Zeitglosse
Luftiges und Duftiges
DieTeleunion meldet aus New-Pork, daß eine findige Modistin namens
Hamilton auf dem Gedanken gekommen ist, in einem Großflugzeug eine
Modeschau vorzuführen. Sie kreuzte mit 2 Mannequins und einem er-
lesenen Kreis von Kundinnen über Los Angeles. Die Mode wird immer
luftiger. Sicherlich wurden neben den Kleidern auch einige sehr aparte
Fall-Schirme und Sturzhüte vorgeführt. Nun behalten die Kritiker der
neuen Modebewegung doch recht: Höher gebt 's nimmer! Kr.
Luftige Weltchronik
Auf einem Pferderennen bei London spürten junge Mädchen, die
sich unter den Zuschauern befanden, von Zeit zu Zeit heftige Bisse an de»
Fußknöcheln; sie glaubten, es seien Hunde und gaben rückwärts einen Fuß-
tritt; bei solch einem Tritt, der besonders heftig war, stellte sich aber heraus,
daß es sich nicht um Hunde handelte, sondern um einen Mann, der aus
allen Vieren kroch nnd die jungen Damen in die Knöchel biß; vor Gericht
gab er an, er könne nicht anders — er müffe. — Als mildernder Umstand
mag gelten, daß er sich ein verhältnismäßig „hartes Muß" ausgesucht hat.
Auf Manila ist ein komplizierter Rechts-
streit ausgebrochen: die Verkehrspolizei weigerte
sich, den dortigen „siamesischenZwillingen" welche
die Krastfabrprüfung ausgezeichnet bestanden,
den Führerschein zu erteilen; ein Schein sei zu
wenig, zwei seien zuviel, also gebe man lieber
gar keinen; andrerseits bestehen aber die Zwil-
linge auf ihrem Recht, und das Gericht fragt
sich verzweifelt, was zu tun fei. — Die Sache
ist doch höchst einfach: man gebe ihnen zwei
Führerscheine, die in der Mitte zusammenge-
näht sind!
Der Kösener S. E., der Verband der
deutschen Corpsstudcnten, hat auf seiner letzten
Tagung bei Besprechung der Alkoholfrage den
Beschluß gefaßt, den Trinkzwang abzuschaffen.
-Studiosus Süffl der Ältere teilt hierzu mit,
daß er seiner Zeit lange voraus gewesen sei: er
hätte ohne jeden Zwang 20 Halbe pro Abend
hinter die Binde gegossen.
Ein russischer Gelehrter hatte heraus-
gebracht, daß die Geschlechterteilung auch im
Mineralreich herrscht: es gibt männliche und
weibliche Steine; die männlichen sind von vier-
eckiger Grundstruktur, die weiblichen von acht-
eckiger. — Sogar da haben sie mehr Ecken!
Amerikanische Sensationsnachrichten be-
haupten, einige Kannibalen auf Neu-Guinea
hätten eine ganze holländifchePatrouilleverzehrt.
Das kann ihnen unmöglich gut bekommen sein.
— Natürlich stehen ihnen die Bajonette und
Helmspitzen aus dem Bauche - sie stecken also
jetzt selber an den Spießen ihrer Opfer!
Die geschminkte Nichte. Fritzchen: „Obacht, Tante! Frisch gestrichen!"
Kleines Welt-Karussell
Wer ist diskreter?
Im englischen Unterhause trat die Abgeordnete Wilking für eine Verwen-
dung von Frauen im diplomatischen Dienste ein, weil diese Geheimniffe bester
bewahren könnten als Männer. Diese Worte wurden von den anwesenden
Damen eifrig applaudiert. — Aber habe» die beifallsfreudigen Frauen nicht
gerade, indem sie „klatschten" — den Beweis von Gegenteil erbracht. .. ?
Eine schwimmende Kirche
Ein norwegischer Pfarrer ist aus den Gedanken gekommen, für die Be-
wohner der nördlichsten norwegische» Inseln ein Kirchen-Schiff zu bauen,
das reihum von Insel zu Insel fahren soll. — Man sieht es, alle Märchen
werden wahr, auch das von der „wandernden Glocke", das die Kinder ab-
holt, die nicht in die Kirche gehen wollen . . . oti-9»
Ein amerikanischer Dichter hatte als
zuverlässiges Mittel gegen die Seekrankheit
herausgebracht, daß es gut sei, Verse laut vor
sich hin zu sprechen; bei jeder Seereise nahm er seine Verse vor, und sie
wirkten glänzend; als er das Mittel aber auch Mitreisenden empfahl, hin-
gen sie nach kurzem über der Bordwand. — Verse wirken eben sehr ver-
schieden auf ihren Erzeuger und auf andre. r>>
B r i e f k a ft e n
Salon der Letzten. Sie haben die Wette verloren.Das Bild Nr. 725
bedeutet wie wir nach Erkundigung beim Künstler erfahren, nicht: „Still-
leben mit Tomaten" sondern „Abend am Tegernsee." Bei der Plastik
„Tänzerin" ist das ganz oben der Kopf und nicht, was Sie dachten. Der
Titel des Bildes „Dame mit roter Brosche" ist irrtiimlich im Katalog ver-
zeichnet. Es soll heiße» „Dame mit roten Augen." Verwechseln Sie es
aber nicht mit dem „Bildnis des grünen Reb's," das neben dem Aquarell:
„Violetter Kanarienvogel" hängt. Kr.
310
Luftiges und Duftiges
DieTeleunion meldet aus New-Pork, daß eine findige Modistin namens
Hamilton auf dem Gedanken gekommen ist, in einem Großflugzeug eine
Modeschau vorzuführen. Sie kreuzte mit 2 Mannequins und einem er-
lesenen Kreis von Kundinnen über Los Angeles. Die Mode wird immer
luftiger. Sicherlich wurden neben den Kleidern auch einige sehr aparte
Fall-Schirme und Sturzhüte vorgeführt. Nun behalten die Kritiker der
neuen Modebewegung doch recht: Höher gebt 's nimmer! Kr.
Luftige Weltchronik
Auf einem Pferderennen bei London spürten junge Mädchen, die
sich unter den Zuschauern befanden, von Zeit zu Zeit heftige Bisse an de»
Fußknöcheln; sie glaubten, es seien Hunde und gaben rückwärts einen Fuß-
tritt; bei solch einem Tritt, der besonders heftig war, stellte sich aber heraus,
daß es sich nicht um Hunde handelte, sondern um einen Mann, der aus
allen Vieren kroch nnd die jungen Damen in die Knöchel biß; vor Gericht
gab er an, er könne nicht anders — er müffe. — Als mildernder Umstand
mag gelten, daß er sich ein verhältnismäßig „hartes Muß" ausgesucht hat.
Auf Manila ist ein komplizierter Rechts-
streit ausgebrochen: die Verkehrspolizei weigerte
sich, den dortigen „siamesischenZwillingen" welche
die Krastfabrprüfung ausgezeichnet bestanden,
den Führerschein zu erteilen; ein Schein sei zu
wenig, zwei seien zuviel, also gebe man lieber
gar keinen; andrerseits bestehen aber die Zwil-
linge auf ihrem Recht, und das Gericht fragt
sich verzweifelt, was zu tun fei. — Die Sache
ist doch höchst einfach: man gebe ihnen zwei
Führerscheine, die in der Mitte zusammenge-
näht sind!
Der Kösener S. E., der Verband der
deutschen Corpsstudcnten, hat auf seiner letzten
Tagung bei Besprechung der Alkoholfrage den
Beschluß gefaßt, den Trinkzwang abzuschaffen.
-Studiosus Süffl der Ältere teilt hierzu mit,
daß er seiner Zeit lange voraus gewesen sei: er
hätte ohne jeden Zwang 20 Halbe pro Abend
hinter die Binde gegossen.
Ein russischer Gelehrter hatte heraus-
gebracht, daß die Geschlechterteilung auch im
Mineralreich herrscht: es gibt männliche und
weibliche Steine; die männlichen sind von vier-
eckiger Grundstruktur, die weiblichen von acht-
eckiger. — Sogar da haben sie mehr Ecken!
Amerikanische Sensationsnachrichten be-
haupten, einige Kannibalen auf Neu-Guinea
hätten eine ganze holländifchePatrouilleverzehrt.
Das kann ihnen unmöglich gut bekommen sein.
— Natürlich stehen ihnen die Bajonette und
Helmspitzen aus dem Bauche - sie stecken also
jetzt selber an den Spießen ihrer Opfer!
Die geschminkte Nichte. Fritzchen: „Obacht, Tante! Frisch gestrichen!"
Kleines Welt-Karussell
Wer ist diskreter?
Im englischen Unterhause trat die Abgeordnete Wilking für eine Verwen-
dung von Frauen im diplomatischen Dienste ein, weil diese Geheimniffe bester
bewahren könnten als Männer. Diese Worte wurden von den anwesenden
Damen eifrig applaudiert. — Aber habe» die beifallsfreudigen Frauen nicht
gerade, indem sie „klatschten" — den Beweis von Gegenteil erbracht. .. ?
Eine schwimmende Kirche
Ein norwegischer Pfarrer ist aus den Gedanken gekommen, für die Be-
wohner der nördlichsten norwegische» Inseln ein Kirchen-Schiff zu bauen,
das reihum von Insel zu Insel fahren soll. — Man sieht es, alle Märchen
werden wahr, auch das von der „wandernden Glocke", das die Kinder ab-
holt, die nicht in die Kirche gehen wollen . . . oti-9»
Ein amerikanischer Dichter hatte als
zuverlässiges Mittel gegen die Seekrankheit
herausgebracht, daß es gut sei, Verse laut vor
sich hin zu sprechen; bei jeder Seereise nahm er seine Verse vor, und sie
wirkten glänzend; als er das Mittel aber auch Mitreisenden empfahl, hin-
gen sie nach kurzem über der Bordwand. — Verse wirken eben sehr ver-
schieden auf ihren Erzeuger und auf andre. r>>
B r i e f k a ft e n
Salon der Letzten. Sie haben die Wette verloren.Das Bild Nr. 725
bedeutet wie wir nach Erkundigung beim Künstler erfahren, nicht: „Still-
leben mit Tomaten" sondern „Abend am Tegernsee." Bei der Plastik
„Tänzerin" ist das ganz oben der Kopf und nicht, was Sie dachten. Der
Titel des Bildes „Dame mit roter Brosche" ist irrtiimlich im Katalog ver-
zeichnet. Es soll heiße» „Dame mit roten Augen." Verwechseln Sie es
aber nicht mit dem „Bildnis des grünen Reb's," das neben dem Aquarell:
„Violetter Kanarienvogel" hängt. Kr.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die geschminkte Nichte"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1928 - 1928
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 168.1928, Nr. 4325, S. 310
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg