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Die nie gebrauchten Gehglieder
waren verkümmert. „Meine
Frau!" befahl nun Sadi Pascha
berrisch. Da war sie schon. Ein
Glühen in den Augen, das die
schlummernde Angst verriet, irrte
geisterhaft in den immer noch
schönen Sternen. Werbend sah
sie den Mann an. „Hier dieser
Brief!" Mit bebenden Fingern
nahm sie das resedafarbene Blatt
und las. Dann brach sie mit
einemAuffchrei zufammen.Maier
lächelte teils verächtlich, teils be-
wundernd. Sie hatte ihn also
betrogen, jene - Fürstin! Alle
Achtung. Denn er selbst war nicht von
gestern und früher Portier in Kairo ge-
wesen. Sollte er sie durch einen Radio-
strabl töten? Schon tastete die Hand nach
dem gefäbrlichen Knopf dicht beim
Schaltbrett des Leuchtsignalwerks, als
respektvoll der Oberprokurist des Hauses
hereinrollte, Kerbeles, der Vertraute
seines Herrn. August winkte. „Treten
Sie immerhin näher." - „Der erste
Direktor unseres Werks ist heute Nacht
verschwunden. Es fehlen 300 Millionen
in der Kaffe." Ein Gedankenblitz erhellte
die Seelendüsternis Maiers. „Er war
ein großer Halunke, — ich werde meine
Frau an seine Stelle setzen."

Kerbeles rollte hinaus, und die Fürstin
erwachte als Anna Schulze, die Enkelin
des Großmütrerchens, auf die damals der
Alte vergeblich gewartet hatte. Wir
kennen das ja.

So, — was war übrigens noch zu er-
ledigen? Ach so, — die Mordkommission.

Detektiv Schnarzler, der Schrecken der
internationalen Verbrecherwelt, war im
Grandhotel Continental Epeelsior an dem
bekannten Abend versehentlich in die Ge-
srierfleischkammer des Etabliffements ge.
raten, was man so versehentlich »ach der

Einnahme von 22 Likören und 6 Maß Spatenbräu nennt, die er
im dienstlichen Intereffe zu sich nehmen gemußt hatte. Gemußt...
Denn er trank sonst selbstverständlich nie. Der Anblick der vollge-
hängten Kammern hatte seinen Scharfblick betrogen. Er hatte Mord
vermutet. Irren ist ja menschlich. Die Kommission war gottlob ver-
geblich alarmiert worden. Schnarzler aber stieg an Anseben beim
Fachniann und beim Laien. Denn die Prophplare ist immer das Aus-
schlaggebende. Das wiffen schon die Arzte.

Dem Versasier bleibt also nichts weiter übrig, als die Figuren

BOLISMUS

Tiefen Abscheu hat die Natur vor dem Graden und Flachen:
überall strebt sie bewußt stets nach dem welligen rund.

Rund geschweift sind Blätter und Blüten und alle Geschöpfe;
Rund ist jedes Gestirn; rund unsre Mutter, die Erd.

Abersteht nicht der Mensch, die erhabenste Krone der Schöpfung,
Uber der blöden Natur? fragt der Moderne mit Stolz.

Wir verbessern sie ja. Und so wird zum Kubisten der Maler;
Wird O Greuel! O Graus! jetzt ganz zum Plättbrett die Frau.

Mögen sie. Alles vergeht und auch diese schnurrigen Toren
Werden vergessen bald sein, schneller als heut man es ahnt.
Halbkugeln werden wir dann wieder sehn unsern Augen zur
Freude;

Und mit klingendem Spiel hälfst du dann Einzug: Bolist.
Lesmon«

wieder in dieKartons zu verpacke»
und beiseite zu stellen - bis zum
nächsten Mal. Sie sind noch un-
glaublich oft zu verwenden.

Die Hyperbel im Allgäuer
Volksmund

Marte: „Hör', Bartlä, du
hast, bigofch, 'en fchüna Kropf!
Dakünntba' de ganze Erdglobus
druff mole 2 mitsamt der Ekliptik,
nachher blieb no a groaßer Platz
übrig für 'en nuia Kontinent!"

Bartlä: „Bis nu du still,"
langhalsiger Marte, mit dei'm
Giraffakraga! Du dürstest am heilig«
Karfritäg unscheniert Leberknöpfla mit
Schwinesteisch und KrutU eaffa. Da tät'
di fut Kappaziener schimpf», wenn 's du
dichtest". Denn bis dös Eaffa dur ding
lang« Kraga" in de Mag« tut,7 wur 's
allat Oastermöntäg!"^

„Und Ihre Frau ist zu Haufe geblieben, als Sie
Montag zum Maskenball gingen?" — „Sie wollte
es, aber gegen Morgen haben wir uns getroffen!"
„Wo denn?" — „Auf der Polizeiwache!"

'könnte man, "malen, -Sei nur du still! * Kraut, ''brich,
letest, -durch deinen langen Hals, ? kommt. -würde es alle-
weil (immerhin) Ostermontag.

Auskunft

Zu einem Arzt kam eines Tages eine
Dame, die dauernd redete. Der unter-
suchte sie und sagte: „Sie haben ein« ein-
fache Neuralgie." - „Ah, wie intcreffant,
nein, meine Freundinnen werden sich ja
wundern, nun sagen Sie mir bloß das
eine: Woher kommt diese Neuralgie?"

„Aus dem Griechischen," sagte der
ArU und schob sie zur Tür hinaus.

Der „Räuber."

In einem sehr einsam liegenden Forst-
haus ist, in Abwesenheit des Hausherrn,
eingebrochen worden. Daher sind die
Damen auch heute wieder etwas ängstlich,
weil der Oberförster auswärts zur Jagd
ging. VormSchlafengehenschautman fast
in jede Ecke des Hauses und läßt „Wald-
mann", den scharfen Teckel, das „Revier"
abpatroullieren ... Zufällig ist Besuch in der Försterei und die Haus-
tochter bringt das kleine Mädel der Tante ins Bett. Nachdem das
Kind sein Gebet gesprochen, bekommt eö den Gute-Nacht-Kuß und
unser Obersörstertöchterlein will sich zurückziehen, als ihr einfällt, du
solltest doch, der Sicherheit wegen, nochmal unter das Bett schauen.
Sie beugt sich nieder ... da fragt die Kleine aus den Kiffen heraus:
„Sag mal Lisel, warum schaust du unters Bett?" ... „Ach ich wollt
nur Nachsehen, ob kein Räuber da ist". . . - Darob erst stummes
Staunen des Mädelchens, dann kommt'« halb schämig, halb schalk-
haft hervor: „Ach! das nennt Ihr bei Euch Räuber?!" . . .

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Karneval"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Reich, Albert
Entstehungsdatum
um 1928
Entstehungsdatum (normiert)
1923 - 1933
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 168.1928, Nr. 4303, S. 42

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Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
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