihrer Ränder ergab, daß hier mittelst einer Injektionsspritze rin scharfer
Giftstoff in den Blutumlauf eingeführt worden war. Befriedigt verließ
Holmes Zimmer und Haus und begann nun, die entdeckte Spur nach der
anderen Seite zu verfolgen d. h. den Fußspuren des Verbrechers nicht mehr
rückwärts, sondern vorwärts in der Fluchtrichtung nachzugehen. Nach einer
halben Stunde angespannt aufmerksamer Verfolgung der stets — für
Holmes Genie - deutlich erkennbaren Spur fand sich der Meister-Detektiv
zu seiner grenzenlosen Überraschung plötzlich vor seinem eigenen Hause.
Er trat ein. Die Spur ging weiter und führte — in sein Arbeitszimmer.
Er stürzte darauf nieder, riß ein Zentimetermaß aus der Tasche, holte aus
dem Schlafzimmer ein Paar feiner eigenen Stiefel und — sank in halber
Ohnmacht in seinen Schreibtischseffel: Er selbst war der Mörder!
Sherlock Holmes zündete zunächst seine berühmte Pfeife an und versank
in sein ebenso berühmtes schweigendes Nachsinnen. Dann holte er seine
berühmte Geige und spielte sein berühmtes Spiel. Und nun war ihm der
Fall klar. Er hatte in einem Zustand des Nachtwandelns am hellen Tage
unter Zwangshypnose gehandelt. Und der ihn fernhypnotisiert hatte, war
sein Todfeind, der zehnfache Mörder und Hochstapler, der Verbrecherkönig
und geheimniSvolleWiderfacher und Gegenspieler Sherlock Holmes: Ernestus
MusageteS. Dieser Schurke hatte ihn durch seine magische Kraft gezwungen,
den wackeren und ehrsamen Bürger Leseratz Grausegern durch schnelltöten-
des Gift zu morden. Und so war Sherlock Holmes, der Erzengel der Ge-
rechtigkeit, selbst zum Verbrecher an der Menschheit geworden. Als er zu
dieser Erkenntnis gelangt war, zog er Goethes Faust aus der Tasche und
ließ sie mit ungeheurem, sofort tötendem Schlag auf seine Schläfe nieder-
saufen. Der große Genius des kriminalistischen Scharfsinns war nicht
mehr. * p j p
Wann, Wie und Wo
fj.
1
-hinter des
Vordermanns breitem Rücken
ein fach prachtvoll. I p
1. Preis.
Eins. Herr J. Guggenheimer, Memmingen
2. Preis.
Eins. Herr K. Hilbich, Berlin-Lankwitz
3. Preis.
Eins. Herr P. Walter, Berlin-Cöpenick
„_— Vferze / Sung!~ -
Ste'^vo/fan noch Most-Pralinen f
MOST-PRALINEN
gegessen werden, sollte unser Photo-Preisausschreiben
zeigen. Es bestätigt unsere Überzeugung:
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SCHMECKEN IMMER UND ÜBERALL — in allen
nur denkbaren und originellsten Situationen des Lebens,
C.30H ItoHlEÄ
MOST-G.M.B.H.,KAKAO- u.SCHOKOLADEN-FABRIKEN
HALLE A.S.
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Von Edmund Schonen
verlock Holmes schrill gedankenversunken, mil dem geistvollen, scharf-
^ichnittenen Antlitz dem Boden zugewandt, über den Bürgersteig. Plötz-
feffelte eine überraschende Wahrnehmung seine nachdenklichen Füße.
^>cht vor ihm zeichnete sich, nur seinen geübten Sinnen bemerkbar, eine
Fußspur ab, in deren flüchtigem, hauchartigem Abdruck sich die seelische
T^ual eines vom Gewiffen Gefolterten deutlich ausprägte. Sie führte quer
"ver das Trottoir, gerade an der Stelle, wo er stehen geblieben war, von
^>ner dicht neben ihm befindlichen Haustüre über die Asphaltplatten des
^ürgersteigs zum Pflaster der Straße. Unwillkürlich kniete der Meister-
Detektiv nieder und roch an einer her Spuren. Sie mochte sechs Stunden
Und 45 Minuten alt sein. Denn eine zertretene Fliege, die der Absatz des
betreffenden Menschen gerade an dieser Stelle abgestreift hatte, befand sich
genau in dem Zustande der Verwesung, der nach Sherlock Holmes natur-
wissenschaftlichen Studien nach 6 Stunden 45 Minuten einzutreten pflegt.
