Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
wird Wimmer immer kleiner. „So, tut es Ihnen leid?"

„Sehr leid, Herr Richter. Ich gäbe was darum,
wenn ich es ungeschehen machen könnte."

„Dann können wir uns ja vielleicht einigen. Sie
nehmen also Ihre Anzeige zurück, die Sie seiner-
zeit dem Revierwachtmann machten, daß Ihnen eine
Wurst gestohlen sei? — „Bitte?" - „Man hat Ihnen
also keine Wurst gestohlen?"

„Mir?? Ach sooo", wächst Wimmer wieder wohlig,
„also darum handelt eö sich."

„Wußten Sie denn das nicht mehr?"

„Doch. Doch. Natürlich. Das ist doch auch eine Ge-
meinheit, mir meine Wurst zu stehlen. Das muß be-
straft werden, Herr Richter. Streng bestraft. Wo kämen
wir denn da bin, wenn jeder Mensch eine Wurst klaue»
wollte? Noch dazu so eine große. Von mindestens zehn
Pfund, wenn das reicht."

„Aber Sie sagten doch eben, es wäre eine kleine
Wurst gewesen?"

„Das war eine ganz andere Wurst, Herr Richter,
eine ganz andere. Die hat mit der Wurst hier nichts
zu tun."

„Sie halten also Ihre Anzeige aufrecht?"

„Natürlich, wo ich doch im Recht bin."

„Deswegen soll ulso ein unbestrafter Mensch in's
Gefängnis?"

„Das ist nur Gerechtigkeit. Recht ist Recht und
Wurst ist Wurst. Das war vorhin nur eine vorüber-
gehende Regung. Eine blöde Gefühlsduselei. Ich bin
bestohlen worden. Ganz gemein bestohlen worden. Wenn
Sie wüßten, was mich die Wurst gekostet hat. Ich
will hoffen, daß hier Männer sitzen, die das Eigentum
des kleinen Mannes zu schützen wiffen und daß der sin-
stere Verbrecher seine irdische Strafe erhält. Denn
auf das Gewiffen, Herr Richter, dürfen Sie sich nicht
verlaffen. Das zwickt nur, wenn man erwischt wird."

Falsche Auffassung

Nach der Untersuchung bei einem Spezialarzt für
Lungenkranke fragt der Patient: „Was bin ich schuldig,
Herr Doktor?" — „Zwanzig Mark für die erste Kon-
sultation", sagt der Arzt. Der Patient bezahlt. Der
Arzt nimmt das Geld entgegen, und während er es
einsteckt, entläßt er de» Kranken mit den Worten: „Es
war höchste Zeit, daß Sie gekommen sind".

„So?!" fragt da der Patient ganz treuherzig, „find
Sie so klamm an Geld?"

Die Locke

Vor drei Jahren hatte ich mit Mabel ein . . . Aber
vermeiden wir lieber das unschöne Wort „Verhältnis"!

Vor drei Jahren, will ich sagen, war Mabel meine
Freundin. Aber Mabel, die blonde Mabel, war ruchlos.

Eines häßlichen Tages erhielt ich eine Ansichtskarte
aus Bad Kissingen mit Gruß von einem Fritz darunter.

Und dann hörte und sah ich nichts wieder von Mabel. Bis vor vierzehn
Tagen. Es klingelt bei mir zweimal kurz, einmal lang, unser altes Signal,
und als ich öffne, steht vor mir Mabel.

„Du, Mabel???" - „Ja, ich bin es. Mabel." Ich geleite Mabel,
alles vergessend und verzeihend, in men, Zimmer. „Und was führt dich

Fassadenkletterer

ir.

zu mir zurück?" Mabel nimmt ihren Hut ab. „Es ist
wegen der Locke, die ich dir damals schenkte."

„Pfui!" sage ich. „Nein, Mabel, alles was vorge-
fallen ist. Aber die Locke will ich behalten. Du ahnst
ja gar nicht, was deine Locke für mich bedeutet.

Mabel steht mich etwas ungläubig an. „Ich will sie
>a auch gar nicht wieder haben."

„Nicht? Na was denn?" Mabel muschelte mir mit
ihrem Wuschelkopf unter der Nase.

„Siebst du nicht, daß ich jetzt Brünett trage?"

„Ja, und was soll das?"

„Na, begreifst du nicht?" sagte Mabel. „Es stört
mich, daß du noch eine blonde Locke von mir hast. Ich
will sie umfärben." i«.

Zeitglosse

In einem Hamburger Variete kam es zu einer
Schlägerei, bei der die Polizei eingreifen mußte, weil
ein „starker Mann", der mit Zentnergewichten jong-
lierte, dem Direktor während der Vorstellung mehrere
Forderungen abtrotzen wollte, die dieser zu erfüllen sich
weigerte.

Dem Mann sind mildernde Umstände zuzubilligen:
Wenn so einer „sein ganzes Gewicht in die Wag-
schale wirft" und bleibt ohne Erfolg, da muß er
nervös werden. r

Kleines Welt-Karussell

Scheidungsgründe. Eine junge Amerikanerin
reichte gegen ihren vier Wochen zuvor angetrauten
Gatten die Scheidungsklage ein, weil er sie durch
Schnarche» im Schlafe störe. Der Mann weigerte
sich, in die Scheidung zu willigen. Es ist begreiflich,
daß er, wenn er ihr schon nichts schnarchen soll, ihr
wenigstens etwas hustet.

Verbrecher und Schönheitssalons. Ameri-
kanische Schönheilssalons werden mit Vorliebe von
Verbrechern frequentiert, die hier ihre Gesichtszüge ver-
ändern lasten. Weil eben bei Herrschaften, die viel auf
dem Kerbholz haben, weniger der Zug des Herzens, als
der des Gesichtes „des Schicksals Stimme" ist. . . .

Ri-Ri

Briefkasten

Rundfunk-Freundin. Sie beantragen, daß
die Rundfunkleitung zwischen 12 und l Ubr nachts
Gardinenpredigten einführt, damit Sie entlastet sind.
Wir haben Ihre Anregung an die Zentrale der Aus-
stellung „Heim u. Technik" weitergeleitet.

Striesecke in Wanke a. d. Panke. ZurEinreise
nach Oberbayern ist ein behördlich ausgestellter Jodel-
schein nicht nötig, doch ist Mäßigung in der Anwendung
zu empfehlen, da die Wiidbestände geschont werden
müffen. Das Füttern der Gemsen ist erlaubt, jedoch sollen
nach Tunlichkeit keine Wursthäute dazu verwendet werden. Für das
Paffieren der Münchner Straßen ist ein Eispickel nicht erforderlich. Das
oberbayerische Nationalkostüm soll während der Dauer des Aufenthalts
nicht abgelegt werden. Führer, die der norddeutschen Sprache mächtig
sind, stehen in ,cdem größeren Gebirgsort zur Verfügung. *•

10
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Fassadenkletterer"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Rübner, Kurt
Entstehungsdatum
um 1928
Entstehungsdatum (normiert)
1923 - 1933
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 168.1928, Nr. 4326, S. 10

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen