Zeichnung von G. Traub
in China lebte Hagi-Naki-Kir
An einem Hügelchen, mit Reis bestanden.
Er hat ein rundes Häuschen aus Papier
Und keine Frau und keine Anverwandten.
Er schlürfte abends einsam seinen Tee
In seinen gelblackierten Holzpantinen
Und grübelte viel über Kong-Fu-Tse
Die ganze Nacht, so lang die Sterne schienen
Da fuhr einst die Prinzessin Kwang vorbei,
Gefolgt von ihrem ganzen, bunten Staate,
Zum Willkomm reicht’ ihr Kir ein faules Ei,
Das er im Reis einmal gefunden hatte.
Er rezitierte ihr ein Madrigal,
Das er gemacht, ganz künstlerischen Stiles:
Es handelte von Liebeslust und -quäl —
Der Hofstaat lachte, aber Kwang gefiel es.
Da beugte Kir sein quittegelbes Knie
Und sprach, er habe noch viel mehr Entwürfe,
Und schwur bei seinem Zopf, er liebe sie,
Ob auf sie dichten er, ob hoffen dürfe?
Sie scherzte: „Wohl, ich will die Deine sein!
Ich bin Prinzessin Kwang, mein guter Junge —
Drum schmück dein Haus und bring mich nur hinein!“
Rasch fuhr sie fort und lacht aus voller Lunge.
Der arme, gute Hagi-Naki-Kir
Sann nun auf weiter nichts als Liebeslieder,
Er hatte allerdings kein Schreibpapier,
Er schriebe auf seines Hauses Wände nieder.
Und als kein Platz mehr an der Innenwand,
Setzt er darunter zierlich seinen Namen,
Schnitt dann sein Häuschen sauber auseinand
Und rollte es vorsichtiglich zusammen.
Der Kaiser saS gerad beim Morgenschmaus,
Da naht sich Kwang, an einer Hand den Werber
Und in der andern ihres Liebsten Haus —
Schon winkt der Kaiser seinem Sohlengerber.
Doch als er die Geschichte hört von ihr,
Da rief er seine Räte, seine Richter,
Und machte Kir zum Prinzen von Pa-Pir,
Zum Schwiegersohn und auch noch zum
,,Haus"-Dichter.
A W
„Wer bist du?” sprach sie aus dem Kreis heraus
„Daß deine Verse süß wie Honig rinnen?“
„Ich heiße Kir. Du bist in meinem Haus,
Das ganz geschmückt ist — kannst du dich
entsinnen?“
„Du Schelm“, sprach sie, „das hätt ich
nicht gedacht,
Du würdest solche Keckheit an mir wagen!
Doch einem Mann, der solche Verse macht
Und Geist hat, kann man sich nicht wohl versagen."
Schrieb außen drauf: An die Prinzessin Kwang!
Umwands mit einer himmelblauen Quaste
Und wartete geduldig auf dem Gang
In Ihrer Großen Majestät Palaste.
Als das Prlnzeßchen, engelsschön und fein,
Vorübertrippelte mit ihren Frauen,
Warf er sich mit der Stirne auf den Stein
Und bat sie, sich die Rolle anzuschauen.
Sie dachte nicht an Schlauheit und Betrug
Und ging mit Kir in ihren Rosengarten,
In dem ein Heer von blauen Amseln schlug,
Und hieß die Frauen draußen ihrer warten,
Entrollte Hagi-Nakis Pergament,
Das schlau beschrieben war, wie er wohl wußte.
So daß sie's, ganz gefesselt bis zum End,
Im Kreis um sich herum entfalten mußte.
in China lebte Hagi-Naki-Kir
An einem Hügelchen, mit Reis bestanden.
Er hat ein rundes Häuschen aus Papier
Und keine Frau und keine Anverwandten.
Er schlürfte abends einsam seinen Tee
In seinen gelblackierten Holzpantinen
Und grübelte viel über Kong-Fu-Tse
Die ganze Nacht, so lang die Sterne schienen
Da fuhr einst die Prinzessin Kwang vorbei,
Gefolgt von ihrem ganzen, bunten Staate,
Zum Willkomm reicht’ ihr Kir ein faules Ei,
Das er im Reis einmal gefunden hatte.
Er rezitierte ihr ein Madrigal,
Das er gemacht, ganz künstlerischen Stiles:
Es handelte von Liebeslust und -quäl —
Der Hofstaat lachte, aber Kwang gefiel es.
Da beugte Kir sein quittegelbes Knie
Und sprach, er habe noch viel mehr Entwürfe,
Und schwur bei seinem Zopf, er liebe sie,
Ob auf sie dichten er, ob hoffen dürfe?
Sie scherzte: „Wohl, ich will die Deine sein!
Ich bin Prinzessin Kwang, mein guter Junge —
Drum schmück dein Haus und bring mich nur hinein!“
Rasch fuhr sie fort und lacht aus voller Lunge.
Der arme, gute Hagi-Naki-Kir
Sann nun auf weiter nichts als Liebeslieder,
Er hatte allerdings kein Schreibpapier,
Er schriebe auf seines Hauses Wände nieder.
Und als kein Platz mehr an der Innenwand,
Setzt er darunter zierlich seinen Namen,
Schnitt dann sein Häuschen sauber auseinand
Und rollte es vorsichtiglich zusammen.
Der Kaiser saS gerad beim Morgenschmaus,
Da naht sich Kwang, an einer Hand den Werber
Und in der andern ihres Liebsten Haus —
Schon winkt der Kaiser seinem Sohlengerber.
Doch als er die Geschichte hört von ihr,
Da rief er seine Räte, seine Richter,
Und machte Kir zum Prinzen von Pa-Pir,
Zum Schwiegersohn und auch noch zum
,,Haus"-Dichter.
A W
„Wer bist du?” sprach sie aus dem Kreis heraus
„Daß deine Verse süß wie Honig rinnen?“
„Ich heiße Kir. Du bist in meinem Haus,
Das ganz geschmückt ist — kannst du dich
entsinnen?“
„Du Schelm“, sprach sie, „das hätt ich
nicht gedacht,
Du würdest solche Keckheit an mir wagen!
Doch einem Mann, der solche Verse macht
Und Geist hat, kann man sich nicht wohl versagen."
Schrieb außen drauf: An die Prinzessin Kwang!
Umwands mit einer himmelblauen Quaste
Und wartete geduldig auf dem Gang
In Ihrer Großen Majestät Palaste.
Als das Prlnzeßchen, engelsschön und fein,
Vorübertrippelte mit ihren Frauen,
Warf er sich mit der Stirne auf den Stein
Und bat sie, sich die Rolle anzuschauen.
Sie dachte nicht an Schlauheit und Betrug
Und ging mit Kir in ihren Rosengarten,
In dem ein Heer von blauen Amseln schlug,
Und hieß die Frauen draußen ihrer warten,
Entrollte Hagi-Nakis Pergament,
Das schlau beschrieben war, wie er wohl wußte.
So daß sie's, ganz gefesselt bis zum End,
Im Kreis um sich herum entfalten mußte.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Chinesisches Märchen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1932
Entstehungsdatum (normiert)
1927 - 1937
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 176.1932, Nr. 4531, S. 339
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg