Fliegende Blätter (175.1931 (Nr. 4483-4509) = 87. Jahrg.)

Zeichnung von K. Stirner

Oie Derge find fanft entglommen
Und brennen im Herbftrot fchön,
Die weißen Wolken kommen,
Ein stiller Zug von Frommen,
Die unaufhörlich gehn.

Herbft

Nun wird die Luft fo gläsern,
Die Ferne rückt fo nah,
Das Flüstern in den Gräfern,
Der Ton von Hummelbläsern
Ift morgen nicht mehr da.

Die Welt, das große Kind, schläft ein,
Hat einen Tag gewacht,

Und träumt schon still in sich hinein
Und jubelt vor dem Müdefein

Und jauchzt noch vor der Nacht.

h. w.

Ein seltener Erfolg

Zuhörern zum besten. Anter seinen seelenvollen Akkorden brach-
ten endlich todesmutige Männer die beiden Ohnmächtigen aus
Tageslicht, und als erster schlug Lerr Christian Lampl zur un-
aussprechlichen Freude seiner betagten Mutter die Augen auf
und nach einer Weile auch der Nepomuk Äolzapfel. Welch
sieghafte Gewalt ist doch dem Frauenalt eigen! Einen auch
nur ähnlichen Beifallssturm hat denn auch der Äirschbräu-
saal noch nicht erlebt. Wir gratulieren der ausgezeichneten
Sängerin zu diesem selbst in unserer musikfreudigen Stadt selte-
nen Erfolg."

Es läßt sich leicht denken, wie jetzt die mißgünstigen Außenseiter
mit seichtem Spott dieses beklagenswerte Presse-Erzeugnis aus-
schlachten. Man solle doch, sagen sie, bei künftigen Anfällen nicht
lang mit den ärztlicherseits empfohlenen Wiederbelebungsver-
suchen die kostbare Zeit vergeuden; man rufe vielmehr sofort
Frau Olga Safran herbei. Ihr sieghafter Frauenalt werde es in
kurzem schaffen.

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Entfremdung

„Sagt ihr seit der Streitigkeit am Stammtisch nicht mehr
du zueinander?"

„Nein, wir grüßen uns sogar nicht mehr; wir spielen nur
noch Skat zusammen!"

Der Arbeitsscheue

„Wollen Sie mir diese Äecke entraupen?"

„Nee!"

„Ich denke. Sie haben Äunger?"

„Ja, aber nich uff Raupen!"

Abkühlung

„In der ersten Zeit unserer Ehe weckte ich meinen Mann
morgens immer mit einem Kuß!"

„And später?"

„Nach acht Tagen hat er sich einen Wecker gekauft!"