vorgestern abend fuhr ich wieder zu ihm hinaus, um mir ein paar
gute Ratschläge zu holen. Da höre ich unterwegs Feueralarm. Spritz-
wagen sausen an mir vorüber. Alles rennet, rettet, flüchtet. Ich hin-
terdrein. Kroßseuer am „Taubenweg!" Das Haus — das ganze,
schöne, alte, urgemütliche
Haus von meinem Freund
Mar Killinger— brennt lich-
terloh ! Nichts mehr zu retten!
Und mein Freund —mein
armerFreundKillinger? Nir-
gends zu sehen. Nirgends ein
Bein, ein Haar, ein Zipfel
von ihm. Rein wie wegge-
blasen! Ich sah ihn schon im
Geist verkohlt, unter rauchen-
den Trümmern . . . Schließ-
lich entdeckte ich ihn ganz hinten
im Garten, unter einem alten
Apfelbaum. Ganz verklärt.
Mit gefalteten Händen. Mit
strahlendem Lächeln. Und im-
merfort murmelt er vor sich
hin: „Ich bin fein heraus!
Ich kann lachen! Ich lache!
Ich lack mich kaputt!" Das
ging mir denn doch über die
Hutschnur. „Mensch" rüttelte
ich ihn, „bist du überge-
schnappt?! Bei so einem Un-
glück nützt dir doch der ganze
Krampf nichts mehr!" Er
grinste mir quietfchffdel ins
Gesicht. „Wieso Krampf?"
„Na — dein verrückter
Coue! Alles was recht ist —
aber zum „kaputtlachen" ist
doch sowas, weiß Gott, nicht!
Oder willst du vielleicht be-
haupten, daß dein Haus auch
bloß vom „Falschdenken" ab-
gebrannt ist?"
„Nein — im Gegenteil!"
feixte Killinger. „Vom Rich-
tigdenken!"-„Wieso ...?"
„Na — weil..." Die
letzten Balken verzischten in
einerFeuergarbe.Er kniffmich
verschmitzt in den Arm. „Weil
ich die alte Bruchbude erst
vorigen Monat für dreihun-
dert Mille Hab versichern las-
sen ...! Du Schafskopf!!"
Das Geschäft
Nachts halb drei wacht
Pochhammer auf. Vorn im
Laden hört er Geräusch. Ein-
brecher! Da nimmt er seinen Revolver aus dem Nachttischkasten
und schleicht lautlos an den Tatort, wo ein Kerl eben dabei ist, die
besten Stücke aus dem Trödlerladen zusammenzupacken: ein paar
Kabulteppiche, etliche Preziosen, eine Münzensammlung, einen Frack-
anzug und dergleichen.„Hände
hoch oder ich schieße!" donnert
Pochhammer.
Der Eindringling zuckt zu-
sammen und bebt gehorsam
seine Patschen. So ein Pech!
Aber dann kommt ihm ein
Gedanke: „Fünf Mark für
den Browning, Herr Poch-
hammer!" schreit er.
„Gemacht! — Dafür könn
Se 'n haben!"
Entfettungskur
„So, du machst alljährlich
eine sehr wirksame und billige
Entfettungskur?"
„Ja, indem ich meiner gan-
zen Verwandschaft in der
Reisezeit die Koffer packe."
Je nach dem!
Hausfrau: „Sie küffen
meinen Jungen? Dazu ist er
doch schon ein bischen zu alt."
Neu eingetretenes Dienst-
mädchen : „Das finde ich nicht,
gnädige Frau, eher noch et-
was zu jung."
Ach so!
„Aber, liebe Frau, wie
konntest du bei den schweren
Zeiten diesen teuren persischen
Gebetteppich kaufen?"
„Ach, Männe, mich über-
kam eben mal so eine fromme
Regung."
Unter Brüdern
Lehrer: „Gesetzt den Fall,
ich gäbe deinem Bruder acht-
zehn Nüffe, von denen er dir
ein Drittel abgeben soll. Was
würdest du dann kriegen?"
Schüler: „Die Schalen!
Modern
„Eure beiderseitigen Eltern
waren nicht geladen zur Hoch-
zeit?"
„Nein, - sie fand nur im
engsten Familienkreise statt!"
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gute Ratschläge zu holen. Da höre ich unterwegs Feueralarm. Spritz-
wagen sausen an mir vorüber. Alles rennet, rettet, flüchtet. Ich hin-
terdrein. Kroßseuer am „Taubenweg!" Das Haus — das ganze,
schöne, alte, urgemütliche
Haus von meinem Freund
Mar Killinger— brennt lich-
terloh ! Nichts mehr zu retten!
Und mein Freund —mein
armerFreundKillinger? Nir-
gends zu sehen. Nirgends ein
Bein, ein Haar, ein Zipfel
von ihm. Rein wie wegge-
blasen! Ich sah ihn schon im
Geist verkohlt, unter rauchen-
den Trümmern . . . Schließ-
lich entdeckte ich ihn ganz hinten
im Garten, unter einem alten
Apfelbaum. Ganz verklärt.
Mit gefalteten Händen. Mit
strahlendem Lächeln. Und im-
merfort murmelt er vor sich
hin: „Ich bin fein heraus!
Ich kann lachen! Ich lache!
Ich lack mich kaputt!" Das
ging mir denn doch über die
Hutschnur. „Mensch" rüttelte
ich ihn, „bist du überge-
schnappt?! Bei so einem Un-
glück nützt dir doch der ganze
Krampf nichts mehr!" Er
grinste mir quietfchffdel ins
Gesicht. „Wieso Krampf?"
„Na — dein verrückter
Coue! Alles was recht ist —
aber zum „kaputtlachen" ist
doch sowas, weiß Gott, nicht!
Oder willst du vielleicht be-
haupten, daß dein Haus auch
bloß vom „Falschdenken" ab-
gebrannt ist?"
„Nein — im Gegenteil!"
feixte Killinger. „Vom Rich-
tigdenken!"-„Wieso ...?"
„Na — weil..." Die
letzten Balken verzischten in
einerFeuergarbe.Er kniffmich
verschmitzt in den Arm. „Weil
ich die alte Bruchbude erst
vorigen Monat für dreihun-
dert Mille Hab versichern las-
sen ...! Du Schafskopf!!"
Das Geschäft
Nachts halb drei wacht
Pochhammer auf. Vorn im
Laden hört er Geräusch. Ein-
brecher! Da nimmt er seinen Revolver aus dem Nachttischkasten
und schleicht lautlos an den Tatort, wo ein Kerl eben dabei ist, die
besten Stücke aus dem Trödlerladen zusammenzupacken: ein paar
Kabulteppiche, etliche Preziosen, eine Münzensammlung, einen Frack-
anzug und dergleichen.„Hände
hoch oder ich schieße!" donnert
Pochhammer.
Der Eindringling zuckt zu-
sammen und bebt gehorsam
seine Patschen. So ein Pech!
Aber dann kommt ihm ein
Gedanke: „Fünf Mark für
den Browning, Herr Poch-
hammer!" schreit er.
„Gemacht! — Dafür könn
Se 'n haben!"
Entfettungskur
„So, du machst alljährlich
eine sehr wirksame und billige
Entfettungskur?"
„Ja, indem ich meiner gan-
zen Verwandschaft in der
Reisezeit die Koffer packe."
Je nach dem!
Hausfrau: „Sie küffen
meinen Jungen? Dazu ist er
doch schon ein bischen zu alt."
Neu eingetretenes Dienst-
mädchen : „Das finde ich nicht,
gnädige Frau, eher noch et-
was zu jung."
Ach so!
„Aber, liebe Frau, wie
konntest du bei den schweren
Zeiten diesen teuren persischen
Gebetteppich kaufen?"
„Ach, Männe, mich über-
kam eben mal so eine fromme
Regung."
Unter Brüdern
Lehrer: „Gesetzt den Fall,
ich gäbe deinem Bruder acht-
zehn Nüffe, von denen er dir
ein Drittel abgeben soll. Was
würdest du dann kriegen?"
Schüler: „Die Schalen!
Modern
„Eure beiderseitigen Eltern
waren nicht geladen zur Hoch-
zeit?"
„Nein, - sie fand nur im
engsten Familienkreise statt!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Nur keine Angst --!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Kommentar
Unidentifizierte Signatur W. Scholz
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1928
Entstehungsdatum (normiert)
1923 - 1933
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 169.1928, Nr. 4335, S. 116
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg