Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die Graswanger waren als gwappelte Eisschützen im ganzen Be-
zirksamt bekannt. Im vergangenen Winter haben sie beim Wett-
schießen die Kirchberger und Heimberger wurzweg geschneidert (das
Spiel mit allen Punkten gewonnen) und die Holzbauser und Machtl-
finger mit langen Gesichtern heimgestampert.

„Komma därs wer mog und zammaschieaßn tuan mas allaweil,"
hat der Graswanger Moar (Hauptschütze und Spielleiter), der
Girglbauer, proglk^, das rechte Äug zuzwickt, damit er die dritte
Bratlpurtion noch »unterbracht hat, die ihm als Siegerpreis zuge-
sallen war.

Ein Wunder ists ja eigentlich net gwesn, daß die Graswanger so
gute Schützen warn und wann so um Niklo herum der erste patsch-
naffe Schnee auf die Straßn gfalln — der Girglbauer hat trummlt
und dann sinds auögruckt beim größt» Sauwetter:

Mannsleut und Buam und habn vorm Wirts-
baus die erste Bahn und das erste Spiel gmacht
und wann auch der Dreck bis zum ersten Stock
naufgspritzt ist, sie selm wie Mörtltrager aus-
gschaüt habn.

„Früab übt sich," hat der Girglbauer sagn wolln.

„Rechte Dreckbärn seids", hat die Wirtsdirn
gsagt und mit dem Putzhadern die verspritzten
Fensterscheiben putzt. Aber einmal wärS den
Graswanger» doch bald ans Kragl gangen. Vom
allen umliegenden Gemeinden und Dörferln haben sich die Moar-
schützen zusammengetan und sind mit ihren Eisstöcke» an einem ab-
»,eschafften Winterfeiertag nach Graswang gangen. Irlerne (aus
Erlen), bucherne, buchsbaumerne Stück warn dabei. Glattpolierte,
flache Scheibenrutscher, die mit Schwung leicht an die sechzig Meter
sausen. Schwermassive Eichcnstöck mit breite Eisenreif, die sich vor
die Tauben (Zielbolz) binpflanzen und wie ein Eisenstempen pappen
bleib». Der Girglbauer sucht seine
Männer zamm. Die Auswärtigen
grinsen. Die Siegerparkei kriegt
von den Verlierenden ein Bratl-
effen mit einer Maß Bier und vier
Laugenpretzn.

Der Wirtsbausl als HanS-
wurscht räumt mit einer aufblas'-
nen Saublader2 am Stecken die
Eisbahn aus. Die Wirtin richtet

Die Meisterschützen *,

an die sechzigBratlpurtipner in die Schüßlrai» und feuert imKuchl-
ofen ein, daß die Gußplattn glüht und funkelt. Der Bäck wuzzelt und
drabt mit seinem Lebrbuam Bretzn und Salzstangl nach der Reih.

Von allen Seiten ber kommen die Leut: von Kirchberg, Machtl-
fing, Heimberg, Holzbausen. Grad wurln tutS um den Fischweiher.
Der Thurner Schorsch wärmt am Wirtsstubenofen seine Baßtrum-
peten auf. Dem Sieger steht ein zughafter Tusch zur Beehrung zu.

Die Sun» sticht gach vom Mittagshimmel. Der Froschweiher
geht aus. Fausttief steht das Waffer überm Eis.

Fünf Spiel sind ausgemacht.

Da pflanzt auch schon der Girglbauer die erste Maß^ vor die
Tauben. Die Auswärtigen tupfend Die Graswanger holen auf.
Die Auswärtigen meffen. Die Graswanger schwitzen und die Haupt-
moar rennen von der Tauben zu ihren Schütze»,
von den Schützen wieder zur Tauben und schrei»
und werken und das Eiswaffer länft ihnen bei
den Schnürlöchln in die Stiefl und quitscht bei
jedem Tritt beim Schaft oben wieder raus.

„Do muaßt Hera paßn, Lenz. Do grob Hera
auf mein Stecka!"

„A ganz a leichte Maß. Net laut und net
stad. Woaßt selm wiea i moan!"

„Ssss . . . schschsch . . . !"

Das Waffer spritzt auf. Schlagt über die Zu-
schauer. Der Eisftock schwimmt, taucht in einem Eisloch auf den
Weibergrund. „Hob i dirs net glei gsagt, daß d'a Schofzipfi bist?"

„Langsam auflegn Sepp! Ganz langsam!" — „Haltauf! Wer
hot an schwarern Stock? A schwara muß bera zum ausraama!"

„Ssss . . . schschsch . . . krätschpätsch . . ."-„Bravo, bravo ...
Guat iS ganga. Hob in net recht grotn?" Der HanSwurscht hat
einen heiser» Hals mit lauter Schreien. Die Wirtin schickt schon

zum fünften Mal zum Girglbauer«
und es wär jetzt an der Zeit und
sonst braten sich die ganzen Bratl
zamm.

Der Bäck tragt drei Waschkörb
voll Bretzen zum Wirt.

Zwei Spiel haben die Auswär-
tigen gwonnen. Zwei die Gras-
wanger. Es geht beim Letzten um
die Wurscht- Mit Stearinkerzen


gesprochen, -Schivemsblase, ^den ersten Schuß, * schießen bester.



56
Image description

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Moarschützen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bischof, Anton
Entstehungsdatum
um 1928
Entstehungsdatum (normiert)
1923 - 1933
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 168.1928, Nr. 4304, S. 56

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen