Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zeichnung von Wtron

Wir brauchen mehr

Gemüt Von Peter Robinson

Alfred kommt zu Bruno geeilt. Er hat
nicht viel Zeit übrig; er will Bruno nur
kurz etwas Mitteilen und dann gleich weiter
an seine Geschäfte.

Brunos Laushälrerin öffnet. „Guten
Tag, Frau Müllerl Der Lerr Doktor ist
doch zu Lause? Richtig — ich höre ihn ja.

Aber es ist jemand bei ihm. Da will ich
nicht stören; bitten Sie ihn nur mal auf
'ne Minute heraus!"

„Ach nein, er ist ja ganz allein. Er redet
bloß für sich selber was. Aber ganz wild

ist er dabei-ach Gott, wie er sich eben

aufgeführt hat!" Die Laushälterin ist ver-
stört; sie sieht an ihrer weißen Schürze
hinunter, die einen großen braunen, an-
scheinend noch feuchten Fleck zeigt, und
bindet die so verunziert« Schürze mit zit-
ternden Länden ab. „Das war ja schrecklich!"

„Was denn, Frau Müller?" erkundigt
sich Alfred.

„Eben war der Mann mit der Gas-
rechnung da. Zch ging also zum Lerrn
Doktor hinein. Der stand vor seinem Schreib-
tisch und redete ganz laut was vor sich hin,
und wie er mich sah, da zeigte er wütend
auf die Tür und schrie bloß: Raus! —

And wie ich dann sagte: Aber es ist ja die
Gasrechnung! — da redete er seinen Kram
immer weiter, und als ich dann doch nicht
gleich ging, da packte er die Kaffeetasse
und schmiß sie nach mir. Sowas brauch'
ich mir doch nicht gefallen zu lassen. Jetzt
wünsch' ich aber, daß uns das Gas abge-
sperrt wird."

„Na, wollen mal sehn!" meint Alfred
und geht zu Bruno hinein. Der steht, wie
Frau Müller erzählt hat, vor seinem
Schreibtisch, aus dem ein paar beschriebene
Blätter liegen — neben einer Küchenwecker-
uhr, die aufdringlich tickt. Bruno blickt
gerade auf Papier und Ahr und spricht,
während er den Kopf wieder hebt und
nachdrucksvoll zurückwirft: „-und so

ift es denn wahr: der Verstand zwar regelt und ordnet die Beziehungen
der Menschen, aber das Gemüt nur kann sie wärmer und freundlicher
gestalten und auch der bloßen Notwendigkeit einer rein äußeren Be-
gehung etwas harmonische Gefälligkeit verleihen. O, daß wir doch
wehr auf die Aeußerungen des Gemüts bedacht wären!"

Limmel, was quatscht der Mensch! denkt Alfred. Dann ruft er:
»Morgen, alter Junge!"

Bruno läßt den rechten Arm einmal wild Herumwirbeln und

kedet weiter: „Wenn wir jemand empfangen-wie anders grüßt

da das Gemüt als der Verstand! Der Verstand entbietet nur den
höflichen, den kühlen Gruß-"

„Morgen, alter Junge!" ruft Alfred noch einmal.

„Tag!" brüllt Bruno und redet weiter: „-das Gemüt aber

herzliches Willkommen. Der Verstand läßt uns zögern und ab-
crr>rten' Gemüt aber unbefangen und liebenswürdig nach dem
Moher und Weshalb fragen. Ja wirklich-"

Was redet der Mensch da für Blödsinn! denkt Alfred. Erjagt:
»Mein Lieber, ich Habs eilig. Ich wollte dich nur fragen, ob du heute
übend mitkommen willst."

»Äalts Maul!" brüllt Bruno und redet weiter: „— — wir
München mehr Gemüt gerade in dieser harten Zeit, die durch ein

Der Billardweltmeister Sebastian Ballbandeball auf der Jagd

freundliches Zusammenleben und gefälliges Begegnen weitaus leichter
werden würde. Der Verstand richtet Schranken auf, die oft not-
wendig sein mögen, aber das Gemüt ist der Lobel, der wenigstens
die harten Ecken dieser Schranken glättet und rundet. O, daß wir
uns doch mehr-"

Er ist verrückt! denkt Alfred. Er versucht, seine Mitteilung an-
zubringen: „Ich habe nämlich zwei Karten für die Oper geschenkt
bekommen."

„Still, Ochse!" schreit Bruno und deklamiert weiter: „-durch

das Gemüt leiten kaffen möchten! Seine Stimme lehrt uns-"

„Für die ,Meistersinger". Das ist doch deine Lieblingsoper."
Alfred schreit nun auch.

„Ruhe, Schafskopf!-zum Lerzen des Nächsten zu sprechen,

und so werden wir dafür auch freundliches Entgegnen finden, und statt
vieler Dornen und Disteln werden an unserm Wege die Rosen-"

„Na, dann gehe ich eben wieder!" ruft Alfred.

„Still, Idiot!-gegenseitigen Ermuntern« und Ausrichtens

blühen. Seien wir also stets eingedenk der Worte des Dichters, der
köstlichen Worte-"

Alfred geht zur Tür.

„Lierbleiben, Rhinozeros! — aus der Weisheit des Brahmanen:

III
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Billardweltmeister Sebastian Ballbandeball auf der Jagd"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Wiron, Wuwra
Entstehungsdatum
um 1934
Entstehungsdatum (normiert)
1929 - 1939
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 180.1934, Nr. 4620, S. 111
 
Annotationen