o
Der Kaufmann Schmückebock erzählte:
„Fünf Jahre lang habe ich mir die erdenklichste Mühe gegeben,
einem Lund das Rechnen beizubringen. Es war ein Schäferhund,
ein ausnehmend kluges Tier, das jedes Wort verstand, aber die
Mathematik hat ihm doch manche bittere Stunde bereitet. And mir
auch. Am schwersten war der Anfang. Ein volles Jahr hat es ge-
dauert, bis er begriff, daß 1 mal l — 1 und 2 mal 2—4 ist.
Dann ging es viel schneller. Zn zwei Jahren konnte er bereits das
ganze kleine Einmaleins, im dritten Jahre lernte er die Division
und Subtraktion dazu. Was soll ich Ihnen sagen? Nach 5 Jahren
konnte er perfekt rechnen. Da, eines Tages, als ich ins Büro komme,
liegt das wunderbare Tier, von einem Lerzschlag getroffen, vor
meinem Schreibtisch. Ich wollte ihn am selben Tag der Akademie
der Wissenschaften vorführen. Die geistige Arbeit hat wohl doch
seine Gesundheit untergraben — —"
„Vor Ihrem Schreibtisch?" fragte jemand.
„Jawohl. Ich war eine Viertelstunde hinausgegangen, und das
Lauptbuch lag aufgeschlagen da."
„Nun, dann ist die Sache klar: der Lund hatte Ihre Bilanz
gelesen." Curry
Der Nachmittagsschlaf
Gestern abend saß ich mit dem jungen Doktor Klopper zusam-
men, der seit einem Vierteljahr seine fleißig erworbenen Kenntnisse
für das Wohl und gegen das Wehe der Menschheit verwenden will.
Er hat nämlich eine Praxis eröffnet.
Da mußte ich ihm doch etwas Angenehmes sagen. „Also, Lerr
Doktor, wenn mir was fehlt, dann komme ich zu Ihnen. Wann
haben Sie Sprechstunde?"
„Von 2 bis 4," sagte Doktor Klopper und freute sich.-
Dann sprachen wir von andern Dingen. Auf einmal mußte ich
gähnen, obwohl Doktor Klopper eben etwas Gescheites gesagt hatte.
„Entschuldigen Sie, Lerr Doktor, aber ich bin heute um meinen
Nachmittagsschlaf gekommen. Ich schlafe sonst immer nach dem
Effen. Das ist doch auch ganz gesund, nicht wahr?" — Soviel
darf man einen Arzt schon fragen, das ist noch kein Konsultations-
schinden.
„O gewiß!" sagte Doktor Klopper auch bereitwillig. „Ich schlafe
auch immer am Nachmittag."
„And wie lange, Lerr Dottor?"
„Ach,— so zwischen 2 und 4 Ahr." —on.
Genau befolgt „12 Ahr mittags, und du liegst noch im Bette?"
„Auf ärztliche Anordnung, Vater!"
„ ? ? ? "
„Der Doktor sagte, ein normaler Mensch soll unbedingt 8 Stunden schlafen."
98
Alte Regel
„Aber morgen möchte ich mein Geld haben!" hätte
Zweckdorn zuerst gesagt. Dann hatte er erklärt: „Morgen
will ich mein Geld haben!" und schließlich: „Morgen muß
ich mein Geld haben!" And jedesmal hatte Kleesalz sehr
sanft geantwortet: „Aber ja, Lerr Zweckdorn! Ganz be-
stimmt, Lerr Zweckdorn!" And dann war Jweckdorn ge-
gangen.
Nun schüttelt Graupe, der Sozius, das kummervolle
Laupt. „Warum haben Sie immer ja gesagt? Sie wissen
doch, daß der Mann morgen kein Geld kriegen kann."
„Weiß ich! Aber Leuten, die an einer fixen Idee leiden,
soll man nicht widersprechen."
Der junge Topelius ist zum Tee bei Frau Ella Stutz.
Gerade am Tage vorher hat in der „Abendpost" ein
Feuilleton gestanden: Die Frau und das Theater. Von
E. Stutz.
„Allerdings — der kleine Aufsatz ist von mir," gibt
Frau Ella Stutz zu.
„Ah-in der Tat!" Der junge Topelius staunt,
als wäre etwas geschehen, das er nie und nimmer für
möglich gehalten hätte.
Frau Ella lächelt. „Sie scheinen mich unterschätzt
zu haben."
„Aber gnädige Frau—im Gegenteil, ganzim Gegenteil!"
