Metamorphose
Es fingen Die Tage der Rosen an,
Der sonnigen Herrlichkeit:
Er hatte die Eharleston-tzosen an,
Die waren drei Ellen weit,
Und sie ein Lilienkleid!
Der Kuckuck spukte im Nadelwald,
Die Drossel sang in der Näh',
Er setzte sich mit dem Madel bald
In den saftigen Hasenklee,
Und beide schrieen: „Juchje!"
Und beide riesen: „Juchheiffaffa!"
Er war vor Seligkeit blind,
Und die lustige, duftige Fei saß da
So schön, wie Feen halt sind!
Und wiegte ihr Köpfchen im Wind.
Aus einmal mit keuchendem Schnapper
rennt
Ausschreiend die Maid durchs Geäst.
Der Jüngling brüllte: „Potzsapperment!
Das ist ja ein Wespennest,
Woraus wir die Rückfront gepresst!"
Und wer in Eharleston-Hosen geht,
Den lieben die Wespen gar sehr,
Weil da der Einmarsch im Großen geht,
Als wie beim Militär,
(Denn die Röhren waren säst leer!)
Doch als der Jüngling von dannen ging,
Wie sass das Gehöse da prall,
Sodass es fest an zu spannen fing
An den Waden und überall
Von der Wespen Überfall.
Des Mädchens Beine im Seidenstrumps,
Vorher so dünn wie ein Stift,
Die waren so dick wie ein Weidenstumps/
Auch rückwärts wirkte das Gift,
Soweit es die Wölbung betrifft.
Ihr lieben Damen und Herrn im Bann
Der Mode, lernt aus dem Strauß:
Spaziert nicht allzu modern km Tann,
Sonst kommt ihr altfränkisch nachhaus',
Und alle lachen euch aus!
Beda Hafen
Schule
Der Lehrer zu den Kindern: „Das
unsere Erde oine ronde Gestalt bot,
dos ist oine onerkonnte Soche, und
wer dies nich glaubt, der soll doch
gloich eine orntliche Tracht Prügel
beziehen, aber es gibt auch noch on-
dere Beweise dafür!"
Entschluß
Maske und Grien fitzen im Strandhotel. Irgendwo an der
Nordsee. Es ist zum Mittagessen gedeckt, und Maske und
Grien fitzen vor drei Gedecks. Eins war für Frau Grien, die
aber noch nicht gekommen war. „Wo ist deine Frau?" fragt
nach einer Viertelstunde Maske.
„Sie ist mit ihrem Segelboot auf die offene See hinaus-
gefabren." — „Wann kommt deine Frau?" fragt nach einer
halben Stunde Maske. „Ich weiß es nicht," meint Grien.
„Ich habe ihr gesagt, sie solle nicht zu weit hinausfabren, es
sei zu gefährlich. Aber sie sagte nur, ich solle keine Angst haben,
sie sei gleich wieder zurück."
„Es ist wirklich sehr gefährlich," sagte nach einer Drei-
viertelstunde Maske. „Erst gestern find zwei mit einem Segel-
boot gekentert und ertrunken." Grien macht ein entsetztes Ge-
sicht. Die Serviette hat er zu einem Knotengewirr zusammen-
gelegt. Sämtliche Besteckteile umgewechselt. Alle drei Bröt-
chen des Tisches Hunden gefüttert. Das Tischtuch an allen
Ecken mit Bügelfalten versehen. Plötzlich sagt er: „Du, Maske,
ich warte noch zwei Minuten!" — „Und dann?" fragt schüch-
tern Maske. „Dann bestellen wir die Suppe!"
Frühe Bergfahrt
Sonne, heute Hab' einmal
Ich den besten Preis errungen!
Lang vor deinem ersten Strahl
Bin ich aus dem Bett gesprungen.
Und so war ich schon dahin,
Lang bevor der Morgen graute,
Eh' Kathrinchen am Kamin
Mir mein Morgensüpplein braute.
Eh' der Gockel war erwacht
Und im Busch die Böglein sangen,
Hab' ich mich davongemacht,
Bin im stillen Wald gegangen.
Uber den betauten Hang
Klomm ich durch die Latschenbuschen,
Hei, da kriegten Stirn und Wang'
Fröhlich frische Morgenduschen!
Passendes Zitat
A zu B (an dessen Motorrad das Vorderrad abgegangen
ist, weil die „lose Mutter," die es hielt, absprang): „Kann
ich mit meinem Reparaturkasten Helsen?"
B.: „Wenn du »och ,eine Mutter^ hast?"
Nun heraus am Himmelszelt,
Sonne, komm in Gold und
Flammen,
Lass' uns wandern durch die Welt
Einen Sonnentag zusammen!
Hermann Franz
Traum eines Automobilisten am Tage vor der Prüfung
296
Es fingen Die Tage der Rosen an,
Der sonnigen Herrlichkeit:
Er hatte die Eharleston-tzosen an,
Die waren drei Ellen weit,
Und sie ein Lilienkleid!
Der Kuckuck spukte im Nadelwald,
Die Drossel sang in der Näh',
Er setzte sich mit dem Madel bald
In den saftigen Hasenklee,
Und beide schrieen: „Juchje!"
Und beide riesen: „Juchheiffaffa!"
Er war vor Seligkeit blind,
Und die lustige, duftige Fei saß da
So schön, wie Feen halt sind!
Und wiegte ihr Köpfchen im Wind.
Aus einmal mit keuchendem Schnapper
rennt
Ausschreiend die Maid durchs Geäst.
Der Jüngling brüllte: „Potzsapperment!
Das ist ja ein Wespennest,
Woraus wir die Rückfront gepresst!"
Und wer in Eharleston-Hosen geht,
Den lieben die Wespen gar sehr,
Weil da der Einmarsch im Großen geht,
Als wie beim Militär,
(Denn die Röhren waren säst leer!)
Doch als der Jüngling von dannen ging,
Wie sass das Gehöse da prall,
Sodass es fest an zu spannen fing
An den Waden und überall
Von der Wespen Überfall.
Des Mädchens Beine im Seidenstrumps,
Vorher so dünn wie ein Stift,
Die waren so dick wie ein Weidenstumps/
Auch rückwärts wirkte das Gift,
Soweit es die Wölbung betrifft.
Ihr lieben Damen und Herrn im Bann
Der Mode, lernt aus dem Strauß:
Spaziert nicht allzu modern km Tann,
Sonst kommt ihr altfränkisch nachhaus',
Und alle lachen euch aus!
Beda Hafen
Schule
Der Lehrer zu den Kindern: „Das
unsere Erde oine ronde Gestalt bot,
dos ist oine onerkonnte Soche, und
wer dies nich glaubt, der soll doch
gloich eine orntliche Tracht Prügel
beziehen, aber es gibt auch noch on-
dere Beweise dafür!"
Entschluß
Maske und Grien fitzen im Strandhotel. Irgendwo an der
Nordsee. Es ist zum Mittagessen gedeckt, und Maske und
Grien fitzen vor drei Gedecks. Eins war für Frau Grien, die
aber noch nicht gekommen war. „Wo ist deine Frau?" fragt
nach einer Viertelstunde Maske.
„Sie ist mit ihrem Segelboot auf die offene See hinaus-
gefabren." — „Wann kommt deine Frau?" fragt nach einer
halben Stunde Maske. „Ich weiß es nicht," meint Grien.
„Ich habe ihr gesagt, sie solle nicht zu weit hinausfabren, es
sei zu gefährlich. Aber sie sagte nur, ich solle keine Angst haben,
sie sei gleich wieder zurück."
„Es ist wirklich sehr gefährlich," sagte nach einer Drei-
viertelstunde Maske. „Erst gestern find zwei mit einem Segel-
boot gekentert und ertrunken." Grien macht ein entsetztes Ge-
sicht. Die Serviette hat er zu einem Knotengewirr zusammen-
gelegt. Sämtliche Besteckteile umgewechselt. Alle drei Bröt-
chen des Tisches Hunden gefüttert. Das Tischtuch an allen
Ecken mit Bügelfalten versehen. Plötzlich sagt er: „Du, Maske,
ich warte noch zwei Minuten!" — „Und dann?" fragt schüch-
tern Maske. „Dann bestellen wir die Suppe!"
Frühe Bergfahrt
Sonne, heute Hab' einmal
Ich den besten Preis errungen!
Lang vor deinem ersten Strahl
Bin ich aus dem Bett gesprungen.
Und so war ich schon dahin,
Lang bevor der Morgen graute,
Eh' Kathrinchen am Kamin
Mir mein Morgensüpplein braute.
Eh' der Gockel war erwacht
Und im Busch die Böglein sangen,
Hab' ich mich davongemacht,
Bin im stillen Wald gegangen.
Uber den betauten Hang
Klomm ich durch die Latschenbuschen,
Hei, da kriegten Stirn und Wang'
Fröhlich frische Morgenduschen!
Passendes Zitat
A zu B (an dessen Motorrad das Vorderrad abgegangen
ist, weil die „lose Mutter," die es hielt, absprang): „Kann
ich mit meinem Reparaturkasten Helsen?"
B.: „Wenn du »och ,eine Mutter^ hast?"
Nun heraus am Himmelszelt,
Sonne, komm in Gold und
Flammen,
Lass' uns wandern durch die Welt
Einen Sonnentag zusammen!
Hermann Franz
Traum eines Automobilisten am Tage vor der Prüfung
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Traum eines Automobilisten am Tage vor der Prüfung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1928
Entstehungsdatum (normiert)
1923 - 1933
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 168.1928, Nr. 4324, S. 296
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg