Gefühl." — „Aha, mehr können Se wohl nich' stemmen, wat?"
Elektro-Figaro. D. R. P. Von Georg Büsing
Ich habe einen starken Bartwuchs. Ich mutz mich morgens, mittags
und abends rasieren. Wenn ich einmal einen dieser Termine ver-
paffe, dann sehe ich aus wie Tante Amalie ihre Stachelkakteen, und
meine Frau seufzt resigniert: O, wenn ich das doch vorher . . . .
Na Sie wissen ja, was Frauen so über Ehemänner denken.
Zuerst habeich mich beim Friseur rasieren lassen. Morgens,mittags,
abends. Latte mir gut gefallen, wenn das Warten nicht dabei gewesen
wäre. So täglich zwei Stunden verbrachte ich in Varbierstuben. Eines
Abends wollte ich zu Wallensteins Tod, Schiller-Theater. Mit Frau
und Nachbar Schulze und Frau. Als ich frisch rasiert und duftend nach
„4711" im Theater ankam, war Wallenstein gerade beerdigt worden.
Seitdem gehen Schulzes allein ins Theater.
Dann kam das mit dem Gehaltsabbau. Meine Frau sprach von ein-
schränken. Ich solle mich doch selbst rasiere» und nicht so viel Streichhölzer
verschwenden.Schön. Ich kaufte mir einen Rasierapparatund einFeuerzeug.
Das Feuerzeug funktionierte prachtvoll. Zweimal hatten wir einen
Stubenbrand und einmal eine Explosion, die von der Erdbebenwarte in
Yokohama ausgezeichnet wurde. Weniger Freude hatte ich allerdings
an den Rasierapparaten. Plural, jawohl. Ich probierte alle Systeme durch,
Guillotine, Toussaint-Langenscheidt, Eons, Stolze-Schrey usw. usw. Wenn
jemand einen Lande! mit gebrauchten Rasierapparaten anzufangen be-
absichtigt — bitte klingeln! Doktor Eisenbartstraße 133, 2. Etage links.
Gut, daß wir das Land der Dichter und Denker sind. Sonst wäre
ich bestimmt eines Tages unter der Marke „Guillotine" verblutet. Ja,
es erfand einer einen elektrischen Rasierapparat, den Elektro Figaro
gegen Bartwuchs niit finsterem Einschlag.
Ich kaufte mir das Ding. Selbstverständlich D. R. P. Ich war ent-
zückt. Man brauchte nur anzusetzen, einmal rauf, einmal runter, und
die Wangen waren glatt und freundlich wie das Lächeln der Mona
Lisa. Außerdem könne man sich mit dem Apparat nicht das Leben neh-
men, sagt der Erfinder. And das Einseifen fiele fort. Vorbei die uner-
quicklichen Situationen, wo man mit hängenden Losenträgern vorm
Spiegel Schaum schlägt und der Schwiegermutter, die mal im Vorbei-
gehen für einige Wochen rcinkuckt, bei den Begrüßungsfeierlichkeiten
aus Angst um die Erbschaft mit dem Rasierpinsel durch die Augen fährt.
Friede auf Erden.
Rur einige kleine, unbedeutende Zwischenfälle wären noch zu ver-
merken. Karlchen, mein Sohn, in dem meine Frau, nachdem er zwei
Radioapparate und einen Staubsauger gcbrauchsunfähig gemacht hatte,
den konimenden Edison sieht, probierte natürlich auch die neue Maschine
aus. Die Erfolge waren in jeder Linsicht verblüffend. Zunächst schor
er die 4jährige Elfriede von Schulzens nebenan vollkommen kahl.
Dann verwandelte er den Scidcnspitz von Frau Archivrat Lolzwurm
in ein aalglattes Säugetier siebcnundzwanzigster Ordnung. Die Kak-
teen von Tante Amalie, die wir zur Pflege haben, schauen aus wie
vergrämte Kartoffeln. Außerdem hat der Pcrserteppich im Salon
seit längerem einige Oasen und meine Schwiegermutter eine Tonsur.
Sie hat geschrien, daß sie diese Schmach nicht überleben würde. Es
ist schon drei Monate her ... .
Der ausgelassene Sportschüler
Elektro-Figaro. D. R. P. Von Georg Büsing
Ich habe einen starken Bartwuchs. Ich mutz mich morgens, mittags
und abends rasieren. Wenn ich einmal einen dieser Termine ver-
paffe, dann sehe ich aus wie Tante Amalie ihre Stachelkakteen, und
meine Frau seufzt resigniert: O, wenn ich das doch vorher . . . .
Na Sie wissen ja, was Frauen so über Ehemänner denken.
Zuerst habeich mich beim Friseur rasieren lassen. Morgens,mittags,
abends. Latte mir gut gefallen, wenn das Warten nicht dabei gewesen
wäre. So täglich zwei Stunden verbrachte ich in Varbierstuben. Eines
Abends wollte ich zu Wallensteins Tod, Schiller-Theater. Mit Frau
und Nachbar Schulze und Frau. Als ich frisch rasiert und duftend nach
„4711" im Theater ankam, war Wallenstein gerade beerdigt worden.
Seitdem gehen Schulzes allein ins Theater.
Dann kam das mit dem Gehaltsabbau. Meine Frau sprach von ein-
schränken. Ich solle mich doch selbst rasiere» und nicht so viel Streichhölzer
verschwenden.Schön. Ich kaufte mir einen Rasierapparatund einFeuerzeug.
Das Feuerzeug funktionierte prachtvoll. Zweimal hatten wir einen
Stubenbrand und einmal eine Explosion, die von der Erdbebenwarte in
Yokohama ausgezeichnet wurde. Weniger Freude hatte ich allerdings
an den Rasierapparaten. Plural, jawohl. Ich probierte alle Systeme durch,
Guillotine, Toussaint-Langenscheidt, Eons, Stolze-Schrey usw. usw. Wenn
jemand einen Lande! mit gebrauchten Rasierapparaten anzufangen be-
absichtigt — bitte klingeln! Doktor Eisenbartstraße 133, 2. Etage links.
Gut, daß wir das Land der Dichter und Denker sind. Sonst wäre
ich bestimmt eines Tages unter der Marke „Guillotine" verblutet. Ja,
es erfand einer einen elektrischen Rasierapparat, den Elektro Figaro
gegen Bartwuchs niit finsterem Einschlag.
Ich kaufte mir das Ding. Selbstverständlich D. R. P. Ich war ent-
zückt. Man brauchte nur anzusetzen, einmal rauf, einmal runter, und
die Wangen waren glatt und freundlich wie das Lächeln der Mona
Lisa. Außerdem könne man sich mit dem Apparat nicht das Leben neh-
men, sagt der Erfinder. And das Einseifen fiele fort. Vorbei die uner-
quicklichen Situationen, wo man mit hängenden Losenträgern vorm
Spiegel Schaum schlägt und der Schwiegermutter, die mal im Vorbei-
gehen für einige Wochen rcinkuckt, bei den Begrüßungsfeierlichkeiten
aus Angst um die Erbschaft mit dem Rasierpinsel durch die Augen fährt.
Friede auf Erden.
Rur einige kleine, unbedeutende Zwischenfälle wären noch zu ver-
merken. Karlchen, mein Sohn, in dem meine Frau, nachdem er zwei
Radioapparate und einen Staubsauger gcbrauchsunfähig gemacht hatte,
den konimenden Edison sieht, probierte natürlich auch die neue Maschine
aus. Die Erfolge waren in jeder Linsicht verblüffend. Zunächst schor
er die 4jährige Elfriede von Schulzens nebenan vollkommen kahl.
Dann verwandelte er den Scidcnspitz von Frau Archivrat Lolzwurm
in ein aalglattes Säugetier siebcnundzwanzigster Ordnung. Die Kak-
teen von Tante Amalie, die wir zur Pflege haben, schauen aus wie
vergrämte Kartoffeln. Außerdem hat der Pcrserteppich im Salon
seit längerem einige Oasen und meine Schwiegermutter eine Tonsur.
Sie hat geschrien, daß sie diese Schmach nicht überleben würde. Es
ist schon drei Monate her ... .
Der ausgelassene Sportschüler
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Gans wiegt nicht mehr als acht Pfund, ..." "Der ausgelassene Sportschüler"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1933
Entstehungsdatum (normiert)
1928 - 1938
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 179.1933, Nr. 4611, S. 382
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg