ihr diskrete Jugendvertrau-
lichkeiten. Das fesselte sie.
Damen mit Iabresringen
schätzen Casanovitäten. Als
mir das Lügen keinen Spaß
mehr machte und ich aufkörte,
behauptete Julia, cs gehe ein
Engel durchs Zimmer. „Das
kann schon sein," sagte ich,
„hoffentlich bat er sich nicht
weh getan, am Finger, beim
Anläuten." Da erst bemerkte
Julia, daß die Klingel immer
noch klingelte. Gleich daraus
aber hatte sie es schon wieder
vergeffen, und sagte stim-
mungsvoll in die Däm-
merung hinein: „Diese
Rübe, nein diese Ruhe!"
Ich ließ es aber bei derRu-
he, denn Julia war doch
immerhin Rekonvaleszen-
tin. Die zweite und letzte
Krise trat ein, als ich mich
mit Eupbrosine Maiblüm-
chen verlobte. Als sie es
erfuhr, kannte Julia keine
Grenzen. Eine ganze Epi-
demie von Nervosität hatte
sich in ihrer Seele etab-
liert. Da mußte ich zur
ultima rati» greifen. Hei-
ratsvermittler.Es klappte.
Neulich traf ich sie und
erkundigte mich nach ihrem
Befinden. Völlig in Form.
Nur ein einziger Nerv
macht ihr zu schaffen, aber
dagegen ist nichts zu ma-
chen, das geht uns allen
so, das istunsere National-
krankheit. Es ist der uer-
vu» rorum.
Gang i
Schritte verhallen lautlos
in dem verlassenen Raum.
Rauscht noch immer ein
Lehen,
oder ist alles Traum?
Rauh eine Vogelklage.
Drähtegesurr in der Luft,
morschender Gräser Dünsten
feucht aus der Grabengruft.
Ludwig
Nebel
Wandern die grauen Wege
liebewärts oder zum Feind?
Bin ich ganz schon dem
Letzten
willengelöst geeint?
Tropfende Laken spreiten
trüb’ sich um alles Geschehn.
O meine müden Füße,
wollt ihr noch weitergehn?
Bäte
Irisch
Ein Irländer beklagte sich,
daß seine Haare schon grau
geworden. „O, das tut nichts,"
erwiderte ihm O' Connell, der
gerade vorbeiging, „es ist nur
der Staub von der Straße
des Lebens."
Reklame-Inserat
Wir empfehlen unsere fein-
sten Parfüms. Alle Gerüche
dauernd vorrätig!
Sein Ende. „Sie waren ja der Hausarzt des Verstorbenen. Hat er erkannt, daß fein Ende nahe sei?"
'„Nein — er hat mich in der letzten Zeit überhaupt nicht mehr erkannt."
Gelenkig
„Euer Großvater ist wohl schon recht gebrechlich, Kinder?" - „O
nein; er kann bloß nicht arbeiten und nicht gehen!"
„Was kann er denn noch?" - „Mir den Ohren wackeln!"
Verschrieben
Tante feiert Namensfest. Sie ist Klosterfrau. Eine Nichte von ihr
stickt als Geschenk ein Sosakiffen. Dieses zeigr sie stolz der Lehrerin
und läßt dieselbe auch den Gratulationsbrief lesen, in welchem unrer
anderem auch steht: „ - - - Auf diesem Kiffen möchtest du, liebe Tante,
in deinem wohlverdienten Schäferstündchen (Schläferftündchen!)
recht gut liegen."
Ganz klar
„Wie stellen Sie sich eigentlich zu der Alkobolfrage?"
„Das kan» ich Ihnen klipp und klar sagen. Ich bekämpfe aufs
Entschiedenste die Gegner derer, die dem Antialkoholismus feindlich
gegenüber stehen ..." Das Nachdenken über den Standpunkt seines
Freundes B. brachte A. in die Irrenanstalt.
Auf der Parkbank
„Da können Sie sagen, was Sie wollen: Schillers und Goethes
Werke sind der Stolz jedes Deutschen!" - „Na ja, - aber Sie
müssen doch zugeben: wenn nicht gerade der Schiller und der Goethe
das alles geschrieben hätten, tät' sich niemand danach umsehen!"
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lichkeiten. Das fesselte sie.
Damen mit Iabresringen
schätzen Casanovitäten. Als
mir das Lügen keinen Spaß
mehr machte und ich aufkörte,
behauptete Julia, cs gehe ein
Engel durchs Zimmer. „Das
kann schon sein," sagte ich,
„hoffentlich bat er sich nicht
weh getan, am Finger, beim
Anläuten." Da erst bemerkte
Julia, daß die Klingel immer
noch klingelte. Gleich daraus
aber hatte sie es schon wieder
vergeffen, und sagte stim-
mungsvoll in die Däm-
merung hinein: „Diese
Rübe, nein diese Ruhe!"
Ich ließ es aber bei derRu-
he, denn Julia war doch
immerhin Rekonvaleszen-
tin. Die zweite und letzte
Krise trat ein, als ich mich
mit Eupbrosine Maiblüm-
chen verlobte. Als sie es
erfuhr, kannte Julia keine
Grenzen. Eine ganze Epi-
demie von Nervosität hatte
sich in ihrer Seele etab-
liert. Da mußte ich zur
ultima rati» greifen. Hei-
ratsvermittler.Es klappte.
Neulich traf ich sie und
erkundigte mich nach ihrem
Befinden. Völlig in Form.
Nur ein einziger Nerv
macht ihr zu schaffen, aber
dagegen ist nichts zu ma-
chen, das geht uns allen
so, das istunsere National-
krankheit. Es ist der uer-
vu» rorum.
Gang i
Schritte verhallen lautlos
in dem verlassenen Raum.
Rauscht noch immer ein
Lehen,
oder ist alles Traum?
Rauh eine Vogelklage.
Drähtegesurr in der Luft,
morschender Gräser Dünsten
feucht aus der Grabengruft.
Ludwig
Nebel
Wandern die grauen Wege
liebewärts oder zum Feind?
Bin ich ganz schon dem
Letzten
willengelöst geeint?
Tropfende Laken spreiten
trüb’ sich um alles Geschehn.
O meine müden Füße,
wollt ihr noch weitergehn?
Bäte
Irisch
Ein Irländer beklagte sich,
daß seine Haare schon grau
geworden. „O, das tut nichts,"
erwiderte ihm O' Connell, der
gerade vorbeiging, „es ist nur
der Staub von der Straße
des Lebens."
Reklame-Inserat
Wir empfehlen unsere fein-
sten Parfüms. Alle Gerüche
dauernd vorrätig!
Sein Ende. „Sie waren ja der Hausarzt des Verstorbenen. Hat er erkannt, daß fein Ende nahe sei?"
'„Nein — er hat mich in der letzten Zeit überhaupt nicht mehr erkannt."
Gelenkig
„Euer Großvater ist wohl schon recht gebrechlich, Kinder?" - „O
nein; er kann bloß nicht arbeiten und nicht gehen!"
„Was kann er denn noch?" - „Mir den Ohren wackeln!"
Verschrieben
Tante feiert Namensfest. Sie ist Klosterfrau. Eine Nichte von ihr
stickt als Geschenk ein Sosakiffen. Dieses zeigr sie stolz der Lehrerin
und läßt dieselbe auch den Gratulationsbrief lesen, in welchem unrer
anderem auch steht: „ - - - Auf diesem Kiffen möchtest du, liebe Tante,
in deinem wohlverdienten Schäferstündchen (Schläferftündchen!)
recht gut liegen."
Ganz klar
„Wie stellen Sie sich eigentlich zu der Alkobolfrage?"
„Das kan» ich Ihnen klipp und klar sagen. Ich bekämpfe aufs
Entschiedenste die Gegner derer, die dem Antialkoholismus feindlich
gegenüber stehen ..." Das Nachdenken über den Standpunkt seines
Freundes B. brachte A. in die Irrenanstalt.
Auf der Parkbank
„Da können Sie sagen, was Sie wollen: Schillers und Goethes
Werke sind der Stolz jedes Deutschen!" - „Na ja, - aber Sie
müssen doch zugeben: wenn nicht gerade der Schiller und der Goethe
das alles geschrieben hätten, tät' sich niemand danach umsehen!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Sein Ende"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1928
Entstehungsdatum (normiert)
1923 - 1933
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 168.1928, Nr. 4313, S. 161
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg