Fliegende Blätter (172.1930 (Nr. 4405-4430) = 86. Jahrg.)

3rn Wartezimmer Rechtsanwalt: „Die Damen kommen alle

in Scheidungsangelegenheiten, wie ich höre! Wer wartet denn am längsten?"
„Ich, Lerr Doktor! Ich bin bereits zwei Jahre verheiratet!"

Der Schuldner

„Den Taler, um den du mich vor einigen Monaten angepumpt hast, schenke
ich dir! Zurückgeben wirst du ihn ja doch nicht?"

„Aber sicher, sobald ich in der Lage bin! Schenk' mir 'n andern!"

Wahrheitsgetreu

Verhandlung in der Berufungsinstanz. Der Richter muß sich über den
Zeugen Lehmann wundern. „Also, was ist denn das? Jetzt erklären Sie, der
Angeklagte sei Ihnen bekannt. Aber vor dem Amtsgericht haben Sie das Gegen-
teil ausgesagt. Da haben Sie erklärt, er sei Ihnen ganz unbekannt."

„Na, gewiß doch! Ich Hab' den Mann doch damals vor dem Amtsgericht
kennen gelernt."

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Roman unter Tönen

Es liebt das eingeftrichne D,

Nicht ftumm, doch ohne Worte,

Das fo berühmte hohe C
Quer über zwei Akkorde.

Wenn diefes mit dem Cis verband
Sich zu 'nein langen Triller,

Dann zitterte der D=Amant
Und wurde still und stiller.

Wie sonst verliebte Leute find,

So war es auch bei diesen:

Von der ihm fyntonalen Quint
Wollte das D nichts willen.

Die Anverwandten, Terz und Quart,
Erregt ob diefes Falles,

Die sagten herzlos, roh und hart,

Es fei was atonales.

Septime, feine Tante, traf,

Das D bisweilen tödlich.

Sie quiekte: Bleib in der Oktav,
Mein Sohn, und nähr dich redlich!

Einll gab es in der Klaviatur
‘nen Knacks, und ziemlich unten,
Und unser D war ohne Spur
(Wie ein Kassier) verschwunden.

Die Sext sprach: Sehn Se nu, da harn S'
Die B'fcherung, sehr Verehrte!

Wo blieb das D denn heut bei Brahms
In dem Klavierkonzerte?

Dumpf sprach das As: Total verpatzt
Vom C, der üblen Nummer!

Ich kenne das: es ist geplatzt
Vor Liebe und vor Kummer.

Peter Kringel