war die Fußspur eines noch jüngeren Mannes. Denn aus den beiden
Abdrücken dicht vor dem Rinnstein erkannte Holmes, daß der Eilende sich
«ach einem jungen Mädchen, das genau um dieselbe Zeit — erkennbar an
^er Form der Stöckelabsatzspur und dem Vertrocknungszustand eines vom
Stift gefallenen Stückleins Lippenrot — an diesem Hause vorübergegangen
war, umgedreht hatte. Holmes wußte mit der Intuition des blitzartig aus
den Spuren erfaffenden Genies: hier war etwa« nicht in Ordnung! Er
schellte an der Haustüre, zeigte dem öffnenden Dienstmädchen seine Legiti-
mation und schritt langsam an der Erstaunten vorbei, immer den Kopf zur
Erde gesenkt, bis ihn die Spur vor einer Zimmertür des driten Stock-
werks halten ließ, in die sie hinneinmündete. Ein eigentümlicher Geruch
umspielte seine auf die feinsten Merkmale eingestellte Nase. Er zog und
entsicherte seinen Revolver und drückte leise, aber schnell die Tür auf. Vor
ihm lag ein verdunkeltes Zimmer im Schein weniger Kerzen und in der
Mitte war eine männliche Leiche in offenem Sarge aufgebahrt. Da die
Reiche sich ruhig verhielt, sicherte Holms seinen Revolver und schob ihn
in die rechte Seitentasche seines Beinkleides zurück. Dann untersuchte
er sorgfältig die Starre des Körpers und konstatierte, daß der Tod genau
vor 6 Stunden und 5O Minuten eingetreten war. Aber keine Anzeichen von
Gewalt waren zu entdecken, bis er die große Zehe des linken Fußes ent-
blößte und dort eine winzige Stichwunde feststellte. Der Geruch dieser
kleinen Wunde und die nur mit Hilfe der Lupe erkennbare Beschaffenheit
ihrer Ränder ergab, daß hier mittelst einer Injektionsspritze rin scharfer
Giftstoff in den Blutumlauf eingeführt worden war. Befriedigt verließ
Holmes Zimmer und Haus und begann nun, die entdeckte Spur nach der
anderen Seite zu verfolgen d. h. den Fußspuren des Verbrechers nicht mehr
rückwärts, sondern vorwärts in der Fluchtrichtung nachzugehen. Nach einer
halben Stunde angespannt aufmerksamer Verfolgung der stets — für
Holmes Genie - deutlich erkennbaren Spur fand sich der Meister-Detektiv
zu seiner grenzenlosen Überraschung plötzlich vor seinem eigenen Hause.
Er trat ein. Die Spur ging weiter und führte — in sein Arbeitszimmer.
Er stürzte darauf nieder, riß ein Zentimetermaß aus der Tasche, holte aus
dem Schlafzimmer ein Paar feiner eigenen Stiefel und — sank in halber
Ohnmacht in seinen Schreibtischseffel: Er selbst war der Mörder!
Sherlock Holmes zündete zunächst seine berühmte Pfeife an und versank
in sein ebenso berühmtes schweigendes Nachsinnen. Dann holte er seine
berühmte Geige und spielte sein berühmtes Spiel. Und nun war ihm der
Fall klar. Er hatte in einem Zustand des Nachtwandelns am hellen Tage
unter Zwangshypnose gehandelt. Und der ihn fernhypnotisiert hatte, war
sein Todfeind, der zehnfache Mörder und Hochstapler, der Verbrecherkönig
und geheimniSvolleWiderfacher und Gegenspieler Sherlock Holmes: Ernestus
MusageteS. Dieser Schurke hatte ihn durch seine magische Kraft gezwungen,
den wackeren und ehrsamen Bürger Leseratz Grausegern durch schnelltöten-
des Gift zu morden. Und so war Sherlock Holmes, der Erzengel der Ge-
rechtigkeit, selbst zum Verbrecher an der Menschheit geworden. Als er zu
dieser Erkenntnis gelangt war, zog er Goethes Faust aus der Tasche und
ließ sie mit ungeheurem, sofort tötendem Schlag auf seine Schläfe nieder-
saufen. Der große Genius des kriminalistischen Scharfsinns war nicht
mehr. * p j p
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