Der Kaufmann Schmückebock erzählte:
„Fünf Jahre lang habe ich mir die erdenklichste Mühe gegeben,
einem Lund das Rechnen beizubringen. Es war ein Schäferhund,
ein ausnehmend kluges Tier, das jedes Wort verstand, aber die
Mathematik hat ihm doch manche bittere Stunde bereitet. And mir
auch. Am schwersten war der Anfang. Ein volles Jahr hat es ge-
dauert, bis er begriff, daß 1 mal l — 1 und 2 mal 2—4 ist.
Dann ging es viel schneller. Zn zwei Jahren konnte er bereits das
ganze kleine Einmaleins, im dritten Jahre lernte er die Division
und Subtraktion dazu. Was soll ich Ihnen sagen? Nach 5 Jahren
konnte er perfekt rechnen. Da, eines Tages, als ich ins Büro komme,
liegt das wunderbare Tier, von einem Lerzschlag getroffen, vor
meinem Schreibtisch. Ich wollte ihn am selben Tag der Akademie
der Wissenschaften vorführen. Die geistige Arbeit hat wohl doch
seine Gesundheit untergraben — —"
„Vor Ihrem Schreibtisch?" fragte jemand.
„Jawohl. Ich war eine Viertelstunde hinausgegangen, und das
Lauptbuch lag aufgeschlagen da."
„Nun, dann ist die Sache klar: der Lund hatte Ihre Bilanz
gelesen." Curry
Der Nachmittagsschlaf
Gestern abend saß ich mit dem jungen Doktor Klopper zusam-
men, der seit einem Vierteljahr seine fleißig erworbenen Kenntnisse
für das Wohl und gegen das Wehe der Menschheit verwenden will.
Er hat nämlich eine Praxis eröffnet.
Da mußte ich ihm doch etwas Angenehmes sagen. „Also, Lerr
Doktor, wenn mir was fehlt, dann komme ich zu Ihnen. Wann
haben Sie Sprechstunde?"
„Von 2 bis 4," sagte Doktor Klopper und freute sich.-
Dann sprachen wir von andern Dingen. Auf einmal mußte ich
gähnen, obwohl Doktor Klopper eben etwas Gescheites gesagt hatte.
„Entschuldigen Sie, Lerr Doktor, aber ich bin heute um meinen
Nachmittagsschlaf gekommen. Ich schlafe sonst immer nach dem
Effen. Das ist doch auch ganz gesund, nicht wahr?" — Soviel
darf man einen Arzt schon fragen, das ist noch kein Konsultations-
schinden.
„O gewiß!" sagte Doktor Klopper auch bereitwillig. „Ich schlafe
auch immer am Nachmittag."
„And wie lange, Lerr Dottor?"
„Ach,— so zwischen 2 und 4 Ahr." —on.
Genau befolgt „12 Ahr mittags, und du liegst noch im Bette?"
„Auf ärztliche Anordnung, Vater!"
„ ? ? ? "
„Der Doktor sagte, ein normaler Mensch soll unbedingt 8 Stunden schlafen."
98
Alte Regel
„Aber morgen möchte ich mein Geld haben!" hätte
Zweckdorn zuerst gesagt. Dann hatte er erklärt: „Morgen
will ich mein Geld haben!" und schließlich: „Morgen muß
ich mein Geld haben!" And jedesmal hatte Kleesalz sehr
sanft geantwortet: „Aber ja, Lerr Zweckdorn! Ganz be-
stimmt, Lerr Zweckdorn!" And dann war Jweckdorn ge-
gangen.
Nun schüttelt Graupe, der Sozius, das kummervolle
Laupt. „Warum haben Sie immer ja gesagt? Sie wissen
doch, daß der Mann morgen kein Geld kriegen kann."
„Weiß ich! Aber Leuten, die an einer fixen Idee leiden,
soll man nicht widersprechen."
Der junge Topelius ist zum Tee bei Frau Ella Stutz.
Gerade am Tage vorher hat in der „Abendpost" ein
Feuilleton gestanden: Die Frau und das Theater. Von
E. Stutz.
„Allerdings — der kleine Aufsatz ist von mir," gibt
Frau Ella Stutz zu.
„Ah-in der Tat!" Der junge Topelius staunt,
als wäre etwas geschehen, das er nie und nimmer für
möglich gehalten hätte.
Frau Ella lächelt. „Sie scheinen mich unterschätzt
zu haben."
„Aber gnädige Frau—im Gegenteil, ganzim Gegenteil!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Genau befolgt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1934
Entstehungsdatum (normiert)
1929 - 1939
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)